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Ein Pfarrer mit Herz für die Jugend

Nach 15 Jahren Arbeit in der Kirchgemeinde Oßling und Großgrabe nahm Gerald Brause jetzt Abschied.

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© Heinz Hirschfeld

Von Heinz Hirschfeld

Gerade in den letzten Tagen gibt es noch hunderterlei Dinge zu erledigen. Pfarrer Gerald Brause weiß das nur zu gut. Und so war er in den zurückliegenden Tagen ständig mit seinen zwöf Jahre alten Renault zwischen Oßling und Großgrabe unterwegs, um in den 15 Dörfern seines Gemeindegebietes den Kontakt zu den dortigen Christen zu halten, das Kirchgemeindeleben zu organisieren, und neue Dinge anzuschieben. Am Sonntag wurde der 54-jährige Pfarrer in der Oßlinger Kirche durch Superintendent Werner Waltsgott aus Bautzen Dienst verabschiedet.

Fast 15 Jahre war Gerald Brause Pfarrer der Kirchgemeinden Oßling und Großgrabe, betreute 800 Oßlinger und 500 Großgraber Christen. Als 39-Jähriger kam er mit seiner Familie aus Burkhardswalde bei Meißen, wo er seine erste Pfarrstelle bekleidete. Anfang Februar heißt es wieder Abschied nehmen. Abschied von den beiden Kirchen in Oßling und Großgrabe. Aber vor allem von den Menschen, die ihm ans Herz gewachsen sind.

Der 54-Jährige ist gerade dabei, die Bibelwoche im März vorzubereiten. „Es soll wenigstens einen nahezu nahtlosen Übergang geben. Das haben sich die Christen hier verdient. Und Pfarrer Michael Gärtner aus Kamenz, der die Vertretung übernimmt, wird genug anderes zu tun haben. Aber ich freue mich auch auf die neue Herausforderung als Pfarrer in Auerswalde/Wittgensdorf“, sagt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Gerald Brause ist bekannt dafür, dass er ein Herz für die Jugendarbeit hat. Und das spürt man vor allem in Großgrabe, welches für Gottesdienste bekannt ist, die vor allem bei der Jugend und jungen Familien super ankommen. Da kann es eben passieren, dass ein Kleinkind im Kirchenschiff, während der Predigt „lautstark“ herumkrabbelt und so jugendgemäße Lockerheit einbringt. Das hat sich herumgesprochen. Aus der gesamten näheren Umgebung kommt die Jugend zu den Kirchenangeboten nach Großgrabe. Viele fragen sich, wie macht der Pfarrer das nur, dass junge Menschen freiwillig, und in großer Zahl in die Kirche gehen. Er versteht es einfach, mit der jungen Generation und den Mitarbeitern der Jugendarbeit vertrauensvoll umzugehen, ihrer Kreativität Raum zu geben, und ihnen auch Verantwortung zu übertragen. Damit hat er gute Erfahrungen gemacht.

Stichpunkt Großgraber Pfarrhaus. Es ist Jahrhunderte alt und wurde zunehmend baufällig und stand schließlich jahrelang leer. In den letzten zwei Jahren konnte es dank öffentlicher Förderung, viel Eigenleistung, der Unterstützung der Landeskirche, der Kleinstadt Bernsdorf vor dem Verfall gerettet werden. Heute ist es ein Schmuckstück. Zusätzlich wurde im ehemaligen Pfarrgarten ein Abenteuerspielplatz geschaffen, den sich Kirchgemeinde und Ort schon lange wünschten.

Ein wichtiges Anliegen von Gerald Brause ist es, Christen zu einer Gemeinschaft zusammenzuführen, die sich selbst immer weiterentwickelt. Das passiert in Oßling und Großgrabe in jährlichen Gemeindefreizeiten. Bis in den Westerwald haben sie schon von sich Reden gemacht. „Bei solchen Gemeindefreizeiten kann eine Gemeinschaft reifen“, so der Pfarrer. Für ihn ist es eine große Ermutigung, wenn „Suchende“ nach einem Glaubenskurs in der Kirchgemeinde eine Heimat finden, in der sie sich wohl fühlen und in der sie bereit sind, sie mit ihrer eigenen Kreativität mitzugestalten. Oder wenn es durch Angebote der Jugendarbeit gelingt, gefährdeten jungen Menschen einen Halt zu geben, sie anzunehmen, und ihnen ein völlig neues Milieu anzubieten.

Privat spielt Gerald Brause gern Gitarre. Sein Hobby bringt er in den Konfirmandenunterricht mit ein. Er ist ein sehr begeisterungsfähiger Mensch, der sich nachts, wenn alles ruhig ist, so manches neue Projekt durch den Kopf gehen lässt und dabei manchmal die Nacht zum Tage macht. „Da habe ich eben die besten Ideen“, sagt er und lacht.