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Ein schwerer Abschied

Er war mit dem Sport in der Region so verbunden wie kaum einer. Nun starb Johannes Förster mit 85 Jahren.

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© Archiv: Daniel Förster

Von Wolfgang Vogt

Pirna. Die Stadt Pirna nimmt Abschied von einem bedeutenden Botschafter des Vereins- und Behindertensports in der Region. Mit 85 Jahren starb Johannes Förster am Dienstagabend nach langer, schwerer Krankheit. Wer hier in der Sächsischen Schweiz in den letzten 65 Jahren mit dem Sport verbunden war, kannte ihn wahrscheinlich. Sport war für ihn Hobby und Leidenschaft in einem. Rudern, Leichtathletik und Wintersport waren seine bevorzugten Sportarten, die er selbst aktiv betrieb.

Ansonsten kümmerte sich Johannes Förster in seinen zahlreichen Ehrenämtern um die gesamte Palette des Sports. Fair Play, Behindertensport und Würdigung der ehrenamtlichen Tätigkeit waren bis zuletzt seine Hauptthemen. Dabei nahm das Ehrenamt einen besonderen Stellenwert ein. Zeitlebens versuchte er, für die Arbeit der Freiwilligen im Sport eine größere gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen, mit dem Wissen, dass es ohne deren Engagement keine Sportbewegung gäbe. In seinen Augen war die Leidenschaft für diese Menschen deutlich zu sehen.

Dafür konnte er auch sehr leidenschaftlich streiten. Er hat es sich selbst und seinen Sportfreunden nie leicht gemacht hat. Bevor eine Entscheidung zu treffen war, hörte er sich die Argumente beider Seiten an und entschied sich dann für die aus seiner Sicht richtige Position. Besonders freute er sich über seine Berufung als „Botschafter der Wärme“ der Verbundnetz AG im Jahre 2007.

Über 50 Jahre Vorstandsmitglied beim SV Fortschritt Pirna, über 50 Jahre Übungsleiter, 15 Jahre Vizepräsident beim Kreissportbund und noch länger als Referent bei der Aus- und Fortbildung des Kreissportbundes, davon 14 Jahre in führender Position. Johannes Förster war außerdem Gründungs- und Ehrenmitglied beim LSV Pirna – dem Autor sei verziehen, wenn bei der Fülle der Aufgaben etwas vergessen wurde. Generationen hat Johannes Förster mit der Liebe zum Sport durch das Leben begleitet. Auch wir haben uns bereits als Schüler und Sportlehrer in den 1960er-Jahren an der Goethe-Schule in Pirna kennengelernt. Noch bis kurz vor seinem Tod haben wir uns regelmäßig über den Sport hier in der Region ausgetauscht.

Der Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Pierre Baron de Coubertin, schrieb in seinen Memoiren, ausgerechnet im Geburtsjahr von Johannes Förster 1931 zum Thema Sport: „Er bedeutet für jeden Menschen eine Quelle möglicher innerer Vervollkommnung …“ Eine Maxime, die auch Johannes Förster ein Leben lang beherzigt hat.

Wenn er auch einen Großteil seines Lebens dem Sport widmete, war er offen für andere Dinge, wie Kunst und Kultur. Ein besonderes Erlebnis war für ihn eine Bildungsreise nach Jerusalem, die ihn sehr nachdenklich stimmte. Eine andere Reise ist ihm ebenfalls noch in guter Erinnerung gewesen: nach Griechenland zu den Wurzeln der olympischen Bewegung.

Im Jahr 2011 wurde er vom damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In der Laudatio hieß es: „Seit 60 Jahren setzt er sich beispielhaft im Vereins- und Behindertensport ein. Zu nennen ist etwa seine Tätigkeit als Vorstandsmitglied im SV Fortschritt Pirna sowie als Vizepräsident des Kreissportbundes. Maßgeblich wirkte er auch am Aufbau demokratischer Strukturen in den sächsischen Sportvereinen mit. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz von Herrn Förster für die Integration von Menschen mit Behinderungen in den Vereinssport.“ Sätze, die zeigen, wie bedeutend die Arbeit und der Einsatz von Johannes Förster für die Region gewesen ist.