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Ein Hauch von Wien in Pirna

In der Fußgängerzone hat ein neues Café eröffnet. Statt Schlagsahne gibt es Schlagobers.

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© Norbert Millauer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Wiener Charme zieht in die Innenstadt von Pirna. Am Sonntag hat Sonja Knöfel ihr neues Café eröffnet. Es heißt Wiener Kaffeestübchen. Den Namen wählte sie mit Bedacht. „Nicht Kaffeehaus, das ist zu groß. Ein Stübchen ist klein und gemütlich, hier fühlt man sich wohl“, erklärt die 65-Jährige und lächelt.

Und Gemütlichkeit strahlt das kleine Café mit den typischen gebogenen Wiener-Kaffeehaus-Stühlen auch aus. Von der Wand indes grüßt Canaletto, und das aus gutem Grund. Oder besser gesagt, aus mehreren Gründen. Sonja Knöfel zeigt auf die Veduten des großen Malers, die unter anderem das Schloss Schönbrunn in Wien zeigen. „Canaletto hat ja nicht nur Pirna gemalt“, sagt die Unternehmerin. Bis zum Herbst führte sie noch das Café Canaletto am Markt. Aus Altersgründen gab sie es auf. „Mit Mitte 60 sollte man einen Gang runterschalten“, sagt sie. Aber im Leerlauf wollte sie auch nicht verharren. Außerdem animierten ihre zwei langjährigen Angestellten sie, nicht komplett aufzuhören, sondern in einem kleineren Rahmen in der Gastronomie-Szene zu bleiben.

So entstand die Idee, in der Dohnaischen Straße ein Café zu eröffnen. Warum ausgerechnet ein Wiener Kaffeehaus? Knöfel lacht. „Meine Großmutter stammt aus Wien. Ich liebe diese Stadt.“ Kurz vor der Eröffnung fuhr sie mit ihren Angestellten in die österreichische Metropole. „Nur, wenn man selber die dortige Atmosphäre erlebt hat, kann man auch die typischen Gerichte und Spezialitäten verkaufen“, lautet die Überzeugung der Arbeitgeberin. Folglich stehen auf ihrer Speisekarte leckere süße Wiener Mehlspeisen, wie Apfelstrudel, Marillenknödel und Kaiserschmarrn. Bei den Kaffeespezialitäten kann man unter anderem den Einspänner oder einen Fiaker wählen. Beides übrigens mit Schlagobers, was die Deutschen als Schlagsahne kennen. Zwar gibt ein kleines Imbissangebot, aber kein wechselnder Mittagstisch, wie früher im Café Canaletto am Markt. Nicht verzichten muss der Gast hingegen auf das selbst gemachte Eis, der schon im Canaletto beliebt war. Der neue Standort ist zentral. Seit Sommer stand der Laden in der Dohnaischen Straße 58 leer. Früher wurde hier Trachtenmode verkauft. „Für die Nutzungsänderung musste viel umgebaut werden. Der Eigentümer hat uns sehr unterstützt“, berichtet die Gastronomin, die ursprünglich aus einer ganz anderen Branche kommt.

Ihr Lebenslauf liest sich bunt. Nach der Schule in Struppen lernte sie Hochbauzeichnerin und arbeitete bei der Wismut in Königstein als Zeichnerin in der Geologie. Mit der Heirat 1972 zog sie nach Pirna. Viele Jahre war sie in der Personalabteilung im Heidenauer Krankenhaus tätig. Nach der Wende absolvierte sie eine Ausbildung zur Betriebswirtin und eröffnete 1993 ihre erste Gaststätte in Berggießhübel, das Jägerstübel. „Es war immer schon mein Wunsch, ein Café zu führen. Jetzt bin ich angekommen“, sagt Sonja Knöfel. So träumt sie nicht nur, sondern lebt ihren Traum. Trotz der Selbstständigkeit und der vielen Arbeit bleibt noch genug Zeit für die Familie. „Die nehme ich mir für meine Tochter und Enkelin, auch wenn beide schon groß sind.“

Und was wird aus dem ehemaligen Café Canaletto? Das Plakat an dem Schaufenster gibt Auskunft. Unter demselben Namen wird dort im kommenden Frühjahr wieder ein Café eröffnet.