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Ein gut gehütetes Geheimnis

Das Zittauer Theater zeigt ab Sonnabend „Der König der Schmuggler“ auf der Waldbühne in Jonsdorf. Wer hinter der Titelfigur steckt, wissen bisher nur wenige.

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© Pawel Sosnowski

Von Jan Lange

Zittau/Jonsdorf. Wenn von Räubern im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet die Rede ist, dann wird meist Karasek als Erstes genannt. Dabei gibt es noch einen fast ebenso berühmten Kollegen: den Pascherfriedel. Der soll der Legende nach im Jahr 1810 in Niederleutersdorf zur Welt gekommen sein. In den 1830er Jahren soll er die Schmuggler in den Wäldern rund um Zittau angeführt und die hiesige Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt haben.

Um die Gestalt des Pascherfriedel ranken sich unzählige Mythen und Legenden. Auch das Zittauer Theater will den Schleier noch nicht lüften.
Um die Gestalt des Pascherfriedel ranken sich unzählige Mythen und Legenden. Auch das Zittauer Theater will den Schleier noch nicht lüften. © Pawel Sosnowski
Die Premiere an diesem Sonnabend, um 17 Uhr, ist bereits restlos ausverkauft – ebenso wie die beiden folgenden Vorstellungen am 21. und 22. Juni.
Die Premiere an diesem Sonnabend, um 17 Uhr, ist bereits restlos ausverkauft – ebenso wie die beiden folgenden Vorstellungen am 21. und 22. Juni. © Pawel Sosnowski

Nun setzt das Gerhart-Hauptmann-Theater dem Schmuggler-König ein „Denkmal“. Gemeinsam mit Ausstattungsleiterin Gretl Kautzsch und den beiden Waldbühnen-Veteranen, Kampfchoreograf Axel Hambach und Autor Axel Stöcker, begibt sich Schauspielintendantin Dorotty Szalma zusammen mit einem riesigen Ensemble in die undurchdringlichen Wälder des Zittauer Gebirges auf die Spur des legendären Oberlausitzer Schmugglers. Um die Gestalt des Pascherfriedel ranken sich unzählige Mythen und Legenden. Sie sind die beste Grundlage für ein spannendes Theaterstück mit atemberaubenden Kampfszenen und beeindruckenden Reiteinlagen. Das Stück „Der König der Schmuggler – Das Geheimnis des Pascherfriedel“ werde den Abenteuerspektakeln der Vorjahre in nichts nachstehen, verspricht Pressesprecherin Franziska Springer.

Auf der Besetzungsliste für das Stück findet sich allerdings keine Rolle mit dem Namen Pascherfriedel. Aus gutem Grund. Denn wer von den Darstellern, zu denen in diesem Jahr auch wieder Theater-Geschäftsführer Caspar Sawade gehört, der Schmuggler-König ist, ist das momentan bestgehütete Geheimnis im Gerhart-Hauptmann-Theater. Niemand verrät etwas. Und so müssen sich die Zuschauer wohl bis zum Ende des Stücks gedulden, um zu erfahren, wer denn nun der Pascherfriedel ist. Dabei könnte durchaus auch eine Frau hinter dem Pascherfriedel stecken – vielleicht ist es ja die Gastwirtin Alma (Martha Pohla) oder das Schankmädchen Emma (Kerstin Slawek).

Wer noch keine Karten für die Waldbühne hat, muss sich auf die Auflösung des Geheimnisses um den Pascherfriedel noch ein paar Tage gedulden. Die Premiere an diesem Sonnabend, um 17 Uhr, ist bereits restlos ausverkauft – ebenso wie die beiden folgenden Vorstellungen am 21. und 22. Juni. Aber neben diesen drei Aufführungen stehen bis zum 13. August noch weitere 17 Vorstellungen auf dem Programm. Erstmals wird die Saison auf der Waldbühne Jonsdorf geteilt sein. Nach den ersten fünf Terminen legt das Theater eine fast dreiwöchige Pause ein, um dann ab dem 13. Juli wieder den „König der Schmuggler“ zu spielen. Das ist den sehr unterschiedlichen Ferienzeiten in Sachsen und Brandenburg geschuldet. Während die heimischen Schüler bereits am 23. Juni Stift und Heft zur Seite legen und sich in die Sommerferien verabschieden, beginnt die große Pause im benachbarten Bundesland erst gut einen Monat später. Auch im Vorjahr war das schon der Fall. Damals ist ohne Unterbrechung gespielt worden und die Urlauber aus Brandenburg und Berlin hatten nur wenige Möglichkeiten, die „Legende des Priber“ zu sehen. Da aber auch die Touristen eine wichtige Besuchergruppe sind, hat das Zittauer Theater die Waldbühnen-Saison diesmal geteilt.

Der Pascherfriedel ist nicht der erste Räuber der Oberlausitz, den das Theater ein eigenes Stück widmet. Auch Karasek ist bereits auf der Waldbühne auferstanden. Schauspielintendantin Dorotty Szalma hatte vor drei Jahren ebenso wie jetzt die Regie übernommen. Das Karasek-Stück sahen übrigens über 17 400 Zuschauer.