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Ein neues Denkmal für Riesa

Im Stadtpark wurde jetzt eine Stele aus Granit errichtet – im Stil des 19. Jahrhunderts.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Die Stahlskulptur Elbquelle und der Hafenwächter bekommen Zuwachs: Seit Mittwoch steht in Riesa ein neues Kunstwerk. Mitten im Stadtpark wurde ohne großes öffentliches Aufsehen eine zwei Tonnen schwere Granitskulptur aufgestellt. Sie erinnert an die Riesaer Bürger, die 1874 die vorher nur „Wilder Busch“ genannte Waldlandschaft in einen Stadtpark verwandelten. Seit damals bildet der sich an die Freitreppe Richtung Rathaus anschließende Hauptweg die Sichtachse im Park – dem bislang ein passender Abschluss fehlte.

Bei der Montage ist Präzision gefragt.
Bei der Montage ist Präzision gefragt. © Sebastian Schultz
„1874 – Bürger errichten den Stadtpark“ – so steht es auf der umlaufenden Aufschrift an der Säule.
„1874 – Bürger errichten den Stadtpark“ – so steht es auf der umlaufenden Aufschrift an der Säule. © Sebastian Schultz

Deshalb wird die neue Skulptur offiziell „Point de vue“ genannt. Der aus dem Französischen stammende Begriff bedeutet Blickfang und bezeichnet ein Objekt, das am Ende eines Wegs liegt und verhindern soll, dass der Blick des Betrachters ins Nirgendwo wandert. Das war zuletzt auf dem Hauptweg des Stadtparks der Fall – denn die vielen Riesaern noch bekannte Konzertmuschel auf der Wiese dahinter gibt es nicht mehr, genauso wenig wie die benachbarte Gaststätte.

Und eigentlich darf im Stadtpark auch gar nichts mehr gebaut werden – denn das Areal wird beim Hochwasser zwei Meter hoch überflutet. Auch die knapp 1,90 Meter hohe Skulptur wird dann im Wasser verschwinden – für sie wurde aber eine Ausnahme gemacht, um die Ansicht des Parks zu komplettieren. „Auch die Untere Denkmalbehörde und das Landesamt für Denkmalpflege haben zugestimmt“, sagt Rathaus-Sprecher Uwe Päsler. Das ist nicht ganz unwichtig: Denn die Parkanlage ist als Ganzes denkmalgeschützt – und einen solchen Blickfang hatte es bislang an dieser Stelle noch nie gegeben.

70 000 Euro für den Stadtpark

Nun bildet das Objekt aus Oberlausitzer Granit ein sichtbares Gegenstück zur Freitreppe – und soll an den Riesaer „Verschönerungsverein“ erinnern, der vor mehr als 140 Jahren gegründet wurde. „Der Verein hat sich um das Anlegen von Wegen, kleinen Plätzen mit Ruhebänken und Neupflanzungen gekümmert“, sagt Kerstin Bannorth vom Sachgebiet Grünflächenunterhaltung im Stadtbauamt. Deshalb die umlaufende Aufschrift auf der Säule: „1874 – Bürger errichten den Stadtpark“. Die Aufstellung bildet den vorläufigen Abschluss der Arbeiten im Park, die sich das Rathaus knapp 70 000 Euro kosten lässt. Den Großteil der Kosten machte die Neugestaltung des Hauptwegs aus. Er wurde auf 125 Meter Länge komplett neu ausgebaut, gleichzeitig aber schmaler gemacht: Künftig ist der Weg zum Flanieren nur noch drei Meter breit. „Das entspricht dem historischen Vorbild“, sagt Uwe Päsler. „Zu DDR-Zeiten war der Weg doppelt so breit.“

Alte Kleinfundamente und befestigte Flächen wurden beseitigt. Die vom Hochwasser mitgenommenen Bänke und Papierkörbe sind verschwunden. Ob an den Hauptweg neue Sitzbänke hinkommen, ist noch offen. „Das wird noch entschieden“, sagt der Rathaus-Sprecher. Dafür wurden bereits mehrere Winterlinden gepflanzt, um die Lücken in der Allee rechts und links des Wegs zu schließen.

Schaut man die jetzt komplettierte Reihe entlang, sieht man eine riesige Eiche außerhalb der Linie wachsen, quasi fast auf dem Weg. „Der Baum stammt noch aus der Ursprungszeit des Parks“, sagt Päsler. Die meisten Bäume in der Anlage seien noch gar nicht so alt: Denn kurz nachdem der Verschönerungsverein die Anlage schick gemacht hatte, sei der Borkenkäfer darüber hergefallen – und habe einen Großteil der Bäume vernichtet.

Zuletzt waren es eher die Hochwasser, mit denen die Anlage zu kämpfen hatte. Laut Planer soll eine mögliche Flut der neuen Stele aber nichts anhaben können: Schließlich steige und falle das Wasser in Riesa in überschaubarer Geschwindigkeit – so dürfte eine anschließende Putzaktion wohl ausreichen. Mehr Ärger könnte eine andere Form von Flüssigkeit machen – die der im Park zahlreich spazieren geführten Hunde. Auch deshalb wird das Standbild aus Granit noch von einer Reihe Pfosten samt Geländer eingefasst. Das soll nicht nur die Hunde abhalten, am „Point de vue“ ihr Bein zu heben – sondern auch den optischen Gesamteindruck komplettieren. Dazu gehört auch die geplante Bepflanzung mit Efeu rund um den Sockel.

Schon zu sehen ist eine Reihe frisch gepflanzter kleiner Eiben, direkt hinter dem neuen Kunstwerk: Sie soll Passanten davon abhalten, einfach wie früher geradeaus weiter über die Wiese zu laufen. Der Weg Richtung Elbe wurde aus optischen Gründen nun ein paar Meter zur Seite verlegt – um Riesas neues Kunstwerk voll zur Geltung kommen zu lassen.