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Ein neues Kunstwerk für den Neumarkt

Das „Monument“ mit den senkrecht stehenden Bussen wird abgebaut, eine nächste Installation kommt. Auf dem Neumarkt steht bald eine Hebebühne. Was es mit der Idee auf sich hat:

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© Zeichnung: Mutter und Genth, Foto: M. Rietschel

Von Kay Haufe und Sandro Rahrisch

Dresden. Sie haben reichlich Diskussionsstoff geliefert für Passanten und Kunstinteressierte, die drei hochkant stehenden Busse auf dem Dresdner Neumarkt. Bei der Eröffnung am 7. Februar gab es großen Tumult. Noch bis zum 3. April soll das an eine Barrikade in Aleppo erinnernde „Monument“ des deutsch-syrischen Künstlers Manaf Halbouni zu sehen sein. Doch auch danach bleibt der Neumarkt ein Ort für zeitgenössische Kunst.

Das Hamburger Künstlerduo Heike Mutter und Ulrich Genth stellt ab 25. April ihre Skulptur „Denkmal für den permanenten Neuanfang“ aus. Zwei Jahre lang wird das 7,50 Meter hohe Kunstwerk dort mit den Denkmälern Martin Luthers und Friedrich August des II. eine Dreieckskonstellation bilden.

Was heute so aussieht, als wäre es als nahtloser künstlerischer Anschluss auf dem Neumarkt geplant, geht bereits auf eine Aktion im Jahr 2011 zurück. Damals initiierte die städtische Kunstkommission das Symposium Dresden – Perspektiven für Kunst im öffentlichen Raum. Im Ergebnis wurde der Vorschlag des Hamburger Künstlerduos Heike Mutter und Ullrich Genth ausgewählt und zur Weiterbearbeitung vorgeschlagen. 2013 erhielten beide den Auftrag für das Projekt. „Zum einen hat unser Arbeitsprozess einige Zeit erfordert, zum anderen war es auch nicht einfach, die nötigen Genehmigungen für das Aufstellen auf dem Neumarkt zu erhalten“, sagt Ulrich Genth. Zahlreiche Absprachen mit Marktbetreibern waren erforderlich. So sind fast vier Jahre ins Land gegangen.

Hebebühne wurde umgebaut

Die beiden Künstler waren immer wieder in der Stadt, um sich Anregungen für ihre Skulptur zu holen. Alles dreht sich um das Thema Denkmal. „Es geht darum, wie die Stadt mit ihrer Geschichte umgeht und wie man in Dresden mit Denkmalen umgeht“, sagt Ulrich Genth. „An ihrem zentralen Standort nimmt die Skulptur eine Fragen stellende Funktion ein, die sich mit der Bedeutung und der Architektur des Platzes befasst und den zeitgemäßen Umgang mit dem Begriff des Denkmals hinterfragt“, sagt der Dresdner Kulturamtsleiter Manfred Wiemer.

Die Künstler Mutter und Genth fanden im Lapidarium Trümmer der Stadt und waren unterwegs zu den kleinen und großen Dresdner Denkmalen. Für das Kunstwerk haben sie originalgroße Abformungen des rechten Armes der Trümmerfrau vor dem Rathaus hergestellt. Auch vom Mozartbrunnen, der auf der Bürgerwiese steht, finden sich Elemente in der dreidimensionalen Collage wieder. Diese steht auf einer umgebauten Hebebühne. „Die haben wir in der Nähe des Neumarktes gefunden und für die Skulptur stabilisiert und lackiert“, sagt Genth. Alle Arbeiten am und für das Kunstwerk hätten in Dresden oder dem Umland stattgefunden. „In Hamburg saßen wir lediglich am Computer.“ Mit der Visualisierung der Skulptur ist Genth allerdings nicht zufrieden. „Die Dresdner sollen auf das Original warten.“

Bereits Manaf Halbouni hatte sich mit dem „Monument“ an das Thema Gedenken gewagt und somit eine Debatte ausgelöst, die teilweise aus dem Ruder lief. Die Verbindung des Kriegs in Syrien mit der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg hatte zur Einweihung des Werks Kritiker auf den Neumarkt gezogen, die den Künstler und den Oberbürgermeister regelrecht niederbrüllten. Die AfD im Stadtrat beantragte den Abbau der Busse, allerdings ohne Erfolg. Anhänger der Identitären Bewegung brachten ein Protest-Banner an.

Eigentlich war geplant, die neue Skulptur schon eher auf dem Neumarkt aufzustellen. Doch dann kam ihm das „Monument“ aufgrund seines Bezuges zur Zerstörung Dresdens am 13. Februars zuvor. Purer Zufall also, dass der Neumarkt nun so schnell hintereinander ein Ort zeitgenössischer Kunst wird. „Doch genau das sollte er auf Dauer bleiben“, wünscht sich Linken-Stadträtin Jacqueline Muth, die Mitglied der Dresdner Kunstkommission ist. „Kunst im öffentlichen Raum lebt davon, gesehen zu werden und solle bewusst dort stehen, wo viele Menschen unterwegs sind.“

Auch wenn die Skulptur schon lange geplant war. Seitdem die Kriegsmahnmal-Busse auf dem Neumarkt stehen, sei ein stärkeres Interesse auswärtiger Künstler zu spüren, ihre Werke nach Dresden zu bringen, sagt Christiane Mennicke-Schwarz. Sie ist die künstlerische Leiterin des Dresdner Kunsthauses, welches das „Monument“ als Projektpartner begleitet. Die drei eigentlich schrottreifen Busse kommen nach ihrem Neumarkt-Einsatz nicht in die Schrottpresse, sagt Mennicke-Schwarz. Geplant sei, dass sie in eine andere Stadt weiterreisen. In welche, wird derzeit besprochen.