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Ein Liegauer erobert die Musikwelt

Jahrelang war Andreas Zöllner Musiker bei der Kult-Band „Das Blaue Einhorn“. Jetzt gab er seine Solo-Premiere.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Über zwei Jahrzehnte gehörte Andreas Zöllner zur legendären Dresdner Band „Das Blaue Einhorn“. Tausende Konzerte haben die vier Dresdner Musiker auf unterschiedlichsten Bühnen gespielt. Wo sie hinkamen, waren die Säle voll.

Andreas Zöllner war 23 Jahre Bandmitglied bei „Das Blaue Einhorn“. In der Weixdorfer Kirche gaben sie ihr Abschiedskonzert
Andreas Zöllner war 23 Jahre Bandmitglied bei „Das Blaue Einhorn“. In der Weixdorfer Kirche gaben sie ihr Abschiedskonzert © Bernd Goldammer

Irgendwann aber tauchte aus seinem tiefsten Inneren eine lebenswichtige Frage auf: „Ist die kommerzielle Konzertform wirklich alles, was ich mit meiner Musik erreichen möchte?“ Diese Frage wurde immer drängender. Die Antwort lautet nun: „Ich will dann mal weg.“ Andreas Zöllner sagte es seinen Bandkollegen nach 23 Erfolgsjahren. Kurz, nachdem sie ihr letztes Konzert gespielt hatten, gab er seiner Frau einen Kuss und verließ das heimische Anwesen. Er machte sich auf den langen Weg in viele osteuropäische Länder. Ohne Geld! Nur Wechselwäsche, seine Bouzouki und ein Tagebuch hatte er im Rucksack. Meistens war ein Zelt sein Lager für die Nacht. Das baute er auf, wo es ihm gefiel. Zu Fuß lief er ungefähr 1 500 Kilometer. Die Strecke war insgesamt 4 113 Kilometer lang. Vielerorts erlebte er die Menschen in ihrem Alltag.

Reise durch mehrere Länder

Daraus wurde ein einzigartiger und intensiver Perspektivwechsel. Tschechien durchquerte er als Erstes. Dann kamen Österreich und Ungarn. Und auch durch Serbien und Bulgarien führte sein Weg. Drei Monate lang lebte er ausschließlich und unmittelbar von seinen musikalischen Begegnungen. Musik schlug ihm die Brücken zu den Herzen der Menschen.

Die Frage, ob das heutzutage funktioniert, ist längst beantwortet. „Dieser Weg hat mir sehr viele unvergessliche Eindrücke gegeben. Dabei habe ich auch neue Seiten an mir selbst kennengelernt. Das alles ist viel mehr als ich erwartet habe“, bringt er es gestern vor dem Konzert in der Kirche von Kleinwachau noch mal auf dem Punkt. Er nimmt sich die Zeit und sagt auch warum: Er habe viele interessante Menschen kennengelernt. Die Internationalität der Musik hat ihre eigene Sprache. Sie lebt mehr auf der Gefühlsebene. Aus den Tagebuchaufzeichnungen seiner Reise hat Andreas Zöllner inzwischen das Buch „Hans im Glück oder die Erlaufung des Südens“ gemacht. Dabei beschreibt er, wie nah er sich auf dieser Tour der Märchenfigur Hans im Glück fühlte. Im „Loslassenkönnen“ nämlich. Nicht Goldklumpen, Kuh, Schwein, Gans und letztlich auch den Schleifstein, Andreas Zöllner geht es um den Zauber eines neuen unbekannten Weges. Und er lässt die Leser an seinen intensiven Erlebnissen teilhaben. Auf den Konzertbühnen hat er sich mit einem Soloprogramm zurückgemeldet. Gestern Nachmittag trat er mit Ute, seiner langjährigen Ehefrau, in der Kleinwachauer Kirche auf. Erwartungsgemäß waren viele Gäste neugierig. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Wie sieht ihr gemeinsames Programm aus? „Dorn oder Röschen“ lautet der Titel. Da geht es um Weltmusiken, Liebeslieder und wahre Geschichten zu zweit. Das Thema sind all die Dornen, ohne die echte Rosen nicht zu haben sind. So ist die Liebe.

Konzert auch in Weixdorf

Die Gedanken führen zu wunderbaren Märchen mit ziemlich aktuellen Zwischenzeilen. Was gibt es jenseits von Klischees oder schwarz-weiß Bildern? Was kommt nach dem Erwachen? Der klare Blick auf die Realität und Träume. Zu hören waren Sonntag Nachmittag internationale Lieder und wundervolle Geschichten. Auch die dreimonatige Europawanderung war aus einigen Songs herauszuhören.

Am 5. Februar ist das Programm das nächste Mal im Weixdorfer Dixiebahnhof zu erleben.