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Ein Rathaus voller Kinder

Bautzens Oberbürgermeister Christian Schramm empfing am Freitag 92 Schüler und überraschte mit Buchgeschichten.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Aufgeregt drängeln sich die Kinder um Christian Schramm herum. Der Bautzener Oberbürgermeister zeigt ihnen etwas, was man nicht alle Tage zu sehen bekommt, nämlich das „Goldene Buch“ der Stadt Bautzen. Die Kinder staunen, denn in diesem besonderen Buch, das vorn mit dem goldenen Stadtwappen verziert ist, haben sich Personen verewigt, die die Kinder sonst nur aus dem Fernsehen kennen, darunter die Bundeskanzlerin Angela Merkel. Aber auch ein leibhaftiger Prinz ist dabei, der Enkel des letzten Sächsischen Königs, Albert von Sachsen.

Bilder vom Kinderempfang beim Bautzener Oberbürgermeister

Das Bautzener Stadtoberhaupt vermag Kinder zu fesseln. Christian Schramm zeigt den kleinen Bautzenern nicht nur das berühmteste Buch der Stadt, sondern auch die Reymannsche Stadtchronik. Selbst über ein Telefonbuch aus dem Jahr 1955 weiß er Spannendes zu berichten. Das hieß damals noch Fernsprechbuch, worunter sich die Kinder zunächst überhaupt nichts vorstellen können. Schließlich leben sie in einer Zeit, wo man Telefonnummern einfach ins Handy einspeichert oder googelt.

Der traditionelle Kinderempfang, der letzte, den das noch amtierende Stadtoberhaupt gibt, steht unter dem Motto „Erlesene Bautzener Buchgeschichten“. Ins Haus geholt hat sich Christian Schramm dazu nicht nur 92 Kinder aus den Klassen 1 bis 5 aus allen Bautzener Schulen, sondern auch Menschen, die sich von Berufs wegen mit Büchern beschäftigen.

Wie ein Buch entsteht

So auch Silke Reiter von der Stadtbibliothek. Sie erzählt Spannendes aus der Geschichte des Buches, zeigt den Kindern, wie die Lettern zum Buchdruck gesetzt werden und wie das Blatt dann unter die Druckerpresse kommt. Da eine echte Presse zu groß wäre, zeigt sie den Kindern ein Modell aus Holz. Auch eine Buchbindemaschine ist zu sehen. Die Mitarbeiterin der Bibliothek zeigt, wie ein Buch gebunden wird und erklärt, warum man ein Buch „aufschlägt“. Früher hatten die Bücher nämlich Verschlüsse, die man einfach öffnete, indem man auf das Buch schlug.

Zum Staunen bringt Silke Reiter die Kinder auch mit dem kleinsten, maschinell hergestellten Buch, das in der Stadtbibliothek vorhanden ist. Das ist so klein, dass man das hinein gedruckte Alphabet nur mit der Lupe lesen kann. „Cool“ finden das nicht nur Justin und Anna. – Am Stand nebenan holt Elisabeth Hauswald die Kinder zurück in die Gegenwart. Die Buchhändlerin, die auch Stadträtin ist, zeigt den Schülern einen Globus, der mithilfe eines Sticks zu sprechen anfängt und Wissenswertes über das angetippte Land berichtet.

Im Ratssaal, wo sonst die Stadträte tagen, riecht es nach Holz und Leim. Eifrig schnippeln die Kinder zwei Bautzener Türme aus Papier aus, um sie dann auf Holz aufzukleben. Noch ein paar Handgriffe und fertig sind die Buchstützen, die die Kinder mit nach Hause nehmen können.

Im Rathauskeller mit seinem wuchtigen Tonnengewölbe wird es noch einmal historisch. Die Kinder- und Jugendbibliothek führt ein kleines Theaterstück auf, bei dem der „Herr der Zeit“ (Paul Tonn) den guten alten Johannes Gutenberg (Philipp Tonn) in die Gegenwart beamt, dem ganz trieselig wird, als er erkennen muss, was aus seiner Erfindung nach so vielen Hundert Jahren geworden ist, nämlich sprechende und interaktive Bücher.