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Ein Laden zum Riechen und Schmecken

Mario Eilert hat sich auf kalten Baustellen mit Tee gewärmt. Das brachte ihn auf eine Idee, von der er heute in Dipps lebt.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Mario Eilert greift zu einer großen weißen Pralinenschachtel, klappt den Deckel hoch und hält sie der Kundin unter die Nase. „Probieren Sie!“ Die Sorten der Pralinen kann er heute Abend wahrscheinlich schon im Schlaf aufsagen: Marc de Champagne, Trüffel, Rote Grütze … Geduldig erklärt er immer wieder, was er in der Hand hält. Hier kann niemand widerstehen, nicht einmal die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, die zwei Geschenkkörbe abholt und gar nicht so richtig weiß, ob sie die kleine Süßigkeit überhaupt annehmen darf. Mit solchen Verführungen behauptet sich Mario Eilert seit zwanzig Jahren. Damals ist er beruflich umgestiegen. Er hat seine Arbeit als Bodenleger aufgegeben, auch aus gesundheitlichen Gründen, und hat im Haus seiner Frau am Dippser Kirchplatz sein eigenes Geschäft eröffnet, den Teeklipper.

„Am Montag habe ich noch auf der Baustelle gearbeitet, am Dienstag stand ich in der Schürze hinter der Ladentheke“, erinnert er sich. Aber er hat etwas vom Bau mitgenommen – seine Liebe zum Tee. „Den habe ich immer gerne getrunken, wenn es auf einer Baustelle kalt und zugig war“, sagt der Ladeninhaber. So kam es zur Entscheidung, einen Teeladen zu eröffnen. Er hat sich sein Sortiment zusammengestellt mit verschiedenen Teesorten, Dosen, Kännchen und anderem Zubehör für den gepflegten Teegenuss. Manche Mischung lässt er sich nach seinen Vorgaben zusammenstellen. Das hat er erweitert mit einem Süßwarenangebot. „Was ich dafür wissen musste, habe ich mir selbst angeeignet, mich belesen, mich umgesehen. Bei meinem Sortiment habe ich darauf geachtet, dass man bei mir die Sachen findet, die kein Supermarkt anbietet“, sagt Eilert.

Diesen Kurs hat er mit seinem Teeklipper all die Jahre konsequent beibehalten und damit 20 Jahre bestanden. Der 52-Jährige ist auch zuversichtlich, dass er mit seinem Geschäft bis zum Ruhestand kommt. Dabei unterstützt ihn von Anfang an seine Mitarbeiterin Annett Bartsch. „Sie macht die Basteleien, gestaltet Körbe, dekoriert das Schaufenster. Wir sind ein eingespieltes Team“, sagt Eilert. Er macht sich auch keine Sorgen wegen des Internethandels. „Was ich kann, geht im Internet nicht“, sagt er und holt eine der großen Teedosen aus dem Regal. „Riechen Sie mal: Feigen und Rose.“ Selbst, wer mit Feigenduft nicht so vertraut ist, spürt das besondere Aroma in der Nase. Nein, das ist wirklich kein Vergleich mit einem Bestellvorgang vor dem Bildschirm. Hier riecht es, hier kann der Kunde schmecken und das Produkt auch in die Hand nehmen.

Margitta Nebel aus Paulsdorf bestätigt das. „Ich komme eigentlich, seit es den Laden gibt, hierher. Gerne kaufe ich besondere Näschereien, die ich zum Beispiel anstatt Blumen verschenke“, erzählt sie. Mit den üblichen Schwankungen in seinem Geschäft hat Eilert leben gelernt. „Wir hatten auch schon schwere Jahre“, sagt der Dippser Teeklipper-Kapitän. Und jede Jahreszeit hat ihre Auswirkungen aufs Geschäft. Im Sommer sind Süßes und Tee nicht so gefragt. Aber zu Weihnachten und Ostern ist der Zulauf ungebremst. Die Ladentür geht laufend.

Das will aber auch geplant sein. So hat Eilert derzeit 70 verschiedene Adventskalendermotive im Angebot und einzeln verpackte Süßwaren, mit denen man seine Adventskalender selbst füllen kann. Die wollen in diesen Tagen verkauft werden. Die Gedanken des Kapitäns reichen aber schon Monate, ja ein ganzes Jahr weiter. Im Kopf beschäftigt er sich bereits mit Weihnachten 2017. Und was er zu Ostern ins Sortiment nimmt, das steht schon alles fest, sagt er und bietet der nächsten Kundin ein Probierstückchen an: Marc de Champagne, Trüffel, Rote Grütze …