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Ein Riesaer in Afrika

JVA-Mitarbeiter Sven Schulz hilft einem deutschen Ärzteteam in Nairobi. Im Gepäck hat er viel heimische Technik.

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© Andreas Petry

Von Andreas Petry, Nairobi

Riesa. Er hat es wieder gemacht! Zum dritten Mal in Folge flog der Riesaer Sven Schulz am vergangenen Sonnabend mit einem Ärzteteam aus Pirmasens und Umgebung nach Nairobi in Kenia. Ziel war die medizinische Station des SOS-Kinderdorfes Buru-Buru, einem Stadtteil der mehr als sechs Millionen Einwohner zählenden ostafrikanischen Metropole. Dort operieren vier Mediziner zusammen mit weiteren Helfern seit Montag Slumkinder an Vorhautverengungen und Leistenbrüchen. Außerdem korrigieren sie Narben, vor allem nach Brandverletzungen.

Sven Schulz hilft, wo Hilfe benötigt wird. Hier mit der an einem Leistenbruch operierten fünfjährigen Joseline.
Sven Schulz hilft, wo Hilfe benötigt wird. Hier mit der an einem Leistenbruch operierten fünfjährigen Joseline.

„Für mich war schon nach dem ersten Mal klar, dass ich diese Hilfsaktion dauerhaft unterstütze“, sagte der Riesaer, der als Justizvollzugsangestellter der JVA in Zeithain arbeitet. Auch seine Kollegen übergaben Schulz zahlreiche Kleiderspenden. Der Familienvater ist mit vollem Herzblut dabei, auch wenn die Entfernung von Sachsen bis nach Pirmasens – wo das Ärzteteam herkommt – rund 600 Kilometer beträgt. In der heißen Vorbereitungsphase ab Mitte September glühen die Drähte oder besser gesagt die Funknetze heiß. Dann wird beraten, was an Material für den Einsatz benötigt wird. Vordringlich besprechen die Ärzte die technische Ausstattung mit Schulz.

So musste der Hobbyhandwerker für die diesjährige Charity-Aktion auf Geheiß der Augenärztin Annekatrin Rickmann vier neue LED-Strahler mitnehmen und vor Ort installieren. Glücklicherweise ist Schulz ein sehr guter Netzwerker und konnte die Beleuchtung über den Handelshof Riesa besorgen – kostenlos versteht sich. Die von Rickmann benötigten Brillenspenden gab es gleich inklusive. Viele Kenianer wissen gar nicht, was sie für eine Sehschwäche haben. Die Riesaer Augenärztin Ute Langer war auf das Projekt aufmerksam geworden und hat es mit Sach- und Geldzuwendungen unterstützt. Und noch eine weitere Spende erreichte über Stuttgart und Zürich nach letztlich 18 Stunden Reisezeit sicher die kenianische Hauptstadt: ein sogenannter Perfuser, eine Spritzenpumpe zum Dosieren der Narkosemittel. Der war defekt und Ersatz dringend notwendig. Eine WhatsApp genügte, und der umtriebige Schulz ließ seine Beziehungen spielen. Hier leistete das Krankenhaus Riesa im wahrsten Sinne des Wortes Erste Hilfe für die medizinische Charity Aktion. „Nur mit solchen Spenden lässt sich so ein Hilfseinsatz durchführen“, freut sich Schulz über die Spenden.

Vor Ort trägt der 50-Jährige in vielen Bereichen Verantwortung. Sei es, wie erwähnt, beim Lampenaufbau oder beim Reichen von Instrumenten. Sven Schulz bastelt auch mal schnell einen kenianischen Dreipolstecker an ein deutsches Elektrogerät. Nichts ist für ihn unmöglich. – Unter der Woche jedoch hatte das Ärzteteam nicht nur mit einem medizinischen, sondern auch einem politischen Problem zu kämpfen: Denn nach zwei Wahlen und vielen Unruhen im Lande, auch in der Hauptstadt Nairobi, wurde am Dienstag Staatspräsident Uhuru Kenyatta in seine zweite Amtszeit eingeführt. Was dabei passiert, wusste an diesem Morgen, an dem die Metropole bei der 15 Kilometer langen Fahrt vom Hotel in die Medizinische Station leer gefegt war, niemand. „Das war eine komische Situation“, beschrieb der Riesaer seine Gefühle an diesem Tag. Zwar kam es fünf Kilometer entfernt, im Stadtteil Donholm, zu schweren Unruhen, aber das Ärzteteam blieb unbehelligt und erreichte am Abend wieder gut seine Unterkunft. Bis Sonnabend bleibt das Ärzteteam noch in Nairobi, danach geht es mit dem Propeller-Flugzeug an Kenias Südküste nach Msambweni. Dort stehen drei weitere OP-Tage in dem von der Deutschen Gudrun Dürr geleiteten Hilfsprojekt „Nice View“ an.