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Ein Park für Liebhaber

Ulbersdorf ist als Tourismusziel wenig bekannt. Dabei bietet der Hohnsteiner Ortsteil einige Überraschungen.

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© Steffen Unger

Von Anja Weber

Ulbersdorf. Roland Döring kennt sich bestens in Ulbersdorf aus. Er kennt nicht nur die Bäume und Sträucher, sondern auch einiges zur Geschichte des Schlosses von Ulbersdorf und der Familie von Lüttichau als letzte Schlossbesitzer. Die Hohnsteiner Tourismusgesellschaft hat für dieses Jahr ihr Angebot erweitert und veranstaltet nun auch verschiedene Führungen zur Ortsgeschichte. Den Anfang machte ein Spaziergang durch das Schloss und den Park von Ulbersdorf.

Hiltrud Barthel bestaunt den Stamm eines alten Parkbaumes. Im Schlosspark von Ulbersdorf finden sich 250 bis 300 Jahre alte Bäume. Der Kern des Parkes wurde jedoch erst nach 1990 angelegt. Ein botanischer Rundgang lohnt sich hier auf jeden Fall.
Hiltrud Barthel bestaunt den Stamm eines alten Parkbaumes. Im Schlosspark von Ulbersdorf finden sich 250 bis 300 Jahre alte Bäume. Der Kern des Parkes wurde jedoch erst nach 1990 angelegt. Ein botanischer Rundgang lohnt sich hier auf jeden Fall. © Steffen Unger

Das Dorf zwischen Hohnstein und Sebnitz hatte früher zwei Rittergüter, die in der Zeit der Familie von Lüttichau zwischen 1650 und 1890 vereint wurden. Das Obere Rittergut bekam 1897 einen Turm aufgesetzt und wurde so zum Schloss, zu welchem auch ein Park gehört. Doch es gibt noch weitere Bauten. So steht die ehemalige Gärtnerei noch, in der die Pflanzen für die herrschaftlichen Gärten und der Blumenschmuck gezogen wurden. Heute dient das Gebäude als Wohnhaus. Auch die Stallungen sind erhalten, sie wurden ebenfalls saniert. Hier befinden sich Bauhof-Utensilien und die Räume des Jugendklubs. Zuletzt ist die öffentliche Wäschemangel mit eingezogen.

Berichtet Roland Döring von Ida von Lüttichau, die in Ulbersdorf viele Jahre ihres Lebens verbrachte, kommt er ins Schwärmen. Sie war eine bedeutende Vertreterin der Romantik, ihre Bibliothek befindet sich in einem Museum im thüringischen Weimar. Ida von Lüttichau sei eine kluge Frau gewesen, erzählt Roland Döring, sie habe die Zeichen der Zeit verstanden und politisch vorausschauend gedacht. Sicherlich auch, weil sie der Familie derer von Knobelsdorff abstammte, welche großen Einfluss auf Politik und Kultur hatte und von Lüttichau eine hohe Bildung genießen konnte. Leider habe man ihre Briefe und Korrespondenz nicht mehr auffinden können, bedauert Döring.

Im Schloss Ulbersdorf erinnert eine Tafel an sie. Ansonsten scheint hier die Zeit stehengeblieben zu sein – nicht im 19. Jahrhundert, sondern in den 1990er-Jahren. Die Stadt Hohnstein vermietet in dem inzwischen kommunalen Gebäude Wohnungen, von denen die meisten leer stehen. „Für die Wohnungen werden dringend Nutzer gesucht. Aber es müsste auch investiert werden“, sagt Roland Döring. Ein Nutzungskonzept für das Schloss sei in Arbeit, aber leider noch nicht fertig. Wer den Aufstieg über eine schmale Stiege bis in die Kuppel des Schlosses schafft, wird mit einem schönen Ausblick auf Ulbersdorf, die Umgebung und vor allem auf den schönen Park unterhalb des Schlosses belohnt. Der ist das zweite Steckenpferd von Roland Döring.

Er kennt sich aus mit den Sträuchern und Bäumen. Den Park, wie er zu Lüttichaus Zeiten noch existierte, gibt es zwar nicht mehr in seinem vollem Umfang. In seinem oberen Teil hatte die Gemeinde Ulbersdorf einen Sportplatz anlegen lassen. Doch es finden sich noch einige Bäume aus der damaligen Zeit. „Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Holz benötigt, viele Bäume wurden gerodet. Zum Glück sind aber auch einige erhalten geblieben. Sie sind zwischen 250 und 300 Jahre alt“, sagt Roland Döring. Nicht zuletzt auch, weil sich der Ortschaftsrat von Ulbersdorf immer wieder für den Erhalt der Bäume einsetzt und die Pflege äußerst behutsam vornehmen lässt.

So können die alten Eichen, Ulmen und Linden, der Bergahorn, der Spitzahorn und Robinien sowie die schlitzblättrige Rotbuche weiter in den Ulbersdorfer Himmel ragen. Der Schlosspark wurde nach dem Krieg zunächst als Kleingartenanlage genutzt. Nachdem die Gärten nicht mehr benötigt wurden, entstand hier ein Landschaftspark mit einigen Raritäten, wie Roland Döring beim anschließenden Rundgang zu berichten weiß. Dazu gehört zweifelsohne auch der aus Nordamerika stammende Geweihbaum. Dessen Blätter können einen Durchmesser von bis zu 90 Zentimetern haben. Vorbei geht es an einem Mammutbaum, einer Magnolie, einem Tulpenbaum sowie einem chinesischen Taschentuchbaum, dessen Blüten wie Taschentücher herabhängen. Eine Besonderheit im Park ist auch der Kuchenbaum. „Im Herbst, wenn er das Laub abwirft, duftet es hier überall nach Lebkuchen“, sagt Roland Döring.

Ein paar Schritte weiter steht ein Gingko-Baum. Eine große Trauerweide und eine riesige Hainbuche begrenzen den Park. Viel zu schnell ist die Parkführung vorbei, dabei gäbe es noch viel zu erzählen über Schloss und Park Ulbersdorf. Die Tourismusgesellschaft jedenfalls möchte hier auch weiter Führungen anbieten. Und sicherlich sind dann der Jahreszeit entsprechend noch viele andere Entdeckungen möglich.