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Ein neues Bett für die Triebisch

Bis Mitte Oktober sollen die Schäden des Hochwassers von 2013 beseitigt sein – das ist auch gut für die Fische.

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© Udo Lemke

Von Udo Lemke

Meißen. Das habe ihm im Juni 2013 schlaflose Nächte bereitet, sagt Uwe Heinrich. Damals war die Triebisch vom Flüsschen zum reißenden Strom geworden. Führt sie in diesem Jahr im Durchschnitt zwischen 0,5 und 1,0 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, müssen es damals etwa 80 Kubikmeter gewesen sein. „Denn die inzwischen abgerissene Brücke am Buschbad war für einen Durchfluss von 70 Kubikmetern pro Sekunde gebaut, und sie wurde überströmt“, erklärt der Projektleiter von der zuständigen Landestalsperrenverwaltung (LTV). Das heißt, dass die Triebisch das 80- bis 160-fache an Wasser 2013 führte wie derzeit. Anders gesagt: Beim Hochwasser rauschten 800 gefüllte Badewannen pro Sekunde Richtung Elbe.

Um in der Triebisch arbeiten zu können, musste die Uferböschung aufgebaggert werden, sie wird nun wieder geschlossen.
Um in der Triebisch arbeiten zu können, musste die Uferböschung aufgebaggert werden, sie wird nun wieder geschlossen. © Udo Lemke
Schwere Technik, wo sonst die Triebisch fließt, diese wird in einem Rohr an der Baustelle vorbei geleitet.
Schwere Technik, wo sonst die Triebisch fließt, diese wird in einem Rohr an der Baustelle vorbei geleitet. © Udo Lemke

Der Wucht des Wassers hat das ehrwürdige Bett der Triebisch auf einer Länge von 400 Metern zwischen der Brücke Kohlelagerplatz und Jaspisstraße/Ecke Köhlerstraße aufgerissen. „Hier war die Triebisch mit alten Sandsteinplatten ausgebaut“, so Uwe Heinrich. Er spricht voller Bewunderung über unsere Altvorderen, die die Anschlüsse zur Böschung aus Granitsteinen gebaut hatten, die schwankende Wasserstände, Hitze und Frost viel besser aushalten als der weiche Sandstein. Und doch haben sie seiner Meinung nach einen Fehler gemacht. Sie haben es versäumt, Riegel in die Flusssohle einzubauen. Diese Sohlriegel bestehen aus quer zur Fließrichtung verlegten massiven Steinreihen. Reißt die Strömung die in der Flusssohle verlegten Steine an einer Stelle auf und mit sich, dann würde dies nur bis zum nächsten Riegel fortschreiten. Dort wäre dann erst einmal Schluss. Weil das beim Sandsteinbett der Triebisch nicht der Fall war, ist die gesamte Strecke von 400 Metern zerstört worden.

Kanal in der Flusssohle

„Wir bauen aller 25 bis 30 Meter einen Sohlriegel ein“, sagt Uwe Heinrich. Und nicht nur das. Die Befestigung der Flusssohle erfolgt mit Wasserbausteinen. Hier sind es riesige Granitwacker mit einem Gewicht zwischen 300 und 1 000 Kilogramm. Wären es Würfel, so hätten sie etwa eine Kantenlänge von einem halben Meter, aber sie verjüngen sich. Diese Wasserbaustein werden mit ihrer behauenen, ebenen Fläche nach oben in die Flusssohle eingebaut. Allerdings entsteht kein geschlossenes Flussbett wie bei einer Wanne, sondern in der Mitte erhält die Triebisch eine kanalartige Vertiefung. Dadurch erhöht sich dort die Fliesgeschwindigkeit, außerdem entsteht eine wildwasserartige Strömung, wodurch sich das Wasser mit Sauerstoff anreichert. Außerdem ist auch bei Niedrigwasser noch genügend Wasser für die Fische in der Triebisch vorhanden.

An den Stellen, an denen die Wasserbausteine zuerst verlegt worden sind, hat sich die Triebisch ihre Sohle schon wieder zurückgeholt. Sand und kleinere Steine bedecken die Sohle wieder vollständig. Allerdings kommt es immer wieder zu größeren Sedimentablagerungen, die nach wenigen Monaten auch bewachsen sind. Diese müssen durch die Flussmeisterei, die für die Pflege der Triebisch zuständig ist, ausgebaggert werden.

Denn die Durchgängigkeit des Flusses soll gewährleistet bleiben, damit im Hochwasserfall der Abfluss in die Elbe nicht behindert wird. Allein die Sanierung des 400 Meter langen Abschnittes der Triebisch kostet laut Uwe Heinrich 470 000 Euro. Allerdings hat die Stadt Meißen davon nichts zu tragen. Das Geld kommt zu hundert Prozent aus dem Programm von Bund und Freistaat Sachsen zur Schadensbeseitigung nach dem Hochwasser von 2013.

Die kaputte Sohle ist zwar der größte, aber nicht der einzige Schaden an der Triebisch im Stadtgebiet. Auch hinter der Brücke zum Polenzer Weg war das Gewässerbett auf einigen Metern Länge zerstört. Es wurde repariert und auch ein Hang mit Wasserbausteinen gesichert, damit die Hangmauer der Brücke nicht unterspült werden kann. Oberhalb der Brücke wird derzeit außerdem die Zufahrt zur Triebisch wieder zurückgebaut. Um an den Fluss zu kommen, musste die Böschung mit einer Baustraße durchschnitten werden. Diese wird nun wieder beseitigt und das ursprüngliche Uferprofil wieder hergestellt.

Riegel sichern Mauern

Der dritte Schaden des Hochwasser 2013 war an der Clausmühle zu beklagen. Auch hier hatten die Wassermassen der Triebisch die Flusssohle zerstört. Genau am Betriebsgelände der Firma Rath waren bis zu anderthalb Meter tiefe Auskolkungen – also Ausspülungen im Flussbett – entstanden. Dadurch bestand die Gefahr, dass Mauern zum Betriebsgelände ins Rutschen kommen könnten. „Wir haben zwei Riegel eingebaut, dazwischen hat die Flusssohle wieder ihr ursprüngliches Niveau erreicht“, erklärt Uwe Heinrich.

„Die Arbeiten sollen bis 14. 10. abgeschlossen werden“, teilte Britta Andreas von der Landestalsperrenverwaltung mit. Dann wird auch das etwa hundert Meter oberhalb der Köhlerstraße mitten in der Triebisch stehende temporäre Wehr abgebaut sein und die Triebisch ihr neues Bett komplett in Besitz nehmen.