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Ein Rückblick mit Weltmeistern

Der SSV Altenberg feiert am Sonnabend in Zinnwald 60 Jahre Biathlon in der Region. Einigen Biathleten gelang Historisches.

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© Egbert Kamprath

Von Stephan Klingbeil

Altenberg. Der moderne Biathlon als selbstständige Sportdisziplin auf deutschem Boden wurde am Sonnabend vor 60 Jahren im Osterzgebirge ins Leben gerufen. Sportler, Trainer und Funktionäre vom SSV Altenberg sind noch immer stolz auf diese Tradition. Nach dem offiziellen Festakt bei der offenen Deutschen Meisterschaft im September wird das Jubiläum nun direkt zum Gründungstag mit einer Feier gewürdigt.

Zur Sause des SSV am 15. Oktober in der Sparkassen-Arena wurden über 300 ehemalige Biathleten eingeladen, die in Vereinen, den Talenteförderzentren und am Stützpunkt in Zinnwald/Altenberg trainiert haben. Auch die ehrenamtlichen Kampfrichter der Region sind dabei. Mit einem Spaßwettkampf um 13 Uhr geht die Feier los. Kurz zuvor können sich Viererteams dazu anmelden. Alle Teilnehmer müssen dabei zehn Stationen absolvieren. Dabei sind Geschicklichkeit, Kenntnisse aus der Biathlonszene und auch Teamgeist gefragt.

Die Stationen ziehen sich bis zum Festzelt am Zinnwalder Hotel „Lugsteinhof“, wo ab 15 Uhr mehrere Aktionen geplant sind. Unter anderem gibt es eine Tombola, eine Modenschau mit Biathlonbekleidung aus 60 Jahren. Und es wird die Ölzeichnung „Ole Einar Björndalen“ und ein Helm des Biathlon-Megastars aus Norwegen, je mit Originalunterschrift, versteigert. Ab 20 Uhr gibt es Livemusik, später ein Feuerwerk.

Die „Alte Garde“ der SG Dynamo und des SSV wird sich zu vielen Gesprächen treffen, sagt Zinnwalder Dynamo-Legende Eberhard Rösch. „So oft sieht man sich in der heutigen, kurzlebigen Zeit nicht mehr. Deshalb ist es schön, dass man auch die komplette erfolgreiche Staffel der Olympischen Winterspiele von Sapporo 1972 am Sonnabend erleben kann.“ Die Altstars haben bereits ihre Teilnahme zugesagt.

Historische Olympiasiege errungen

Die Organisatoren wollen dann auch an die erfolgreiche Geschichte der beliebtesten deutschen Wintersportart in Altenberg und dem heutigen Ortsteil Zinnwald erinnern – in der Sparkassen-Arena. Dort, wo sich immer wieder die Weltelite gemessen hat, wurde einst der Grundstein für die Erfolge der SG Dynamo Zinnwald gelegt. Der SSV gilt als der Nachfolger dieses Vereins.

Der dann 1992 aus einer Fusion von Zinnwalder und Altenberg Vereinen hervorgegangene SSV bietet inzwischen aber noch viel mehr. Rund 300 Mitglieder im Alter von vier bis über 80 Jahren sind in den nun 14 Abteilungen des Klubs organisiert, kürzlich kam die Floorball-Sparte hinzu.

Doch vor allem im Biathlon gab es große Siege: Seit der Gründung der SG am 15. Oktober 1956 an der Grenze von DDR und Tschechoslowakei errangen Biathleten von Dynamo und SSV bei Weltmeisterschaften 32 Medaillen und sammelten insgesamt 13 WM-Titel. Unvergesslich war der Sieg von Zinnwalds Dieter Speer. Er wurde bei der WM 1971 im finnischen Hämeenlinna als erster Deutscher Weltmeister im Biathlon. Obendrein erkämpften sich die Osterzgebirgler neunmal olympisches Edelmetall, holten drei Goldene.

Während der inzwischen für Belgien startende Altenberger Michael Rösch 2006 bei den Winterspielen in Turin mit der Staffel den Titel holte, schaffte Frank-Peter Roetsch 18 Jahre zuvor alleine Historisches. 1988 wurde er im kanadischen Calgary als erster Biathlet überhaupt Olympiasieger im Sprint und in der Verfolgung. Zudem war der damals 23-Jährige der Erste, der die Freistil-Technik anwandte. „Das Regelwerk ließ das bereits zu, und er hat sie perfekt beherrscht“, erinnert sich Eberhard Rösch.

Der 62-jährige Rösch war einst als Jugendlicher aus der Nähe von Zschopau zur SG delegiert worden. Das war 1970, drei Jahre nachdem in Altenberg zum bisher einzigen Mal eine Biathlon-WM stattfand. Rösch lief und schoss später selbst weltmeisterlich. Er wurde dreimal Weltmeister und gewann bei Olympia 1980 in Lake Placid Silber mit der Staffel und Einzel-Bronze.

Nachdem er einst den Biathlonbundesstützpunkt in Altenberg leitete und mehrere Umbaumaßnahmen in der Arena im Hofmannsloch miterlebte, betreut Rösch nun Sportstätten der Stadt. Auch engagiert er sich als Abteilungsleiter beim SSV. Von dort hat es aber schon seit einiger Zeit kein Biathlet mehr in die Weltspitze geschafft.

Dass der absolute Top-Nachwuchs ausbleibt, liege laut den Vereinsverantwortlichen auch daran, dass es im Sportfördersystem hapere. Vor allem sei es immer schwieriger für Talente, Schule und Leistungssport unter einen Hut zu bekommen (die SZ berichtete). Dennoch – und darauf ist man beim SSV sehr stolz – wurde Altenberg nun wieder als Bundes-Nachwuchsstützpunkt für zwei weitere Jahre bestätigt.