Merken

Ein neues Froschparadies

Ein Flutschaden von 2002 wurde jetzt ganz unbürokratisch im Trebnitzgrund beseitigt. Und darüber freuen sich nicht nur Naturschützer.

Teilen
Folgen
© Rolf Bieber

Von Maik Brückner

Schlottwitz. Der Trebnitzgrund gehört zu den schönsten Naturschutzgebieten im Osterzgebirge. Durch seine noch umfangreich unberührte Natur ist er ein sehr beliebtes Wandergebiet. Seit einigen Tagen fühlen sich hier auch wieder die Grasfrösche wohl. Nach 16 Jahren befindet sich wieder Wasser in dem Tümpel am alten Blockhaus im mittleren Teil des Tales.

Der Dittersdorfer Unternehmer Heiko Schiebel hat den verlandeten Teich ausgebaggert …
Der Dittersdorfer Unternehmer Heiko Schiebel hat den verlandeten Teich ausgebaggert … © Cordula Jost
… und eine Wasserzuführung errichtet.
… und eine Wasserzuführung errichtet. © Cordula Jost

Dadurch ist das Biotop seit einigen Tagen wieder der Anziehungspunkt von paarungswilligen Grasfröschen geworden. „Aus den dicken Laichballen entwickeln sich Kaulquappen und später Frösche“, erzählt Rolf Biber vom Heimatverein Schlottwitz. Für ihn sei das eine große Freude. Denn er hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass dieser Tümpel wieder ein Paradies für Grasfrösche werden könnte.

Über mehrere Jahre hatte sich der Heimatverein darum bemüht, den Tümpel wieder mit Wasser zu befüllen. Doch er hatte kein Erfolg. Die Situation, die nach dem Hochwasser 2002 entstanden war, war sehr kompliziert. In jenem August trat auch die Trebnitz, die auf einer Hochebene zwischen Liebenau und Walddörfchen entspringt, über die Ufer. Der zum reißenden Fluss mutierte Bach spülte an mehreren Stellen das Bachbett aus. So auch auf der Höhe des alten Blockhauses.

Das Bachbett lag nach der Flut etwa 50 Zentimeter tiefer, erzählt Cordula Jost. Sie ist Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und kümmert sich im Auftrag von dessen Dachverband um Kleinstgewässer und Biotope. Und dazu gehört auch jener Tümpel. Dieser ist der einzige im zwölf Kilometer langen Trebnitzgrund. Angelegt wurde er 1900 vom damaligen Revierförster Berthold. Dieser baute auch den Zu- und Abfluss von der Trebnitz. Nach dem Augusthochwasser floss wegen des Höhenunterschieds kein Wasser mehr in den Teich.

Um ihn mit Wasser zu befüllen, machte sich der Heimatverein seit 2011 Gedanken. Unter anderem sollte ein neuer Zulauf vom Oberlauf angelegt werden. Doch das scheiterte an den aufwendigen Genehmigungen und den Eigentumsverhältnissen, berichtet Eckard Göbel, Vorstand im Heimatverein. Franz Brand und Jochen Büttner, zwei Vereinsmitglieder, brachten zuletzt den Einbau eines Widders ins Gespräch. Dabei handelt es sich um eine wassergetriebene, nicht kontinuierlich arbeitende Pumpe, die den Druckstoß-Effekt ausnutzt. Dieser sorgt dafür, dass ein Teil des Wassers, mit dem die Pumpe angetrieben wird, auf ein höheres Niveau gehoben wird. Der Verein fand diese Anlage gut, weil sie keinen Strom braucht und unproblematisch Wasser aus der Trebnitz in den Teich pumpen würde. „Wir hatten das System auch vor Ort ausprobiert und eine Stelle am Bach gefunden, von der das Wasser in den Teich gepumpt werden könnte“, berichtet Göbel.

Doch die Wasserbehörde signalisierte kurz danach, dass sie dem Bau einer solchen Anlage im einem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet wie dem Trebnitzgrund nicht zustimmen werde, sagt Cordula Jost vom Landschaftspflegeverband nach Gesprächen mit der Behörde. Damit sei eine vielversprechende Idee gescheitert.

Dass es letztlich doch zur Wiederherstellung des Tümpels kam, haben die Naturfreunde Heiko Schiebel zu verdanken. Der Dittersdorfer übernahm vor einigen Monaten das benachbarte Blockhaus, sanierte und baute es zu einem Ferienhaus um. Dem Dittersdorfer fiel auch auf, dass nur ein Schild an den Tümpel erinnerte. Schiebel wollte den Teich gern wiederherstellen, weil dieser den Grund aufwertet. Er schaute sich das Tal genauer an. Nicht die Trebnitz sollte den Teich mit Wasser speisen, sondern ein Bächlein, das vom Hang ins Tal lief, erzählt er. Seine Ideen stellte er dem Landschaftspflegeverband vor. Aus naturschutzfachlicher Sicht sprach nichts dagegen, sagt Frau Jost. Sie versprach Unterstützung in Höhe von 10 000 Euro, die letztlich vom Landratsamt Pirna kommen soll. Schiebel konnte loslegen. Er baggerte den Tümpel aus, brachte eine Lehmschicht ein, die verhindern soll, dass das Wasser abfließt. Anschließend installierte er ein Rohrsystem, das das Hangwasser in den Tümpel leitet. Das alles ist seit ein paar Tagen Geschichte. Inzwischen sitzen die ersten Grasfrösche im Wasser und laichen.

Cordula Jost hat sich davon ein Bild gemacht. Sie ist begeistert, dass dieser Tümpel wieder da ist. Auch Rolf Biber kommt ins Schwärmen: „Die neue Froschtümpelanlage hat all meine Erwartungen übertroffen“, sagt der Schlottwitzer. „Damit ist ein wichtiger und schöner Teil für ein gesundes Waldökosystem wiederhergestellt.“