Merken

Ein Hostel auf dem Neumarkt

Die CG-Gruppe investiert über 130 Millionen Euro und baut 225 Wohnungen. Auch das Palais Hoym entsteht wieder.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Bettina Klemm

Der Neumarkt steht bekanntlich für Edles und etwas Luxus. Nun überrascht Investor Christoph Gröner von der CG-Gruppe mit neuen Plänen. Er will das klassizistische Palais Hoym wieder aufbauen. Darin soll aber hinter den historisch anmutenden Mauern ein Hostel mit überwiegend Vier- und Sechs-Bett-Zimmern entstehen. Insgesamt sind 250 Betten für Kurzzeitreisende mit geringen Ansprüchen geplant. Auch der berühmte Konzertsaal des Palais ist in Planung. Dieser soll jedoch als Aufenthaltsraum für die Hostel-Gäste dienen. „Wir haben in Leipzig am Johannisplatz ein Hostel gebaut. Das hat ungemein zur Belebung des ganzen Viertels beigetragen“, sagt Christoph Gröner. In Leipzig gebe es etwa zehnmal so viele Hostels wie in Dresden. In Berlin sogar zwanzigmal mehr.

© CG-Gruppe

Die CG-Gruppe hat das 9 614 Quadratmeter große Grundstück am Neumarkt gekauft. Sie will in dem Areal zwischen Landhausstraße und Rampische Straße etwas über 130 Millionen Euro investieren. Neben dem Palais Hoym als Hostel sollen 225 Mietwohnungen und 265 Tiefgaragenplätze entstehen. Auch an Gastronomie, Büros und Einzelhandel ist gedacht.

92 Prozent der Neumarkt-Fläche gehörten dem Freistaat, der Rest der Stadt. So präsentierten gestern auch Sachsens Finanzminister Georg Unland und Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (beide CDU) das Verkaufsergebnis. „Der Verkaufspreis betrug 27 Millionen Euro“, erklärt Unland. Er freue sich, dass nun die historische Stadtgeschichte in unmittelbarer Nähe der Frauenkirche neu komponiert werde.

Der Freistaat habe zunächst 2005 den DDR-Anbau am Polizeipräsidium abreißen lassen. Doch dann bremste die Finanzkrise das Verkaufsprojekt aus. Am 8. Juli 2011 startete Unland schließlich die Vermarktung mit einem Riesenplakat an der Rückseite des Polizeipräsidiums. Im Oktober des gleichen Jahres präsentierte er das größte Neumarkt-Grundstück auf der Immobilienmesse Expo Real in München.

„Wir haben damals eine Veranstaltung unserer Mitarbeiter im Innside-Hotel gegenüber gehabt und uns gefragt, warum der Fokus nicht auch auf Dresden liegt“, erinnert sich Gröner. Zuvor war er meist in Frankfurt, Düsseldorf, Berlin, Köln und Leipzig unterwegs. Seit Anfang des Jahres eröffnete die CG-Gruppe am Postplatz ihre Dresdner Niederlassung. Sie bereitet zwei große Projekte am Postplatz vor: Den Umbau der alten Postdirektion und einen Ersatz für das Fernmeldeamt. So entstehen am Postplatz rund 400 Wohnungen. Auch an der Cottaer Straße in Friedrichstadt sowie in Löbtau werden derzeit neue Komplexe mit insgesamt 222 Mietwohnungen gebaut. Gröner kündigt an, dass weitere Projekte in Dresden folgen werden. Konkretes mag er aber erst sagen, wenn die Verträge unterschrieben sind.

Er hatte vor gut 20 Jahren bescheiden als Projektentwickler begonnen. Inzwischen zählt seine Unternehmensgruppe 204 Mitarbeiter und bewältigt einen jährlichen Umsatz von nahezu zwei Milliarden Euro. Das Hauptgeschäft besteht darin, Wohnimmobilien in attraktiven Innenstadtlagen zu schaffen oder denkmalgeschützte Objekte umzubauen. In der Regel entstehen Mietwohnungen, die anschließend an einen deutschen Investor wie beispielsweise an Rentenkassen verkauft werden. Das ermögliche es, qualitätsvoll und innovativ zu bauen. „Es muss sich letztlich rechnen, aber wir müssen nicht jeden Cent sparen“, sagt Gröner. So gebe es bei seinen Projekten keine Wärmeverbundsysteme mit Styropor mehr. Flächen werden zwar durch den Bau von Tiefgaragen nahezu vollständig versiegelt. Aber unter den Garagen entstehen riesige Wassertanks, die das Regenwasser aufnehmen. Es wird anschließend zur Bewässerung der Grünanlagen in den Innenhöfen verwendet. So fallen auch keine Regenwassergebühren an. Wo es technisch möglich ist, kommen auch Solarthermie, Fotovoltaik und Blockkraftwerke zum Einsatz.

Für die Pläne am Neumarkt hat Dresdens CG-Niederlassungsleiter Bert Wilde die Dresdner Architekten Michael Dähne und Eberhard Pfau verpflichtet. Ihre Entwürfe folgen den Vorgaben für Bauprojekte am Neumarkt und haben beispielsweise Satteldächer. Das begrüßt Torsten Kulke von der Gesellschaft historischer Neumarkt ausdrücklich. Er hegt allerdings die Hoffnung, dass nicht nur das Palais Hoym, sondern auch das Palais Riesch wiederentstehen könnte. Einst war dies ein Komplex.