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Ein Parkplatz für Schwester Maria

Jeden Tag verlieren Mitarbeiter von Pflegediensten viel Zeit bei der Parkplatzsuche. Ein Projekt in Pirna hilft ihnen nun.

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© Dirk Zschiedrich

Von Christian Eissner

Pirna. Die Anwohnerparkbuchten sind mit Bügeln gesichert, alle freien Lücken an der Straße besetzt und die Zufahrt vorm Haus blockiert ein Handwerker, der für seinen Kleinlaster keinen anderen Abstellplatz gefunden hat. Solche Situationen erlebt Maria Woitschach jeden Tag auf dem Weg zu ihren Patienten. Sie ist Schwester im ambulanten Pflegedienst der Diakonie Pirna und hat für eine lange Parkplatzsuche eigentlich keine Zeit, denn die Patienten warten darauf, dass sie ihnen die Medikamente für den Tag zurechtlegt, Insulin spritzt, die Verbände wechselt und vieles mehr. Wenn Schwester Maria nicht zum üblichen Termin kommt, werden die zumeist älteren Pflegebedürftigen unruhig. Dabei sucht sie gerade nur wieder einen Parkplatz …

In vielen Pirnaer Wohngebieten haben ambulante Pflegedienste dieses Problem. Nicht nur die Diakonie, die vor allem rechtselbisch Patienten betreut, ist betroffen. „Es gibt keinen Wohnblock in Copitz, den unsere Mitarbeiter nicht ansteuern“, sagt Katrin Stelzig, Fachbereichsleiterin Altenhilfe bei der Diakonie. Sie ärgert sich über die täglich verlorene Zeit ihrer 35 Mitarbeiter und auch über die immer wieder ins Büro flatternden Strafzettel, wenn eine der Schwestern ihr Auto mal wieder im Parkverbot abstellen musste.

Anregungen bei der Stadt, auf den Straßen Parkplätze für Pflegedienste zu markieren oder zumindest die Politessen um Nachsicht anzuhalten, haben bisher nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Deshalb hat jetzt ein Vermieter die Initiative ergriffen. Die Wohnungsgenossenschaft Sächsische Schweiz, die in mehreren Pirnaer Wohngebieten insgesamt fast 2 000 Wohnungen vermietet, hat in Copitz damit begonnen, vor ihren Häusern Stellplätze eigens für Pflegedienste anzulegen. An der Rudolf-Renner-Straße sind jetzt drei dieser speziell ausgewiesenen Parkbuchten fertiggestellt worden. „Der Bedarf ist da, und letztlich kommt dieser Service unseren Mietern zugute“, begründet Vorstand Matthias Staude das Pilotprojekt. Er kündigt an, dass auch in den anderen Wohngebieten der Genossenschaft nach und nach Pflegedienst-Stellplätze ausgewiesen werden sollen, wo der Bedarf da ist.

Katrin Stelzig von der Diakonie findet die Idee vorbildlich und hofft, dass sich andere Großvermieter ein Beispiel daran nehmen. „Der Zeitdruck für unsere Mitarbeiter wird insgesamt nicht geringer. Dank der Extra-Stellplätze bleibt ihnen nun wenigstens die übliche Parkplatzsuche erspart“, sagt sie. „Letztlich erleichtert man ja damit nicht nur den Pflegediensten die Arbeit, sondern es ist zum Vorteil der Mieter.“ „Für uns ist es super“, ergänzt Schwester Maria. „Wir werden nicht mehr zugeparkt, ersparen uns Ärger mit dem Ordnungsamt und haben wieder etwas mehr Zeit für die Patienten.“