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Ein Kreuz für Dresden

Kupfer, Gold und Edelstahl sind die Zutaten für eine ganz besondere Handwerksarbeit aus Zittau – die ihre Tücken hatte.

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© SZ Thomas Eichler

Von Elke Schmidt

Einen ganz besonderen Auftrag hat die „khz Kupferschmiede und Heiztechnik GmbH“ in den letzten zwei Monaten bearbeitet. Zwei seiner Mitarbeiter haben für den Turm der Katholischen Pfarrkirche Herz-Jesu in Dresden Johannstadt ein fast vier Meter hohes Kreuz samt Verzierungen, dazugehörigem Knauf und der Befestigung gefertigt, erzählt Geschäftsführer Gert Steurich.

Das Außergewöhnliche daran sei gewesen, dass zwar der Kern des Kreuzes reiner Edelstahl und damit ein häufiges Material ist, dieser Kern aber mit Kupferblech ummantelt wurde. Und das sei reine traditionelle Handwerksarbeit, die nicht mehr in jedem Betrieb beherrscht wird. Auch wenn es sich einfach anhört - wie man diesen Mantel so bearbeitet, dass er luftdicht wird, sei nicht einfach herauszufinden gewesen. Da sie solche Aufträge nicht oft haben, war eine ganze Reihe von Versuchen nötig, bis die richtige Technik gefunden war. Auch wenn das eine knifflige Angelegenheit gewesen sei, hat sich Gert Steurich über diesen Auftrag gefreut. Er und seine Kollegen konnten dabei wieder einmal ihr Wissen in den alten Handwerkstechniken hervorholen und haben obendrein sehr viel gelernt, sagt er. Bei solchen Arbeiten könne man viel Erfahrung sammeln und das Bewahren alter Techniken war den Zittauer Kupferschmieden schon seit der Gründung des Betriebs im Jahre 1922 ein Anliegen. Den Auftrag bekamen sie von der Schirgiswalder Dachdeckerfirma Winter, mit denen sie schon oft zusammenarbeiteten. Ganz allein konnten sie den Auftrag jedoch nicht erfüllen, denn das Kreuz sollte zusätzlich noch vergoldet werden. Auch dafür gibt es in Zittau einen Experten, nämlich Konrad Riedel. Der Werbefachmann erzählt, dass diese Handwerkstechnik noch zu seiner Ausbildung als Schrift- und Plakatmacher dazugehörte. Dieser Beruf war einer der Vorläufer der heutigen Grafiker.

Das Vergolden ist vor allem eine Geduldsprobe. Zuerst wird mehrfach Lack auf den Kupfermantel aufgetragen. Der soll helfen, die extremen Temperaurschwankungen des Metalls zwischen Tag und Nacht auszugleichen. Schon das dauert sehr lange, denn jede Schicht Lack muss einzeln aushärten. Wenn der Lack getrocknet ist, wird darauf Blatt für Blatt das Gold gelegt. Damit es hält, wird ein schwertrocknendes Öl benutzt. Dabei komme es darauf an, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Denn wenn das Öl noch zu feucht ist, bleibt das Gold matt und das darf nicht sein.

Für das knapp vier Meter hohe Kreuz mit sämtlichen Verzierungen hat Riedel reichlich tausend Blatt Blattgold gebraucht. So ein Blatt ist acht mal acht Zentimeter groß und ungefähr ein zehntausendstel Millimeter dick. Wie viel das in Gramm ausgedrückt ist, kann Riedel gar nicht so genau sagen. „Es ist so hauchdünn, dass kaum etwas Sichtbares zurückbleibt, wenn man eins zwischen Daumen und Fingerkuppe zerreibt“, gibt er einen Vergleich.

Daher hat er es auch in zwei Schichten aufgetragen, denn vor allem Vögel mit ihren scharfen Krallen und Hinterlassenschaften würden dem Gold unter freiem Himmel sehr zusetzen. Wind und Wetter machen ihm dagegen nichts aus. Im Gegenteil, dadurch würde das Gold poliert, sodass es auch nach langer Zeit noch gut aussieht. So wird das in Zittau gefertigte Kreuz noch viele Jahre weithin glänzen. Am Freitag wird es auf das Dach der Kirche gehievt.