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Ein Schmuckstück für Polenz

Feiern, Konzerte, Lesungen sollen künftig im Gesindehaus stattfinden. Noch klaffen aber einige Löcher – nicht nur in den Wänden.

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© Dirk Zschiedrich

Von Nancy Riegel

Polenz. Martina Herrmann wäre eine gute Maklerin. „Hier soll das Foyer entstehen, und hier kommt die Bar hin“, sagt sie und zeigt entschlossen auf eine Wand, von der sich die Tapete abschält und vor der sich ein Haufen Dreck sammelt. Von Gemütlichkeit ist im Gesindehaus Polenz noch keine Spur. Doch die Pläne sind groß.

Im Pferdestall soll unter dem Gewölbe bald eine Bühne stehen.
Im Pferdestall soll unter dem Gewölbe bald eine Bühne stehen. © Dirk Zschiedrich
Wie notwendig das ist, zeigen diverse Löcher in Böden, Decken und Wänden.
Wie notwendig das ist, zeigen diverse Löcher in Böden, Decken und Wänden. © Dirk Zschiedrich
Zumindest die neuen Fenster wurden durch Patenschaften bereits finanziert.
Zumindest die neuen Fenster wurden durch Patenschaften bereits finanziert. © Dirk Zschiedrich

Noch größer ist der Enthusiasmus, mit dem sich der Festverein „750 Jahre Polenz“ an die Rettung des jahrhundertealten Gebäudes macht. Obwohl das Haus durchlöchert ist, teilweise zusammengebrochen und es in allen Ecken pfeift, hat der Verein ein Nutzungskonzept für das Gesindehaus erstellen lassen. Geht es nach diesem Plan, wird das Überbleibsel des Ritterguts Polenz mal ein Schmuckstück mit Platz für Konzerte, Feiern und Vereine.

Die ersten großen Schritte haben die Vereinsmitglieder in den letzten Jahren selber getan. Mit Tausenden Stunden an Arbeitseinsätzen haben sie die Räume entkernt, Strom angelegt, Böden ausgehoben und vieles mehr. Zuletzt haben sie Patenschaften für 25 historisch getreue Kreuzstockfenster vergeben. Doch auch die rund 40 Mitglieder stoßen irgendwann an ihre Grenzen, auch finanziell. Deshalb das Nutzungskonzept. „Mit diesem erhoffen wir uns Fördermittel, damit die Sanierung vorankommt“, sagt Martina Herrmann, die zum Vorstand des Vereins gehört. Ohne dieses Geld kann sich der Verein keine Handwerksfirmen leisten, die für die meisten Arbeiten engagiert werden müssten. Der Komplex gehört der Stadt Neustadt. Der Verein hat im Jahr 2015 einen Nutzungsvertrag für das Gebäude abgeschlossen und kümmert sich seitdem darum.

Nächste Veranstaltungen

17. Juni: Sommerfest im Pferdestall mit Livemusik;

8. Juli: Romantischer Klavierabend mit Tom Adler;

25. August: Futtern wie bei Luther;

10. September: Tag des offenen Denkmals. (SZ)

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Der Plan für das Gesindehaus beinhaltet eine denkmalgerechte Restaurierung und Nutzung der beiden Geschosse des Gesindehauses und des Pferdestalls. Bis zu 150 Besucher sollen bei Festen darin Platz finden. Was einmal möglich sein kann, hat die SZ zusammengetragen.

Platz für Feiern mit allem Drum und Dran

Im Erdgeschoss und im ersten Stock des Gesindehauses plant der Verein verschiedene Veranstaltungsräume, die auch vermietet werden sollen. Dafür soll es kleine Küchen und Toiletten auf den zusammen 400 Quadratmetern der beiden Etagen geben sowie einen Eingangsbereich mit Garderobe und Kasse. Zwei Foyers sind im Nutzungskonzept angegeben, Aufenthaltsräume und ein Zimmer, das Polenzer Vereine nutzen können. „Ein Schriftstellerverein und der Chor haben Interesse bekundet“, so Martina Herrmann. Für die Umsetzung müssten zunächst mehrere Wände rausgerissen werden, die in die Gewölbe gesetzt wurden. Das Haus wurde nach dem Krieg zur Unterbringung von Vertriebenen genutzt und war bis Anfang der 1990er-Jahre teilweise bewohnt.

Veranstaltungen unter freiem Himmel im ehemaligen Pferdestall

Der große Andrang bei den bisherigen Konzerten im alten Pferdestall hat gezeigt, dass das Interesse für den Gebäudekomplex groß ist. Künftig sollen noch mehr Konzerte, Theateraufführungen und Markttage bei schönem Wetter im Pferdestall stattfinden. Das noch erhaltene Gewölbe an der Südseite bekommt eine Bühne, Anschlüsse für Strom und Wasser sind bereits da.

Brot backen und Grillen im romantischen Garten

Auch außerhalb der Gebäude wünscht sich der Verein Trubel. Das alte Milchhaus im Garten wurde bereits entkernt. Im Sommer wollen Handwerksgesellen auf der Walz Stopp in Polenz machen, um das Dach vom Milchhaus neu zu decken. Sie sollen dafür die alten Ziegel wiederverwenden. „Wir schmeißen kaum etwas weg. Es gibt sogar eine Schatzkiste mit Fundstücken, die beim Ausräumen entdeckt wurde“, erzählt Martina Herrmann. Neben dem kleinen Häuschen möchte der Verein einen Lehmbackofen installieren, um zusammen mit Kindern Brot zu backen. Und Platz für eine Grillecke ist im Garten auch noch reichlich.

Ein paar geheime Ecken behält das Gesindehaus

Der Dachboden wird zwar repariert, für Gäste des Gesindehauses bleibt er aber geschlossen. Ähnlich verhält es sich mit dem Keller. Die noch stehenden Reste des Schweinestalls auf der Nordseite sollen bleiben, wie sie sind. Eventuell entstehen daneben irgendwann Stellflächen für Pkw.