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„Ein Schloss im Dornröschen-Schlaf“

Ein Denkmalschützer setzt sich für Schloss Jahnishausen ein. Ein Promi könnte dabei helfen.

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© Sebastian Schultz

Jahnishausen. Die Schlossretter von der Lebenstraumgemeinschaft Jahnishausen sind fest entschlossen: Sie wollen die alten Gemäuer bewahren, so lang das noch möglich ist – bevor die Dächer weiter kaputt gehen und noch mehr Feuchtigkeit eindringt. Unterstützung bekommen sie dabei von Udo Frenschkowski, Gebietsreferent beim Landesamt für Denkmalpflege. Im SZ-Gespräch erklärt er, warum er die Schlossrettung für wichtig hält.

Herr Frenschkowski, was ist das Besondere an Schloss Jahnishausen?

Auf den ersten Blick ist es ein unscheinbarer Ort. Das liegt daran, dass das Schloss jahrzehntelang vernachlässigt wurde. Dadurch erscheint es eher wie ein verfallenes Gutshaus. Aber es ist ein königliches Schloss im Dornröschen-Schlaf – seine Bedeutung bekommt es durch König Johann von Sachsen, ein wichtiger Humanist seiner Zeit. Er hat viele Jahre seine Freizeit in Jahnishausen verbracht. Das ist scheinbar in Vergessenheit geraten. Die Bauherren von der Lebenstraumgemeinschaft Jahnishausen wollen das Schloss nicht nur vor dem Verfall retten, sondern auch die Geschichte des Schlosses erlebbar machen – nicht nur für ihr privates Vergnügen, sondern auch für andere Menschen, die Bewohner dieser Region. Durch die Erfahrung mit der DDR sind die Leute dem Anfall verfallener Gebäude überdrüssig geworden. Das Ensemble, Park und Schloss, haben großes Entwicklungspotenzial.

Schloss Jahnishausen ist nicht gerade das, was man sich unter einem „richtigen“ Schloss vorstellt – mit vielen Erkern, Türmchen, Stuck. Warum ist es überhaupt ein „Schloss“?

Der Begriff „Schloss“ ist hier vielmehr eine ortsübliche Bezeichnung für das Herrscherhaus, die sich nicht unbedingt an den architektonischen Ansprüchen eines Schlosses orientiert.

Es gibt viele vom Verfall bedrohte Denkmäler in Sachsen, auch Schlösser: Promnitz, Seußlitz oder Strehla. Warum sollten Land und Bund ausgerechnet Schloss Jahnishausen retten?

Häufig sind Rittergüter – samt ihrer Herrenhäuser, in diesem Fall das Schloss – eher von regionaler Bedeutung. Durch König Johann von Sachsen sieht das in Jahnishausen ganz anders aus. Durch ihn haben die Gebäude sachsenweite Geltung erlangt – und darüber hinaus.

Und dieser Promi-Faktor erhöht die Chance auf Fördermittel?

Das kann man so sagen, ja. Die Bauherren vor Ort spielen aber natürlich auch eine große Rolle. Hier in der Lebenstraumgemeinschaft merke ich, dass sich die Leute mit dem Denkmal identifizieren – mit der humanistischen Vergangenheit, aber auch, weil sie hier auf dem Rittergut Tür an Tür mit dem Schloss leben.

Wie groß schätzen Sie die Chance ein, dass die Schlossretter es schaffen?

Da bin ich optimistisch. Man geht hier Schritt für Schritt vor. Bei anderen Initiativen, die versuchen, ein Denkmal zu retten, stelle ich leider häufig fest, dass Fantasten am Werk sind. Diese Gefahr sehe ich hier nicht. Die Fürsprecher aus der Politik sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière und dem Landtagsabgeordneten Geert Mackenroth waren im September zwei namhafte Politiker im Schloss. Auf Bundes- und der Landesebene Interesse geweckt zu haben, ist ein gutes Zeichen. Zudem könnte es gut sein, dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit Förderung hilft.

Wieso glauben Sie das?

Die Stiftung hat ja vor mehr als zwanzig Jahren schon einmal Geld investiert: in das Notdach über dem abgebrannten rechten Flügel. Wenn sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz einmal für ein Gebäude einsetzt, die Bedeutung eines Denkmals erkannt hat, dann bringt sie die Sache in der Regel auch zu Ende. Wir vom Landesamt werden dafür werben.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Baustellen?

Das sind sicherlich das Dach und die Fassade. Es gilt, jetzt Geld aufzubringen, damit die Schäden nicht noch größer werden. Das, was mit einzelnen Reparaturen möglich ist, ist erschöpft. Jetzt ist es an der Zeit, nachhaltig zu sanieren, sonst könnte es bald zu spät sein.

Das Gespräch führte Britta Veltzke.