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Ein Neustädter für die Neustadthalle

Udo Preusche übernimmt die Geschäftsführung. Um seine Bewerbung machte der 55-Jährige bis zuletzt ein Geheimnis.

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© Dirk Zschiedrich

Von Katarina Gust

Neustadt. Es sind hohe Erwartungen, die an ihn geknüpft werden. Nicht zuletzt, weil Udo Preusche in Neustadt lebt, hier groß geworden und ein bekanntes Gesicht ist. Jetzt wird er noch bekannter. Denn der 55-Jährige übernimmt zum 1. September einen Job, der zuletzt heikel war. Er wird der neue Geschäftsführer der Neustadthalle-Veranstaltungs-GmbH. Sein Vorgänger Enver Nickel wurde im Dezember überraschend von seiner Funktion abberufen. Eine Entscheidung, an der Udo Preusche nicht ganz unschuldig ist. Denn er sitzt seit 2009 im Aufsichtsrat der städtischen Tochtergesellschaft. Die Mitglieder entscheiden darüber, wer als Chef etwas taugt und wer wieder gehen darf. Nun übernimmt jemand aus genau diesen Reihen den Geschäftsführerposten?

Udo Preusche ist sich bewusst, dass diese Konstellation Fragen aufwirft. Er versucht, gelassen damit umzugehen. „Ich habe die Entscheidung mitgetragen, dass die Neustadthalle einen neuen Chef braucht, natürlich“, sagt er selbstbewusst. Zu groß seien die Probleme gewesen, die in den Monaten davor entstanden waren. Zu der Zeit, Ende 2015, hätte er jedoch noch lange nicht mit dem Gedanken gespielt, einmal selbst in die Rolle zu schlüpfen. Erst im Frühling dieses Jahres, als die Stelle neu ausgeschrieben wurde, hätte er den Entschluss gefasst. „Damit keine Befindlichkeiten auftreten, habe ich die Bewerbung bis zuletzt für mich behalten“, sagt Preusche. Jeder Kandidat sollte die gleichen Chancen haben. Erst durch das offizielle Bewerbungsverfahren sei es herausgekommen. Als Neustädter reizt ihn die Arbeit in der Neustadthalle. Die Einrichtung hätte sich überregional einen Namen gemacht. Vor allem im Kultursektor. „In der Umgebung findet man wenig vergleichbare Häuser“, sagt er. Diese Position will er weiter stärken.

In der Führungsetage zu agieren ist für Udo Preusche dabei nichts Ungewöhnliches. Der studierte Diplom-Ingenieur hat beim Kombinat Fortschritt Landmaschinen in Neustadt angefangen. In der Produktion war er als Führungskraft tätig. Später arbeitet er bei Case weiter. Bis 2004 blieb er in Neustadt, dann wechselte er zu einem Automobilzulieferer nach Meißen. Auch dort war er wieder als Produktionsleiter tätig. Die vorerst letzte berufliche Station führte ihn nach Mittweida zu einem Hersteller von Präzisionsteilen. Preusche war hier als Prokurist Mitglied der Geschäftsführung. Unter der Woche lebte er in einer kleinen Wohnung in Mittweida, am Wochenende pendelte er nach Neustadt.

Als Chef der Neustadthalle hat er nun wieder einen kürzeren Arbeitsweg. „Das freut vor allem meine Familie“, sagt der Vater zweier Töchter. Die große Tochter ist bereits erwachsen, die jüngere besucht das Gymnasium in Bischofswerda. Beide seien stolz auf ihn. Vor allem für den Mut, den er hätte. Denn vor Udo Preusche liegen nicht wenige Aufgaben. Der Veranstaltungsbereich in der Neustadthalle laufe bereits erfolgreich. Anders sehe es dagegen in der Gastronomie aus. Hier sei die Situation schwieriger. „Wie allgemein in der Gastronomie“, erklärt er. Preusche will in diesem Bereich langfristig für mehr Stabilität sorgen. Ein paar Strategien habe er sich bereits vorgenommen, für Details sei es aber noch zu früh. Schließlich habe er den Job noch nicht einmal angetreten. Preusche scheint jedoch optimistisch, die Neustadthalle weiter voranbringen zu können. „Das Haus hat viele kompetente Mitarbeiter, sie funktionieren als Team“, lobt er. Das sei eine gute Basis. Und auch ein Grund, warum er sich um die Stelle beworben hatte. Manche Entscheidungen müssten künftig mit genügend Fingerspitzengefühl getroffen werden. Mit Veränderungen müsse man sensibel umgehen können. Dinge, die sich Preusche zutraut. „Mein Vorgänger hat das Haus über Jahre gut geführt“, äußert er. Ihm ist es wichtig zu betonnen, dass Enver Nickel die Neustadthalle weiterentwickelt habe. Dennoch könne es zu einer Situation kommen, in der man sich trennt. Gerade in höheren Positionen sei das nicht ungewöhnlich. Es hätte Gründe dafür gegeben. „Es gibt aber keinen Grund, seine Arbeit nachträglich zu schmälern“, macht er deutlich.

Die Messlatte für Udo Preusche liegt nun hoch. Er will liefern, gibt jedoch auch zu, in gewissen Bereichen Nachholbedarf zu haben. „Ich komme als Branchenfremder in die Neustadthalle“, sagt der 55-Jährige. Seine Netzwerke aus der Industrie nützen ihm künftig weniger. Er müsse sich neue Kontakte aufbauen. Das brauche Zeit.