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Ein Praktiker geht

Peter Grünberg hat sich immer zum Wohl von Bauda reingehangen – jetzt lässt er andere machen.

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© Anne Hübschmann

Von Birgit Ulbricht

Bauda. Junge, geh nie in eine Partei, hat der Großvater gesagt. Peter Grünberg hat sich dran gehalten. Das hat ihn freilich nicht daran gehindert, sich überall hineinzuhängen. Der Bauda war 26 Jahre Ortschaft- bzw. Gemeinderat, sieben Jahre Wehrleiter in Bauda, stellvertretender Bürgermeister in Wildenhain, und seit 2009, seit Bauda zu Großenhain gehört, sitzt er im Stadtrat. Dort hat er manches klare Wort gesprochen – und die CDU hat ihm seine lebenspraktische Art, die Dinge zu sehen, gelassen. Schließlich hatte sich der Baudaer das stets ausbedungen. Die klaren Worte werden fehlen.

Das sieht man offenbar parteiübergreifend so, denn als Peter Grünberg feierlich im Stadtrat verabschiedet wurde, mit Eintrag ins goldene Buch der Stadt, Verleihung der Kleinen Preuskermedaille, da erhoben sich etliche Stadträte von ihren Plätzen.

Das ganze Dorf hat mitgespielt

Der Baudaer hat andere mitgerissen. Das war schon immer so. Mancher war klug genug, das zu sehen. So kam Lehrer Herbert Hauswald eines Abends zu ihm und sagte: „Du musst das Kriegerdenkmal bauen.“ Ein Neubau nach der Wende? Bauda hatte 41 Gefallene, nur deren Namen waren an der etwas abstrakten Ehrensäule nicht verzeichnet, sondern nur durch Kerben symbolisiert. Das hat die Baudaer immer gegrämt. Mit der Wende kam die Gelegenheit, das in Ordnung zu bringen. Und Peter stellte sich voran, wie Wildenhains Bürgermeister Frank Boragk damals zu sagen pflegte.

Mit Thierichens wurde ein neuer Entwurf für ein Denkmal erarbeitet und natürlich Geld gesammelt. 2003 weihten die Baudaer tatsächlich unter großem Interesse im Umkreis ein neues Denkmal ein. Auch für die Kirche, deren alter Putz abgeschlagen werden musste, bevor die Gewerke anrückten, fand Peter Grünberg anstandslos genügend Helfer. „Das ganze Dorf hat mitgespielt. Und so muss das auch sein“, erinnert sich Peter Grünberg noch jetzt gern an diese Aktion. In Lars Dronigke sieht er jemanden, der macht und den Ort voranbringt.

Einfach ist das weder in einem kleinen Ort, noch in der Stadt, wo es um alle Ortsteile geht. „Jede Entscheidung kennt auch Verlierer“, weiß Grünberg. Ob das eine Tankstelle, die Schweinemast oder ein Windrad vor der eigenen Haustür ist. Aber vieles müsste natürlich ordentlich gemacht sein. So könnte sich der Baudaer durchaus vorstellen, dass irgendwo zwischen den Dörfern ein Windrad steht.

Ein Windrad für Walda, Wildenhain, Colmnitz und Bauda – solche Überlegungen zur regionalen Eigenversorgung gab es durchaus. Nur so wie sich das der Dörfler vielleicht vernünftig vorstellt, soll die Energiewende ja nicht funktionieren. Es geht ums große Geld. Doch dafür riesige Windparks in die Gegend zu stellen, wovon hier niemand etwas hat, da schüttelt auch Peter Grünberg nur noch den Kopf. Die Straßen, die Eisenbahn und die Energie gehören in Staatshand, hat Bismark gesagt, argumentiert Grünberg, der sich für Geschichte leidenschaftlich interessiert.

„Da hat der Mann recht gehabt“, bleibt er überzeugt. Der neumodischen Kleinstaaterei bei jedem und allem, dazu noch mit ideologischem Herummoralisieren, kann er nichts abgewinnen. Da bleibt er doch lieber beim Bodenständigen, packt eine Sache an und weist ein Ergebnis vor. Denn so richtig will man ihm nicht abnehmen, dass er sich nach all den gemeindlichen Aktivitäten wirklich jetzt aus allem heraushalten kann. Zumindest will er noch mehr zuhören, eine Eigenschaft, die er für ganz wichtig hält und die ihn nach seinen Worten davor bewahrt hat, manchmal zu schnell zu urteilen. „Die Leute sagen einem schon nichts Dummes“, sagt er verschmitzt. Auch das ist inzwischen ein erwähnenswerter Charakterzug. Peter Grünberg spricht mit jedem und er hört wirklich zu, auch wenn er anderer Meinung ist.