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Ein Halali auf den Wettergott

Das Zabeltitzer Hubertusfest zog bei strahlender Altweibersommersonne wieder Tausende Besucher an.

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© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Zabeltitz. Großenhains Jäger sind zu beneiden: Noch nie standen die Hubertusjünger bei ihrer traditionellen Herbst-Feier im Regen. Die fand immerhin zum 18. Mal statt. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Waidgenossen nicht am 3. November, dem eigentlichen Hubertustag, nach Zabeltitz einladen, sondern bereits im Frühherbst. Auch gestern zog es bei sonnigem Altweibersommerwetter Tausende Besucher in die Röderaue.

Bernd Merkel gehört zu den Großenhainer Pilzfreunden. Sie zeigten eine riesige Auswahl an Pilzen im Alten Schloss. Der Radeburger präsentiert hier einen gemeinen Schwefelporling. Der ist essbar und zurzeit findet man diesen Pilz sehr oft.
Bernd Merkel gehört zu den Großenhainer Pilzfreunden. Sie zeigten eine riesige Auswahl an Pilzen im Alten Schloss. Der Radeburger präsentiert hier einen gemeinen Schwefelporling. Der ist essbar und zurzeit findet man diesen Pilz sehr oft. © Anne Hübschmann
Maja (12) reiste mit ihren Großeltern extra aus Leipzig an, um sich das Hubertusfest anzusehen.
Maja (12) reiste mit ihren Großeltern extra aus Leipzig an, um sich das Hubertusfest anzusehen. © Anne Hübschmann

Mit dem Hubertusfest erinnern die Zabeltitzer an die Zeit vor 400 Jahren, als die sächsischen Kurfürsten im Ort noch große Jagdlager abhielten. Besonders Christian I. und Christian II. haben diese Tradition begründet. Die beiden Fürsten waren es auch, die 1588 bis 1598 das prachtvolle Stallgebäude errichten ließen, das heute als Schloss bezeichnet wird. Passend zum geschichtsträchtigen Gemäuer traten zur Festeröffnung die Tauchaer Parforcehornbläser auf. Ihre farbenfrohe Uniform ist keine Fantasiekleidung, sondern dem Gewand der kursächsischen Jäger aus der Zeit Augustes des Starken nachempfunden. Die Vorlage dafür fanden die Bläser als Dekor auf Meißner Porzellan. Dazu bläst die gelbberockte Truppe noch in historische Hörner ohne Ventile. Es dauert Jahre, bis man die Technik perfekt beherrscht.

Die Jagdhornbläser sind quasi der kulturelle Kitt, der das Zabeltitzer Hubertusfest zusammenhält. Neben den Tauchaern waren Ensembles aus Bockwen, Gröditz und Zwickau zu hören. Und die Großenhainer, die u. a. mit der Hegewald-Fanfare, dem Waidmannsheil und dem Hubertusmarsch für Stimmung sorgten. Die 15-köpfige Truppe besteht nur zur Hälfte aus aktiven Jägern, aber allen gemeinsam ist die Liebe zum jagdlichen Brauchtum. Hornblasen war ursprünglich nicht zur kulturellen Umrahmung der Jagd gedacht, sondern zur Verständigung der Jäger untereinander. Quasi das, was heute Sprechfunkgerät oder Handy ist. Je nach Region und Instrument gibt es bis zu 120 Signale. Heute treten die Bläser nur noch zu Beginn oder zum Ende einer Jagd in Erscheinung. Oder bei diversen Veranstaltungen und Festen der Grünröcke. Dafür hat sich das Repertoire stark erweitert. „Heute spielt man auch mal eine Polka, ein Volkslied, einen Marsch oder sogar ein konzertantes Musikstück“, erklärt Bernd Brockwitz, der Chef der Großenhainer Jagdhornbläser. Vor zwei Jahren schaffte es seine Truppe sogar auf Platz zwei beim sächsischen Landesausscheid. Sorgen bereitet dem passionierten Jagdhornbläser allerdings die Nachwuchs-Strecke. „Wir würden uns freuen“, sagt er, „wenn sich wieder mal ein paar junge Leute für dieses schöne Instrument interessieren würden.“

Der traditionelle Trophäen-Stand im Schlosssaal wurde diesmal von der Thiendorfer Hegegemeinschaft bestückt. Und die hat wirklich schöne Gehörne vorzuweisen. Allen voran ein Vierzehn-Ender, gestreckt im Dezember vorigen Jahres von Ronny Schuricht. „Vor zehn Jahren hätte niemand gedacht, dass bei uns so kapitale Trophäenträger heranwachsen“, sagt sein Hegering-Kollege Ronny Richter. Die Thiendorfer profitieren dabei von ihrer zum Schutzgebiet erklärten Königsbrücker Heide. Die dortige Population breitet sich in die angrenzenden Jagdreviere aus, wobei im Westen die Autobahn eine Grenzlinie bildet. Auch der Naturschutz ist beim Zabeltitzer Hubertusfest vertreten – in Form einer Fotoausstellung. Der Zabeltitzer Alf Terpe hat das Leben der Eisvögel in der Röderaue dokumentiert. „Man glaubt ja immer, Eisvögel würden sich nur von kleinen Fischen ernähren, aber stimmt nicht“, erzählt er. Zum Beweis zeigt er auf einen der schillernden kleinen Jäger, der einen jungen Molch im Schnabel hält. Die Eisvögel haben sich in der Region in den vergangenen Jahren erfreulich gut gehalten. „Das liegt an den milden Wintern“, erklärt Terpe. Sobald aber die Teiche und Flussläufe in der kalten Jahreszeit zufrieren, würden viele der Tiere verhungern. Die einzigen, die arg mit dem Wetter hadern, sind die Großenhainer Pilzfreunde. Statt der üblichen 150 Sorten haben sie in diesem Jahr für ihre Ausstellung nur etwa 100 gefunden.