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Ein Kleinod am Wegesrand

Das Heimatmuseum wird Teil der Kunstmeile Wehlen. Auch Naturfreunde kommen dort auf ihre Kosten.

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© Thomas Morgenroth

Von Thomas Morgenroth

Wehlen. Im grünen Dickicht der Natur geht selbst am helllichten Tage so manches verloren. „Mutter und Kind im Wald“ zum Beispiel, die mit Laub und Erde eins werden, oder gar die braunen Baumstämme, an denen Äste und Blätter wachsen. Würden sie blau leuchten, wären sie nicht nur besser zu sehen, sie könnten ob ihrer Seltenheit Objekte für ein „Museum im Wald“ sein. Das jedenfalls meint der englische Künstler Christopher H. Simpson, der eine solche Vision 1999 als digitale Collage entworfen hat. Auch das familiäre Suchbild entstand an seinem Computer, der damals, vor achtzehn Jahren, noch ganz andere Herausforderungen an einen Künstler stellte.

Die beiden Bilder, die zwischen Gegenstand und Abstraktion vermitteln und zu einer spannenden optischen Entdeckungsreise einladen, sind den Sommer über im Heimatmuseum der Stadt Wehlen zu besichtigen. Es gehört seit diesem Jahr zur Kunstmeile Wehlen. Die unter diesem Label vereinten Künstler und das Robert-Sterl-Haus bereichern das Fachwerkhaus erstmals mit einer Kunstausstellung.

Neben Simpson, der in Wehlen das Schützenhaus als Kunstlokal und Galerie betreibt, zeigen Anne Kern, Bernd Fenk und Heidrun Müller Grafiken und Gemälde, die thematisch zu dem verwunschenen Ort passen: die Felsen der Sächsischen Schweiz, Blumen und Bäume. Das Sterl-Haus, das am Montag seine Saison mit einer Sonderausstellung zum 150. Geburtstag des bedeutenden sächsischen Impressionisten eröffnet, beteiligt sich mit einigen schönen Lithografien aus dem Zeitraum 1897 bis 1908 an der Schau. Zu sehen sind Steinbrecher und Elbeschiffer – aber auch Arbeiter in einer dämmrigen Kneipe.

Am 1. Mai ist Saisoneröffnung

Atelierhaus Anne Kern, Schöne Aussicht 14, Malerei und Grafik, am 1.Mai, von 11 bis 18 Uhr geöffnet; sonst nach Absprache, Tel. 0160 7501302.

Schützenhaus Christopher H. Simpson, Landschafts- und Porträtmalerei aus Böhmen und Sachsen sowie sieben neue Landschaften von Simpson aus der Schweiz, bis 31. Mai, geöffnet Sa/So, 1.Mai 14-18 Uhr; oder nach Absprache, Tel. 0152 09419869.

Galerie Malve, Bernd Fenk, Dorf Wehlen; Malerei, bis 31. August, geöffnet Fr-So und am 1. Mai von 14 bis 19 Uhr;

Wehlener Kunst-Grotte, Heidrun Müller, Keramik und Malerei, am 1. Mai von 14 bis 17 Uhr geöffnet; Tel. 035024 70473

Torhaus Stadt Wehlen, Dirk Großer, Illumination Burgberg Wehlen, Präsentation des geplanten Projektes am 1.Mai, 10 bis 18 Uhr; Eröffnung am 1.September, 20.30 Uhr;

Heimatmuseum und Pflanzengarten, Stadt Wehlen, Ostern bis Oktober täglich 8 bis 18 Uhr,

Robert-Sterl-Haus, Struppen, Ortsteil Naundorf, 1.Mai bis 31. Oktober, Do-So und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr. (SZ/th)

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Wegen der ungünstigen klimatischen Verhältnisse, das Haus ist nicht beheizbar, handelt es sich bei allen Bildern um hochwertige Drucke auf Acryl, erklärt Anne Kern. Ein Original aber gibt es: Es ist ein Leuchtkasten von Dirk Großer, der das Torhaus in Wehlen als Atelier und Galerie nutzt. Der Künstler hat nachts das Felsentor im Uttewalder Grund fotografiert, angeregt von einer Sepia-Zeichnung des großen Romantikers Caspar David Friedrich.

Ein Besuch des 1954 eröffneten Heimatmuseums lohnt sich freilich nicht nur der Kunst wegen. Mit seinen launigen Ausstellungen zur Stadtgeschichte, zur Burg, zur Imkerei, zur Schifffahrt oder zum Hochwasser gibt es einen informativen und unterhaltsamen Einblick in die Besonderheiten der Region. Höhepunkt ist ein aufwendiges Schaubild des 1864 von der Firma Israel gegründeten Wehlener Steinbruchs. Auf Knopfdruck leuchten Lämpchen auf, zeigen das Horzelbrett oder den Teufel.

Derweil steht draußen der Rhododendron in voller Blüte, aber auch die hierzulande seltene gelbe Hundszahnlilie. Mehr als 600 verschiedene Arten vereint der etwa einen halben Hektar große Pflanzengarten, der 1923 von Mitgliedern des Sächsischen Bergsteigerbundes (SBB) begründet wurde. Sie hatten damals das heutige Heimatmuseum als Herberge eingerichtet und brachten von ihren Reisen zumeist alpine Flora nach Wehlen mit. Es entstand ein über schmale Treppen, Wege und Stege erschlossenes botanisches Kleinod, das leider über viele Jahre ein Schattendasein fristete. Nun kommt es wieder ans Licht, befördert nicht zuletzt durch die Kunstmeile – und Simpsons blaue Baumstämme.