Von Reiner Hanke

Braumeister Lothar Seltmann ist zufrieden. Das neue Bier von Böhmisch Brauhaus in Großröhrsdorf ist eine wahre Perle. Und das im wörtlichen Sinne. Es ist ein Bier, das ausschließlich mit der Hopfensorte „Perle“ aus dem heimischen Elbe-Saale-Gebiet gehopft wird. Ein Helles. Das sei früher in Sachsen sehr viel getrunken worden, so Seltmann. Aber mit der Wende 1990 sei es ein bisschen verdrängt worden durch das Pilsner. So knüpfe Böhmisch Brauhaus damit an eine Tradition an, die auch in der Großröhrsdorfer Brauerei gepflegt worden sei und nun wieder belebt werde. Die SZ hatte schon im Juni zur 130-Jahrfeier angekündigt, dass an einer neuen Biersorte gearbeitet wird – nun ist sie da.

Fachmann Lothar Seltmann erklärt: Beim Pilsner werde der Zucker weitgehend vergoren, durchgegoren sagt er. Das Bier werde stark gehopft. Dagegen habe das „Helle Vollbier“ einen milden und süffigen Charakter. Es sei malziger und lieblicher. Die Hopfennote sei dafür zurückhaltender. So sei ein Trend auszumachen, dass das Helle wieder mehr Freunde finde, sagt Brauerei-Geschäftsführer Stefan Tentler. Die Großröhrsdorfer wollen sich damit also neue Kundschaft erschließen. Vielleicht auch bei den älteren Kunden Erinnerungen wecken. So gibt es für die Flaschen neben einem aktuellen auch ein Retro-Etikett. Das entspricht einem historischen Druck aus der Zeit nach 1953. Stefan Tentler: „Es belegt, dass wir mit unserem Hellen an eine über etliche Jahre verschüttete Tradition unserer Brauerei anknüpfen.“ Es zeigt auch, dass Brauen keine Einbahnstraße sei. Eine Brauerei von der Großröhrsdorfer Größenordnung sei ja so flexibel, auch mal etwas Neues anzubieten.

Verkauft werde das Bier erst einmal in einer kleineren Auflage in der 0,33-Liter-Steinie-Flasche. Zehn Fässer stehen für die Kirmes in Bretnig bereit. Die Brauer wünschen sich natürlich, dass es gut ankommt. Geschäftsführer Stefan Tentler: „Unser Helles wird ,aus der Taufe gehoben‘ durch den Anstich des ersten Fasses als Freibier auf der Bretniger Kirmes an diesem Freitagabend“, am ersten Festtag, dem 22. September. Und eines lässt sich der Geschäftsführer natürlich nicht nehmen: Den Anstich gegen 20.30 Uhr wird er natürlich selbst ausführen.