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Ein Haken zwischen Hospital und Feuerwehr

In loser Folge stellt diese Serie regionale Gebäude und Orte sowie historische Gegebenheiten und Ereignisse vor, nach denen heute in der Stadt Görlitz Straßen und Plätze benannt sind.

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Von Erich Feuerriegel

Die heutige Krölstraße verläuft in gerader Linie von der Bahnhofstraße bis zum Otto-Buchwitz-Platz. Bereits 1425 wird im Stadtbuch von Görlitz eine Kroygilsgasse erwähnt. Später – um 1456 und 1562 – ist sie als Crewelsgasse genannt. Für ihren Namensursprung gibt es zwei Erklärungen. Die erste lautet, dass dieser Name von dem mittelhochdeutschen Wort crewel, Kröwel oder krowil abgeleitet ist, was Gabel oder Haken bedeutet.

Die Vermutung für diesen Namensursprung liegt deshalb nahe, da diese Gasse sich gabelte und südlich – schon weit vor den heutigen Bahngleisen – mit einem Gehöft namens „Weltende“ und dem Schusterberg abschloss. Im Jahre 1779 gab es bei diesem Gehöft etwa fünf Gebäude. Laut einer Handskizze von Fritz Buttkowsky aus dem Jahre 1848 lag dieses Gehöft vom Stadtinneren aus gesehen links hinter der Leipziger Straße. Die zweite Namenserklärung gründet sich auf eine landbesitzende Familie Krewel oder ähnlich. Noch um 1820 glich die Crewelsgasse einer Dorfstraße. An beiden Seiten befanden sich Stadtgärten. Die Straße war zwar für die damaligen Verhältnisse breit, jedoch nur in ihrer Mitte befahrbar.

An den Seiten befanden sich Rasenflächen. Im Jahre 1829 behielt die Stadt den nördlichen Teil der Crewelsgasse in ihrem Besitz, während kleine Landstücke im südlichen Teil die früheren Benutzer als Eigentum erhielten. Nach dem Verkauf des Landes durch diese, entstanden hier Gartenanlagen und Sommerwohnungen. Bis etwa 1850 wurde am Ausbau der Straße gearbeitet und 1862/63 deren unterer Teil gepflastert. Im Jahre 1848 wurde die Freiwillige Feuerwehr als Rettungsabteilung des Turn- und Rettungsvereins gegründet. Das heute noch zu diesem Zweck genutzte Feuerwehrdepot in der Krölstraße 26 wurde dann 1909/10 errichtet. Dem Engagement Oberbürgermeister Sattig ist es zu danken, dass in den Jahren 1861/63 das Zentralhospital für 150 Insassen nach Entwürfen des Stadtbaurates Martius an der Krölstraße gebaut wurde. Er hatte das dort befindliche Gartengrundstück 1858 für die Stadt gekauft und sich vehement für den Bau des Hospitals eingesetzt. Heute dient dieses Gebäude als Altenpflegeheim der AWO. Die Krölstraße wurde am 23. Oktober 1945 in Karl-Liebknecht-Straße umbenannt. Nach der politischen Wende in der DDR beschloss der Stadtrat im Mai 1991 die Rückbenennung derselben.