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Ein Sebnitzer auf Zeitreise

Uwe Hoffmann hat einen Fotoband über seine Heimatstadt gestaltet – ganz modern und doch historisch.

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© Steffen Unger

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Angefangen hat es mit einem Geburtstagsgeschenk. Für die Geschichte seiner Heimatstadt interessiert sich der Sebnitzer Uwe Hoffmann schon lange. Er ist begeistert von alten Fotoaufnahmen. Besonders haben es ihm handcolorierte Postkarten angetan, die zu Beginn der 20. Jahrhunderts entstanden und das Antlitz der Stadt in die Welt hinaustrugen. Als er vergangenes Jahr im Herbst nach einem besonderen Geburtstagsgeschenk für seinen Bruder suchte, der sich ebenso für die Stadtgeschichte interessiert, kam er auf die Idee, ein Buch mit eben diesen historischen Aufnahmen zu gestalten, ergänzt um Wissenswertes zur Geschichte.

Fotoband

Obergasse Blick von der Hertigswalder Straße hinauf zur Obergasse, deren Bebauung um 1620 begann. Die Umgebindehäuser vermitteln das Flair des alten Sebnitz.
Obergasse Blick von der Hertigswalder Straße hinauf zur Obergasse, deren Bebauung um 1620 begann. Die Umgebindehäuser vermitteln das Flair des alten Sebnitz.
Finkenbergstraße Das heutige Polizeirevier wurd e als Sitz des als königlich-sächsischen Amtsgerichts in der Zeit des Ersten Weltkriegs gebaut.
Finkenbergstraße Das heutige Polizeirevier wurd e als Sitz des als königlich-sächsischen Amtsgerichts in der Zeit des Ersten Weltkriegs gebaut.
Kirchstraße Das Diakonat auf der Kirchstraße verdankt seine Entstehung einem Dresdner Ratsherrn, der vor der Pest nach Sebnitz flüchtete und der Stadt später Geld vermachte.
Kirchstraße Das Diakonat auf der Kirchstraße verdankt seine Entstehung einem Dresdner Ratsherrn, der vor der Pest nach Sebnitz flüchtete und der Stadt später Geld vermachte.

Das individuelle Geschenk verfehlte seine Wirkung nicht, doch auch Uwe Hoffmann hatte gewissermaßen Blut geleckt. Je mehr er in die Materie einstieg, umso faszinierter war er. Etwa von alten Ausflugszielen wie dem Hochbusch mit seinem früheren Aussichtsturm oder der Entstehungsgeschichte des Diakonats, die bis auf eine Pestepidemie in Dresden zurückgeht.

Die Idee: Aus dem Geburtstagsgeschenk mit den historischen Aufnahmen sollte ein richtiges Buch werden, das er veröffentlichen könnte. Doch schnell musste Uwe Hoffmann erkennen, dass dies nicht funktioniert. Für das private Geburtstagsbuch hatte er die originalen Postkartenmotive verwendet. Wollte er das Buch veröffentlichen, müsste er zuvor sämtlich Urheber oder deren Rechtsnachfolger aufspüren, um etwaige Rechte an den Aufnahmen abzuklären. „Das war schier ein Ding der Unmöglichkeit“, sagt Uwe Hoffmann.

Was tun? Woher die Bilder nehmen? Irgendwann kam ihm die rettende Idee. Er macht sie einfach selbst: aktuelle Fotos, die künstlich am Rechner gealtert werden, damit sie das historische Flair der alten handcolorierten Postkarten ausstrahlen. Auf diese Weise konnte er drei seiner Hobbys kombinieren: Fotografie, Stadtgeschichte und Bildbearbeitung am Computer.

Nach den ersten Probeaufnahmen dauerte es eine ganze Weile, bis er die richtige Rezeptur zur Bearbeitung der Bilder gefunden hatte. Mehrere Ebenen werden dazu übereinander gelegt, hier etwas mehr Licht hin, dort ein bisschen weg, am Kontrast und an den Farben drehen, was technisch so möglich ist. „Man darf es aber nicht übertreiben“, sagt Uwe Hoffmann, das wirke dann schnell störend.

Dann ging es auf die Jagd nach den Motiven, meist am frühen Abend oder am Wochenende, wenn niemand groß unterwegs war in der Stadt. Denn Autos oder aktuell gekleidete Menschen machen sich nicht gut auf Bildern, die aussehen sollen wie vor hundert Jahren. Am Polizeirevier beispielsweise, dem früheren Sitz des königlich-sächsischen Amtsgerichts, brauchte es einige Anläufe, bis der Parkplatz davor endlich einmal leer war. Nicht selten kassierte Uwe Hoffmann bei seinen Fototouren skeptische Blicke, nach dem Motto „Was steht der hier rum und fotografiert irgendwelche Häuser?“ Er nimmt‘s mit Humor.

In vier bis fünf Monaten „Feierabendbastelei“, wie Uwe Hoffmann es nennt, ist ein Fotoband mit 80 Bildern entstanden. Zu jedem Motiv hat er einige Zeilen mit historischen Details getextet – nicht einfach abgeschrieben, sondern gesammelt aus vielen Quellen, wie den Büchern von Alfred Meiche und Manfred Schober, alten Adressbüchern und Hinweistafeln in der Stadt. Das Ergebnis kommt an. Rund 70 Exemplare haben bereits einen Käufer gefunden.

Bei aller Begeisterung für die Historie liegt Uwe Hoffmann aber das Jetzt und Heute am Herzen. Im Vorwort des Buches schreibt er: „…bei all dem, was einmal war, geht der Blick zugleich in die Zukunft. In der es gilt, sich nicht auf bislang Geschaffenem auszuruhen. Schließlich gibt es noch so manchen Platz in der Stadt, der im Dornröschenschlaf weilt und darauf wartet, zu neuer Blüte erweckt zu werden.“

„Sebnitz – Eine Zeitreise“ von Uwe Hoffmann ist erhältlich in der Bücherinsel am Markt, der Touristinfo sowie dem Heimatmuseum in Sebnitz. Preis: 19.95 Euro.