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Ein neuer Schacht für das Schleifermännchen

Der stadtbekannte Brunnen ist saniert. Ab Donnerstag hat Worm-Seff wieder etwas zu tun.

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© Matthias Weber

Von Mario Heinke

Mit einer Rolle Kabel über der Schulter hält sich Jan Schöntube an der Einstiegshilfe aus Edelstahl fest und klettert vorsichtig in den nagelneuen Versorgungsschacht, einen Steinwurf vom Schleifermännchenbrunnen am Stadtring entfernt. Der Elektriker der Zittauer Firma „Die Ellos“ verlegte am Dienstag die letzten Kabel und prüfte die neue Elektroanlage.

Am Donnerstagvormittag soll der Schleifermännchenbrunnen nach seiner Runderneuerung übergeben werden. Das Schleifermännchen lagert bis dahin noch im Hauptquartier der Zittauer Feuerwehr. Wenn die Kameraden den kleinen Mann mit dem gelben Hut im Brunnen montieren, kann er nach Zwangspause und Arbeitslosigkeit an gewohnter Stelle wieder schleifen, was das Zeug hält. Im Frühjahr konnte der Brunnen nicht in Betrieb gehen, weil der marode Schacht und die defekte Technik es nicht zuließen, erzählt Hagen Schneider. Er ist im Zittauer Bauamt für die Instandhaltung zuständig und wird immer gerufen, wenn Havarien oder Störungen an städtischen Gebäuden oder Anlagen zutage treten. Wegen knapper Kassen hatte die Stadt längst fällige Reparaturen an den Zittauer Brunnen in den zurückliegenden Jahren immer wieder in die Zukunft verschoben. Herkules-, Samariterinnen-, Schwanen-, Marktfrauenbrunnen und der Grüne Born waren neben dem Schleifermännchenbrunnen auch davon betroffen. Diese Verschiebetaktik fand in diesem Jahr ein jähes Ende, denn die Mängel an den Brunnen waren inzwischen so gravierend, dass eine reale „Gefahr für Leib und Leben“ bestand, sagt der Bauamtsmitarbeiter. So war der alte Versorgungsschacht unter der Wiese völlig nass und brüchig. Die Feuchtigkeit beschädigte Leitungen und Pumpen. „Wasser und Elektrik vertragen sich nicht“, sagt Schneider, deshalb sei die Inbetriebnahme im Frühjahr zu gefährlich gewesen. Wegen einer verstopften Entwässerungsleitung musste der Brunnen in den vergangenen Jahren vor der Winterruhe schon immer von der Feuerwehr ausgepumpt werden. Auch die Lampen, die das Schleifermännchen früher einmal anstrahlten, hatten ihren Dienst aus Altersschwäche versagt. Sie werden nun durch energiesparende Leuchtdioden ersetzt und das im Jahre 1820 von einem Zittauer Klempnermeister geschaffene Schleifermännchen in der Dunkelheit wieder funkeln lassen.

Schneider wirft einen zufriedenen Blick in den neuen Schacht aus wasserundurchlässigen Betonfertigteilen. Pumpen, Schieber, Wasserleitungen, Entlüftungsrohr und Elektroinstallation sind ausgetauscht. Die Teile der neuen Technik glänzen, als die Sonne in den Schacht eindringt. Die Wasserleitungen sind gespült, auch die Entwässerung funktioniert wieder, berichtet Schneider. Rund 26 000 Euro kostete die Runderneuerung der Anlage die Stadt.

Die dem Scherenschleiferoriginal „Worm-Seff“ gewidmete Figur soll nun bis zur Winterruhe im Oktober ununterbrochen schleifen, ohne gewerkschaftliche Pause, quasi als Schleifer in Dauerschleife. Zittauer und Touristen wird es freuen. Für sie ist der rastlose Mann mit dem wackelnden Bein eine berühmte Attraktion am Grünen Ring.