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Ein Museum für die Yenidze

Früher tanzten Discobesucher im Untergeschoss der Tabakmoschee. Doch seit der Flut 2002 steht es leer. Bis 2016 soll sich das ändern.

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© Norbert Neumann

Von Tobias Hoeflich

Ein modriger Geruch füllt das Untergeschoss der Yenidze. Kabel hängen von der Decke. Graffiti sind an die bröckelnden Wände geschmiert, die einst knalligen Farben schon verblichen. In schlechtem Zustand sind die Räume seit Jahren, leer geräumt aber erst seit Kurzem: „Wir haben zunächst einmal alles entkernt“, sagt Gebäudemanager Uwe von Sternfeld, der inmitten der 600 Quadratmeter Baufälligkeit steht. „Aber jetzt machen wir daraus wieder eine vermietbare Fläche!“

Die EB Group aus Berlin ist seit reichlich einem Jahr Eigentümer der Yenidze.
Die EB Group aus Berlin ist seit reichlich einem Jahr Eigentümer der Yenidze. © Marco Klinger

Wir, das ist die EB Group aus Berlin, die im Februar 2014 die Yenidze gekauft hat. Nach dem Hochwasser 2002, das in dem Untergeschoss wütete, hat der damalige Eigentümer die Räume nur grob beräumt. Bis knapp unter die Decke stand das Wasser damals, so von Sternfeld. „Vor dem Hochwasser wurden die Flächen als Diskothek genutzt“, berichtet Enver Büyükarslan, Geschäftsführer der EB Group.

Getanzt und gefeiert wird in dem Untergeschoss nicht mehr – sondern informiert: Ein Museum klärt künftig Besucher über die Geschichte des orientalisch anmutenden Baus an der Weißeritzstraße auf. „Die Yenidze soll mehr sein als ein klassisches Bürogebäude. Bisher können interessierte Gäste nur das Kuppelrestaurant oder die Märchenvorlesungen direkt unter der gläsernen Kuppel besuchen.“

Erste Exponate für das Museum haben die Eigentümer bereits gesammelt. Dass die Yenidze damit für Besucher attraktiver wird, dürfte auch die Stadtverwaltung freuen: „Die Yenidze ist ein einzigartig gestaltetes Fabrikgebäude und baugeschichtlich, künstlerisch und städtebaulich von großer Bedeutung“, betont Kulturbürgermeister Ralf Lunau (parteilos). Schon zu DDR-Zeiten stand die Tabakmoschee, wie sie im Dresdner Volksmund oft genannt wird, unter Denkmalschutz – auch wenn kriegsbedingt nur noch Reste davon übrig waren. Erst ab 1994 bekam die Yenidze nach umfangreichem Umbau ihr historisches Antlitz zurück.

Neues Lichtkonzept für die Kuppel

Nachdem das Untergeschoss entkernt ist und nicht mehr benötigte Technik entsorgt wurde, soll nun zeitnah die Renovierung der Räume starten. Offen ist noch, wie die Etage gegliedert wird: „Wir prüfen, die Gesamtfläche von 600 Quadratmetern nach der Entkernung zu teilen“, so Büyükarslan. Die eine Hälfte könnte als Gewerbefläche dienen, die andere als Museum. Eine kleine Fläche von 300 Quadratmetern würde sich dafür gut anbieten.

Nächstes Jahr könnte das Museum im Untergeschoss öffnen – auch wenn es für genaue Angaben noch zu früh ist: Die Dauer des Umbaus hänge von der Aufteilung der Etage und der Nutzungsart ab, begründet der Geschäftsführer der EB Group. Deshalb lässt sich auch nur schwer sagen, wie viel Geld das Unternehmen investiert. Sicher ist: Für die reine Entkernung der Etage sind rund 24 000 Euro eingeplant.

Die Renovierung des Untergeschosses ist indes nicht die einzige Maßnahme der neuen Berliner Eigentümer. Die historischen Zäune entlang der Magdeburger und Weißeritzstraße, die das Bauwerk säumen, sind neu beschichtet, die Zaunpfeiler saniert worden. Auch die Grünflächen hat der neue Hausherr umgestaltet und bepflanzt. „Derzeit sind neue Lichtkonzepte für die Innenbestrahlung der Kuppel und die Außenbestrahlung der Yenidze in Abstimmung“, verrät Büyükarslan. Und kündigt zugleich eine stärkere Präsenz in Dresden an: Im fünften Obergeschoss wird derzeit die neue Niederlassung der EB Group eingerichtet.

Nachdem das Unternehmen bereits den Kauf eines Bürokomplexes an der Blasewitzer Straße verkündet hat, werden derzeit weitere Objektankäufe geprüft. „Mit der Yenidze haben wir die Basis für unsere Expansion in der sächsischen Landeshauptstadt geschaffen.“