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Ein Schnäppchen für den Schützenverein

Die Krögiser Schützen wollen ihr Vereinsgelände für 3 000 Euro kaufen. Die Gemeinde hatte einst 50 000 Euro dafür bezahlt.

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Von Jürgen Müller

Der Name des Krögiser Schützenvereins 1183 verspricht mehr, als er halten kann. Der Verein wurde nämlich keineswegs 1183 gegründet, sondern erst 1990. Die Jahreszahl im Vereinsnamen weist auf die Ersterwähnung von Krögis hin. Der Verein nutzt ein großes Gelände in Canitz, das ihm von der Gemeinde Käbschütztal zur Verfügung gestellt wird. Der Schießplatz und das Vereinsheim – das Schützenhaus – befinden sich dort. Das Schützenhaus haben die Vereinsmitglieder auch mit Hilfe von Fördermitteln gebaut beziehungsweise auf Vordermann gebracht. Rund 80 000 Euro wurden investiert. Jetzt möchte der Verein das Gelände gern kaufen. „Wir möchten Gebäude und Grundstück zusammenbringen“, sagt Vereinschef Jürgen Damme. Einen entsprechenden Antrag stellte der Verein nun im Gemeinderat. Zudem fordere die Versicherung, dass dem Verein das Grundstück gehört, so Damme. Doch der Antrag fiel zunächst in den Ausschüssen krachend durch. Denn die Sache hat einen Haken.

Für das Grundstück stellte vor Jahren ein Alteigentümer Rückforderungsansprüche. 150 000 Euro wollte er von der Gemeinde haben. Die lehnte ab und wurde verklagt. Man traf sich vor Gericht. Das handelte einen Vergleich aus. Der Alteigentümer bekam 55 000 Euro. 50 000 davon bezahlte die Gemeinde, 5 000 der Verein.

Die Schützen wollen das Gelände aber jetzt zu einem deutlich niedrigeren Preis erwerben. Der Grund: Ein Gutachterausschuss hatte das Grundstück bewertet und kam zu einem ernüchternden Ergebnis. Der Verkehrswert beträgt gerade mal knapp 8 000 Euro. Doch selbst diese Summe will der Schützenverein nicht aufbringen, sondern der 3 000 Euro. Schließlich habe man ja vor Jahren schon mal 5 000 Euro bezahlt.

Doch die Ablehnung der Räte in den Ausschüssen war eindeutig. Bürgermeister Uwe Klingor (CDU) wurde beauftragt, dem Verein dies so mitzuteilen. Umso überraschender waren sie, als am Dienstagabend eine Beschlussvorlage vom Verkauf des Grundstückes vorgelegt wurde. „Es ärgert mich, weil in den Ausschüssen etwas ganz anderes beschlossen wurde. Ich finde es grenzwertig, dass jetzt trotzdem so eine Beschlussvorlage auf den Tisch kommt“, sagte Gemeinderat Lars Dietrich (Bürger für Käbschütztal). „Geht es uns so gut, dass wir einfach 47 000 Euro abgeben können“, fragte Hans-Joachim von Zahn (Bürger für Käbschütztal). „Wir verschenken nichts, die 50 000 Euro sind ja nicht da“, entgegnete der Bürgermeister.

Doch die Gemeinderäte ließen sich nicht umstimmen. Es bestehe die Gefahr, dass dann andere Vereine mit ähnlichen Forderungen kämen. Im Zuge der Gleichbehandlung sei ein Verkauf des Grundstückes abzulehnen. „Es hat doch 20 Jahre lang funktioniert. Offenbar befürchtet der Verein, dass bei einer Fusion das Grundstück an die neue Gemeinde übergeht und er mit leeren Händen dasteht“, vermutete von Zahn. Damme bestätigte das. Immerhin gehöre dem Verein das Schützenhaus und die Anlagen. Auch hier widersprach von Zahn, der Rechtsanwalt ist: „Dem Verein gehört gar nichts. Nach dem deutschen Sachenrecht sind Sie nicht der Eigentümer des Gebäudes, sondern die gehören dem Grundstückseigentümer. Sie leben nicht mehr in der DDR, Herr Damme“, belehrte er ihn. Tatsächlich war das in der DDR anders. Hier hatten meist Grundstück und Gebäude unterschiedliche Eigentümer, doch in der Regel spielte das auch keine Rolle. Das Land war ja ohnehin „Volkseigentum“. Heute ist es so, dass der Erwerber eines Grundstückes automatisch alles mit erhält, was sich auf dem Grundstück befindet. Der Beschluss wurde zunächst zurück gestellt.

Bereits in den 1960er Jahren fanden auf dem Gelände in Canitz Schießübungen von der Schule Löthain und von Jägern statt. 1975 hatte die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) dort eine Schießanlage für Kleinkaliberwaffen mit den entsprechenden Sicherungsanlagen, einer kompletten Überdachung der Schützenstände sowie ein separates Gebäude errichtet. Bis 1990 wurde die Anlage vornehmlich von den GST-Gruppen genutzt.