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Ein Haus für die Fichtequirle

Neugersdorfer Grundschüler haben am Donnerstag ihren Hort erobert. Der arbeitet nach einem völlig neuen Konzept.

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© Thomas Eichler

Von Gabriela Lachnit

Von außen sieht er klein aus, aber innen ist er groß. Das ist die einhellige Meinung der Schüler zur offiziellen Eröffnung des Hortes in Neugersdorf gewesen. In einer kleinen Feierstunde hatten die Besucher am Donnerstag Gelegenheit, sich im Schauspielhaus, im Büchernest, in der Spieleburg, in der bunten Kiste und der Lernwerkstatt umzusehen. Das sind einige Namen der insgesamt sieben Räume, die den Kindern für ihre Beschäftigungen zur Verfügung stehen. Die Namen haben sich die Mädchen und Jungen mit ihren Erzieherinnen und Erziehern ausgedacht und gleich ein buntes Schild für jede Zimmertür gebastelt. „Natürlich gibt es auch einen Raum, in dem in Ruhe die Hausaufgaben erledigt werden können“, sagt Anke Mach, die Leiterin des Schulhortes. Der heißt übrigens ab sofort Fichtequirle-Hort. Auch dieser Name kommt von den Schülern und Erziehern. Ein gemaltes Hort-Logo, das Kinder auf Quirlen um eine Fichte fliegend zeigt, wurde während der Feierstunde enthüllt. Geschaffen wurde dieses Logo von Reklame-Weber aus Neugersdorf.

Nachdem die ersten Kinder schon Mitte Dezember eingezogen waren ...
Nachdem die ersten Kinder schon Mitte Dezember eingezogen waren ... © Thomas Eichler
... erfolgte am Donnerstag die offizielle Einweihung.
... erfolgte am Donnerstag die offizielle Einweihung. © Thomas Eichler
Seitdem heißt die Einrichtung Fichtequirle-Hort.
Seitdem heißt die Einrichtung Fichtequirle-Hort. © Thomas Eichler

Großzügig ausgestattet ist der neue Hort. In der Garderobe hat jedes Kind sein eigenes Fach. Im Hausaufgabezimmer gibt es Regale für die Schultaschen. Die großen Zimmer sind entsprechend ihrer Aufgabe ausgestattet: In der Spieleburg warten unter anderem Würfel- und Brettspiele auf die Kinder, bei den kleinen Architekten können sie ihrer Fantasie beim Bauen und Gestalten freien Lauf lassen. Das Büchernest bietet eine Leseecke und Möglichkeiten zur Entspannung. Die Lernwerkstatt wird individuell genutzt.

„Das Werk ist gelungen“, zitierte der stellvertretende Bürgermeister Wilfried Hanke den großen Martin Luther und erinnerte daran, wie schlecht die Bedingungen für die Hortkinder noch vor wenigen Monaten in dem alten Gebäude waren. Der Hort platzte aus allen Nähten, die Schule musste mitgenutzt werden. Die Bausubstanz des Hauses war marode. Eine Sanierung kam nicht infrage. Sie wäre teurer als ein Neubau geworden.

Der Stadtrat fasste schließlich den Beschluss zum Neubau an der Stelle des alten Hortes. Das ermöglicht den Schülern kurze und sichere Wege von der Grundschule zum Hort. Während der Abriss- und Bauphase waren die Hortkinder für etwa anderthalb Jahre in einem Containerbau untergebracht. Täglich konnten sie den Baufortschritt ganz aus der Nähe verfolgen. Der Container ist mittlerweile wieder abgebaut worden.

Der neue Hort bietet Platz für rund 150 Mädchen und Jungen. Weitere 50 werden in der Schule betreut. „Das sind die Schüler aus der ersten Klasse“, erläutert Sonja Marschner, Mitarbeiterin in der Bauabteilung der Stadtverwaltung Ebersbach-Neugersdorf. Die Schulanfänger halten noch einen Mittagschlaf und haben in der Schule die nötige Ruhe dafür, informiert Frau Marschner.

Mit dem neuen Hort gibt es auch ein neues Betreuungskonzept. Die Kinder werden nicht mehr in einzelnen, starren Gruppen betreut, sondern können offen alle Angebote nutzen. Es gibt keine Orientierung mehr an Klassenstufen. Die Kinder sind angehalten, ihren Nachmittag in Eigenverantwortung selbst zu organisieren und zu strukturieren, natürlich mithilfe und Unterstützung der zwölf Erzieher. Martina Weber, Sozialdezernentin des Landkreises Görlitz, lobte während der Feierstunde das offene Konzept als qualitativ hochwertig und schätzte die Facharbeit in der Fichteschule und im Hort hoch ein. „Gern hat sich der Landkreis auch finanziell am neuen Hort beteiligt“, sagte die Dezernentin.

Etwa 2,5 Millionen Euro hat der Hortneubau gekostet. „Darin sind auch die Kosten für den Ersatzcontainer enthalten“, informiert Sonja Marschner. Sie war die Verantwortliche der Bauabteilung der Stadtverwaltung für das Projekt. „Die Finanzierung des Hortbaus erfolgte etwa zur Hälfte aus Mitteln des Förderprogramms Stadtumbau Ost Altes Gebiet Neugersdorf, die andere Hälfte kam aus Eigenmitteln der Stadt “, so Frau Marschner. Obwohl die beauftragten Baufirmen gut gefüllte Auftragsbücher hatten und man auf bestimmtes Baumaterial und Einbauteile wie Innentüren warten musste, seien alle Arbeiten planmäßig und in guter Qualität ausgeführt worden, bestätigt die Projektverantwortliche. 22 der insgesamt 25 am Bau beteiligten Firmen kamen aus dem Landkreis Görlitz. Sieben Firmen haben ihren Sitz in Ebersbach-Neugersdorf. Auch sie können jetzt auf ein weiteres Referenzobjekt verweisen. Fußbodenheizung, moderne Lüftungs- und Beschallungstechnik sorgen für Komfort. Eine Solaranlage auf dem Dach erwärmt das Wasser im Hort. Das Dach ist begrünt. Eine Zisterne fast etwa 5 000 Liter Regenwasser, mit dem künftig der Schulgarten bewässert werden kann. Er soll noch in diesem Jahr angelegt werden.