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Ein Putzmann für alle Fälle

Am Mittwoch ist der „Tag der Putzfrau“. Dabei putzen auch immer mehr Männer für Geld, wie ein junger Dresdner.

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© Robert Michael

Putzen soll nur Frauensache sein? Quatsch! Auch Männer greifen immer häufiger zum Staubwedel. Viele verdienen damit sogar ihr Geld, zum Beispiel beim Putzportal „Helpling“. 40 Prozent der dort registrierten Putzhilfen sind Männer. Einer davon ist Felix Felske. Er ist 32 Jahre alt und studiert an der Technischen Universität in Dresden Geodäsie und Geoinformation. Die Sächsische Zeitung wollte von ihm wissen, wer nun eigentlich ordentlicher ist: Männer oder Frauen?

Herr Felske, sind Sie ein ordentlicher Mensch?

Früher war ich das nicht. Seit ich Putzmann bin, bin ich aber ordentlicher geworden. Mein Blick auf den Schmutz hat sich geändert. Ich könnte es nicht ertragen, dass Küche oder Bad dreckig sind. Das würde mir gegen den Strich gehen.

Wessen Büros sind schmutziger – die von Frauen oder die von Männern?

Die Frauen halten ihre Schreibtische ordentlicher. Bei Männern sieht es chaotischer aus. Ich war mal in einem Bauingenieurbüro, wo es echt eklige Ecken gab. Die Stuhllehne war voll mit Schuppen, Bartstoppeln lagen auf dem Schreibtisch rum. Aber die Damentoiletten sind meist dreckiger als die von Männern.

Das kann ich mir nicht vorstellen. Viele Männer pinkeln doch im Stehen!

Doch, das ist wirklich so. Und mittlerweile setzen sich viele Männer dafür auch hin. Frauen haben ein Händchen dafür, alles dreckig zu machen. Da sieht es in Extremfällen aus wie nach einem Massaker.

Kann das vielleicht daran liegen, dass die Frauen die öffentlichen Räume nicht selber putzen müssen?

Das ist möglich, dass sie sich deshalb manchmal gehenlassen.

Nun ist Putzen nicht unbedingt eine typische Männerarbeit. Wie hat Ihr Freundeskreis Ihren Job aufgefasst?

Meine Freundin hat mich darauf gebracht, weil ich einen Nebenjob suchte. Viele haben das Bild im Kopf, dass Putzen immer eine schmutzige Arbeit ist, bei der man dicke Gummihandschuhe tragen muss. Aber so ist es gar nicht, es ist nicht dreckiger als bei einem zu Hause. Und bei den Frauen kommt es gut an. Die finden es immer gut, wenn ein Mann putzen kann.

Am Mittwoch ist „Tag der Putzfrau“. Fühlen Sie sich diskriminiert, weil der „Mann“ nicht eingeschlossen ist?

Nein, überhaupt nicht. Ich finde es schön, dass es so einen Tag gibt.

Für wen putzen Sie?

Für alle, die mich buchen, hauptsächlich aber für private Haushalte. Meistens sind das junge Familien, wo beide Eltern arbeiten gehen. Ich putze aber auch bei Alleinerziehenden, in Single-Haushalten und WGs.

Welche WGs leisten sich denn eine Putzhilfe?

In meinem Fall wohnen zwei Männer zusammen, die beide berufstätig sind. Aber ich war auch schon in einer Studenten-WG. Das gibt es alles.

Wird Ihre Arbeit wertgeschätzt?

Da muss man zwischen Privatkunden und Firmenkunden unterscheiden. Privatleute würdigen, was ich mache. Von ihnen bekomme ich ein direktes, schnelles Feedback. Viele sind dankbar, dass sie jemanden gefunden haben, denn viele suchen sehr lange nach einer Reinigungskraft. Ich war aber auch einmal bei einer Putzfirma angestellt und habe in Dresden eine Versicherungsfiliale sauber gemacht. Das war nicht toll. Der Kunde hat es zwar geschätzt, aber der Arbeitgeber hat viel Druck ausgeübt, viel Arbeit in wenig Zeit verlangt und schlecht dafür bezahlt. Das habe ich nicht lange gemacht.

Bleiben wir gleich mal beim Geld. Was zahlen Ihre Kunden denn?

Sie zahlen an meine Agentur bei regelmäßiger Buchung 14,90 Euro pro Stunde, bei einmaliger Buchung 19,90 Euro. Davon kommen elf Euro bei mir an. Die Kunden können die Leistung steuerlich geltend machen, weil ich legal arbeite.

Einen Fremden in die eigene Wohnung zu lassen, während man selbst nicht da sein kann, bereitet vielen Unbehagen. Sie fühlen sich unsicher. Hinterlegen Sie eine Kopie Ihres Ausweises?

Nein. Die Aufträge laufen über ein Putzportal. Bevor ich mich dort als Reinigungshilfe registrieren konnte, musste ich mein polizeiliches Führungszeugnis hinterlegen, ein mehrstufiges Qualifizierungsverfahren durchlaufen und eine Probezeit absolvieren. Haftpflichtversichert bin ich auch. Außerdem können die Kunden die Leistung bewerten. Das ist ein Kontrollmechanismus, der vielen Sicherheit gibt.

Was putzen Sie am liebsten?

Ich wische am liebsten Staub. Mit dem Wedel über Regale und Oberflächen zu gehen, macht mir Spaß. Aber am Bad sieht man am meisten, dass es geputzt wurde.

Was umfasst eine Standardreinigung?

Bei der Basisreinigung wische ich auf den Oberflächen Staub, wische die Böden, säubere die Oberflächen in der Küche, mache die Betten, bringe Müll raus. Ich putze dabei nur das, was frei zugänglich ist. Man kann aber auch zusätzliche Leistungen buchen, zum Beispiel Fenster putzen oder nach einer Renovierung die Grundordnung wiederherstellen. Ich bin nach einer Party auch schon mal zur Chaosbeseitigung gerufen worden. Prinzipiell sind die Einsätze sehr flexibel.

Wie finden Sie in der Regel die Wohnungen vor?

Im Großen und Ganzen sind die ordentlich. Messie-Wohnungen hatte ich noch nicht. Wenn es mir zu eklig würde, könnte ich auch die Reißleine ziehen und gehen.

Bringen Sie Ihre Putzutensilien mit?

Nein, die werden vom Kunden gestellt. Von Stammkunden wünsche ich mir manchmal spezielle Reinigungsmittel. Zur Grundausstattung gehören verschiedenfarbige Lappen für Allzweck-, Glas- und WC-Reiniger, auch Bad- und Küchenreiniger sind wichtig, weil man mit dem einen Kalkflecken beseitigen kann, mit dem anderen Fett. Ein Küchentuch zum Polieren, Staubwedel, Mopp und Staubsauger gehören auch zum Standard.

Frauen machen sich das ungeliebte Putzen ja schmackhaft, weil sich dabei Kalorien verbrennen lassen.

Ja, das ist ein gutes Workout und für mich ein schöner Ausgleich zum Sitzen in der Uni. Fensterputzen und Staubsaugen sind super Kalorien-Killer. Beim Putzen tut man seinem Körper etwas Gutes. Obwohl ich nach langen Tagen davon ehrlich gesagt auch Rückenschmerzen bekomme.

Wie oft sollte man zu Hause putzen?

Das kommt darauf an, wie man so drauf ist. Ich finde, dass einmal pro Woche reicht.

Verlassen sich Ihre Kunden dabei komplett auf Sie?

Ja, ich putze dort einmal pro Woche. Und das reicht. Deswegen ist die Wertschätzung ja auch so groß!

Die Fragen stellte Susanne Plecher.