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Ein Kochbuch für die Kultfigur

Das ist mal ein Geburtstag. Zehn Tage feierten die Fischbacher ihr Jubiläum. Zum Abschluss gab es ein besonderes Geschenk.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Fischbach. Das hat das Rödertal selten gesehen. Da feiern Menschen ihren Ortsgeburtstag gleich zehn Tage hintereinander. Mit Konzerten, Vorträgen und Umzügen an unterschiedlichen Schauplätzen. Und, obwohl überall Veranstaltungen stattfanden, war es ständig voll. Sonnabend war der letzte Tag. Auf der Kirchwiese war der Andrang groß. Die Fischbacher rückten einfach zusammen, damit alle Gäste mitfeiern konnten.

Fakt ist dabei: Der Traditions- und Schützenverein Fischbach hat mit der 775-Jahrfeier tiefe Spuren in der Fischbacher Ortsgeschichte hinterlassen. Gemeinsamkeit und „Wir Gefühl“ waren zu erleben und der ganze Ort hat mitgemacht. So eine Begeisterungswelle muss man nämlich erst einmal auslösen können. Respekt! Und es sind viele Beiträge entstanden, die über das Fest hinaus wirken werden.

Stifte fürs Fest

Hartmut und Renate Thiel haben schon vor zwei Jahren mit der Vorbereitung ihres Festbeitrages begonnen. Bis nach Nürnberg sind sie gefahren, um dort der Tradition der Bleistiftmacher auf den Grund zu gehen. Nicht erst Gutenbergs Druckmaschinen revolutionierte die damalige Welt der Kommunikation. Mit Nürnberger Bleistiften wurde Schreiben und Zeichnen für breitere Bevölkerungskreise möglich. Die beiden haben sich ausführlich damit beschäftigt. Herausgekommen ist ein Marktstand für historische Feste, bei dem anspruchsvolle Traditionspflege erforderlich ist. „ Aus der Idee für unsere 775-Jahr-Feier kann noch mehr werden. Die Nachfrage ermuntert uns, weiterzumachen“, war von den Thiels zu hören.

An einem anderen Stand ging es um Mosterei. Wie kommt der naturtrübe Apfelsaft in die Flaschen? Die Antwort wurde öffentlich aufgeführt. Die Äpfel der Region wurden zusammengetragen und auf dem Festplatz verarbeitet. Der Kraftakt kam zum Schluss. Die gestückelten Äpfel wurden in der Spindelpresse ausgepresst. Die Nachfrage war so groß, dass die Apfelvorräte am letzten Festtag aufgefüllt werden mussten. Landlust zum Anfassen, auch die Federnschleißerinnen hatten alle Hände voll zu tun. Gelegentlich erzählten sich die Damen beim Rupfen der Federkiele, wie schön die zurückliegenden Festtage waren.

Fischbacher Kochbuch

Es wurden sogar Bücher geschrieben. Susanne Große und Fanny Naumann haben pünktlich zum Fest das „Original Fischbacher Kochbuch“ herausgegeben. Die erste 500er Auflage fand bei der großen Kulturhaus-Party mit dem Titel „Lecker Fischbach“ reißenden Absatz. Ergebnis: Das Kochbuch ist ausverkauft. Aber die Neuauflage ist bereits in Vorbereitung.

Herbert Mende, der Bäckermeister von Fischbach, hatte bei der Party einen großen Auftritt. Und Fleischermeister Bernd Oelze auch. Obwohl sie ihre Geschäfte längst geschlossen haben, sind sie in Fischbach noch sehr beliebt. Das Kulturhaus war voll. Das kann ja nicht nur an der Kultfigur Ilse Schlonske (Olaf Umlauft) gelegen haben. Bis in den späten Abend hinein wurde gelacht. Arnsdorfs Bürgermeisterin brachte Zschaschendorfer Kartoffelsalat mit. Gefertigt nach geheimer Rezeptur. „Eine echte Delikatesse, ich hätte mich hineinknien können“, war von Hobbyschauspieler Olaf Umlauft zu hören. Auch der Kneipenabend von Lutz Oelze wird wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Er öffnete Zöllner’s Gastwirtschaft. Die Gäste strömten herbei. Junge und betagte Fischbacher saßen beieinander. Herrlich.