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Ein Pulsnitzer hinter der Theke

In dieser Woche öffnet die neue Fleischfiliale auf der Robert-Koch-Straße. Der Chef kann es kaum erwarten.

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© René Plaul

Von Reiner Hanke

Pulsnitz. Immer wieder stoppen Leute vor dem Schaufenster der früheren Fleischerei Thomschke in Pulsnitz. Sie versuchen schon mal, einen Blick in die neue Fleischereifiliale an der Robert-Koch-Straße zu werfen. Seit gut vier Wochen ist die fest im Griff der Handwerker. In der Zeit hat sich hier viel verändert. Was bleibt: Auch künftig wird es hier Fleisch- und Wurstspezialitäten geben. Die kommen aber ab Donnerstag nicht mehr aus einer Produktion in den rückwärtigen Räumen am Ziegenbalgplatz. Sie kommen aus der Produktion der Dürrröhrsdorfer Fleisch- und Wurstwaren GmbH, aus dem gleichnamigen Ort am Rande der Sächsischen Schweiz.

Die Dürrröhrsdorfer haben die Räume komplett umgekrempelt und dafür einen sechsstelligen Betrag investiert. Eigentlich sollte die neue Filiale schon in der Vorwoche eröffnen. Aber die Baustelle wurde am Ende größer als geplant: „Wir mussten alle Leitungen rausreißen, die Anlagen waren verschlissen“, sagt Marlies Schäfer, die Filialrevisorin. Derzeit ist sie viel in den Pulsnitzer Räumen. Sie begleitet den Umbau und ist zufrieden. 34 Filialen haben die Dürrröhrsdorfer damit zwischen Bautzen, Kamenz, Dresden und Freital. Pulsnitz war bisher noch ein weißer Fleck für die Dürrröhrsdorfer. Die Geschichte der Fleischerei geht bis ins Jahr 1912 zurück. Zu DDR-Zeiten war der Betrieb Teil der Konsumgenossenschaft und belieferte Geschäfte des Handelsverbundes sowie die DDR-Delikatläden mit Ware. 1992 wurde aus dem Konsumbetrieb die GmbH und das Unternehmen begann zu wachsen, erklärt der neue Filialleiter, Dennis Wagner, selbst Pulsnitzer. Er hat gerade die Betriebsmontur gegen Arbeitskleidung getauscht. Denn kurz vor dem Start gibt es viel zu putzen. Am Donnerstag soll ja die Filiale glänzen.

Start am Donnerstag

Der 26-Jährige war zuletzt stellvertretender Filialleiter in Großröhrsdorf im Rödertalpark und freut sich schon auf den neuen Job und die Chance, endlich eine Filiale selbst leiten zu können. Er werde künftig die Ware natürlich mit vorbereiten, aber auch hauptsächlich im „Geschäft mit an der Front sein“, sagt er. Denn ein Büromensch sei er eher nicht. Für einen Pulsnitzer, der er ist, sei es natürlich besonders schön, in der eigenen Stadt hinter der Theke zu stehen. Darauf freut er sich und schwärmt von Roastbeef und T-Bone-Steaks. Dankbar sei er vor allem Geschäftsführer Ralph Ehrentraut. Er habe ihm das Vertrauen geschenkt, als das Gespräch auf die neue Filiale kam. Als sich der Rückzug von Thomschkes in den Ruhestand abzeichnete, kam natürlich sofort der Gedanke, die Lücke zu schließen. „Als Pulsnitzer liegt es mir natürlich am Herzen, dass das Geschäft nicht leer steht und eben auch wieder Fleisch und Wurst verkauft wird.“ Mit zwei weiteren Mitarbeiterinnen legt er ab Donnerstag los, eine Verkäuferin soll die Mannschaft noch verstärken.

Um die zehn Handwerker wirbelten wenige Tage vor dem Start durch die Räume. Auch die Tür zum Flur neben dem Verkaufsraum bekam frische Farbe. Der Maler auf der Leiter hat das Holz inzwischen mit brauner Lasur überzogen. Der Raum dahinter bekommt eine ganz neue Funktion. Bisher hatte die Fleischerei nur ein kleines Imbissangebot. Das werde deutlich ausgebaut, erklärt Marlies Schäfer. An Tischen werden künftig bis zu 24 Gäste speisen können. An der Wand haben die Ladenbauer schon die Garderobe für die künftigen Kunden aufgebaut. Daneben montierten die Handwerker gerade eine Klimaanlage. Auch an heißen Tagen sollen der Imbiss und die gesamte Verkaufsstelle wohl temperiert sein. Die neuen Bodenfliesen im Verkaufsraum sind sandfarben. Das hat auch etwas mit dem Stammhaus nahe des Elbsandsteingebirges zu tun. Auf den neuen Fliesen steht natürlich schon die neue Ladentheke. An dem Tag guckten noch die Beine eines Kältetechnikers darunter hervor. Der verlegte die Kupferrohre für die Kühltechnik. Während der Monteur noch an der Kühltheke schraubte, zeigte Dennis Wagner schon mal, wo das Fleisch, die Wurst und Salate künftig zu finden sind. Bei den Ladenmöbeln werde ein neues Konzept umgesetzt, erklärt Ladenbauer Johannes Defèr. Ein bisschen jugendlicher, frischer. „Driftwood“ nennt sich die Optik der Einrichtung, zu deutsch Treibholz, von Wind und Wetter gegerbt. Und das Firmenrot muss natürlich eine Rolle spielen.

In den rückwärtigen Räumen war früher viel Platz für die Produktion reserviert. Der wird jetzt nicht mehr gebraucht. Die Ware kommt ja aus dem Stammhaus. Dafür nimmt die Küchentechnik für die Speisenzubereitung deutlich mehr Platz ein. 41 Jahre lang bereiteten bis Ende Februar, bis zum Ruhestand, hier Elvira und Matthias Thomschke ihre Spezialitäten zu. Dazu gehörte vor allem auch der Hackepeter. Mit Hackepeterbrötchen verabschiedeten sich Thomschkes auch von den Kunden. Und mit Hackepeter im Angebot starten nun die Dürrröhrsdorfer am Donnerstag ihr neues Geschäft.