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Ein Glashütten-Museum für Radeberg?

Dass die Glasindustrie fast 150 Jahre lang eine wichtige Rolle in der Stadt gespielt hat, ist heute fast vergessen. Aber da gibt es eine reizvolle Idee.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Eigentlich erinnert nur noch der Glasmacher-Brunnen vorm Rathaus an die große Tradition der Glasindustrie in Radeberg. Aber eigentlich nicht mal mehr der. Denn dass es sich bei der Figur um einen Glasmacher samt brodelnder Glaswanne handelt, erkennen die meisten beim Betrachten nicht wirklich. Viele halten die Glaswanne einfach nur für eine blubbernde Pferdetränke …

Schade, denn die Glasindustrie in Radeberg war seit Mitte des 19. Jahrhunderts einer der wichtigsten Industriezweige in der Stadt. Zahlreiche Glashütten sorgten für Arbeit; allein die „Sächsische Glasfabrik AG“ war mit knapp tausend Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der Region. Und sie war nur eine von vielen Glasfabriken und Glasverarbeitern in der Stadt. Die letzte große Glasfirma schloss mit dem Beleuchtungsglaswerk an der Güterbahnhofstraße dann nach der Wende. Und ihr letzter Chef, Dietrich Mauerhoff, hält seit Jahren die Erinnerung an die Glasindustrie in Radeberg wach, indem er deren Geschichte akribisch aufarbeitet. Längst hat er sich weit über Sachsen hinaus einen Namen als der Experte in Sachen Glasindustrie gemacht.

Und Dietrich Mauerhoff hatte auch immer eine spannende Idee, die Erinnerung an die Glashütten in Radeberg wach halten – und das Thema sogar touristisch vermarkten zu können. „So wie in vielen Gegenden im Westen der Republik, wo in den alten Glaswerken zumindest noch ein kleiner Ofen arbeitet und dort dann ein Glasmacher Besuchern zeigt, wie Glas entsteht und dann auch kleine Erinnerungsstücke hergestellt werden“, beschrieb er zum Beispiel auf der Bühne im Biertheater, als er als Gesprächsgast zur Aufführung des Films „Schlager einer kleinen Stadt“ eingeladen war. Die SZ hatte ja gemeinsam mit dem Biertheater den 1964 in Radeberg gedrehten Film auf die Leinwand geholt – und gedreht worden war damals auch im Beleuchtungsglaswerk an der Güterbahnhofstraße. Dem späteren Arbeitsplatz Dietrich Mauerhoffs also. Dass nach dem endgültigen Aus für das Werk nicht einmal die Zukunft als Touristenziel blieb, dafür macht der heutige Ottendorfer vor allem die einstige Treuhand-Anstalt verantwortlich, die sich ja bekanntlich nach der Wende um den Verkauf der einstigen DDR-Betriebe gekümmert hatte. Nicht wenige Unternehmen hatten dieses Kümmern nicht überlebt. Auch das Beleuchtungsglaswerk nicht. „Aber schon damals hatte ich den Vorschlag unterbreitet, auf dem Areal zumindest eine Art Schau-Glasherstellung zu installieren; leider konnte sich die Treuhand nicht dafür begeistern …“

Und so steht das Areal nun schon seit Jahren leer – und gehört gleich gegenüber dem Bahnhof nicht wirklich zu den Postkartenmotiven für Besucher der Stadt. Auch wenn das alte Betriebsgelände 2010 noch einmal zumindest für ein paar Tage ein wenig in den überregionalen Fokus gerückt war. Auch das hatte dabei mit Dietrich Mauerhoff zu tun. Denn eine Filmfirma suchte einen Drehort, um einen mystischen Film über eine Familie zu drehen, die einst eine Glashütte hatte und um die sich ein dunkles Geheimnis rankt. Die Filmleute riefen bei Dietrich Mauerhoff an, ob er denn nicht ein paar Vorschläge für einen passenden Drehort habe. Natürlich hatte er. Und einer dieser Vorschläge war dann sozusagen sein alter Arbeitsplatz an der Güterbahnhofstraße. „Wir sind da ein wenig heimlich über den Zaun geklettert und haben uns umgesehen, die Filmleute waren begeistert“, verrät er. Und so wurde dann – natürlich mit offizieller Genehmigung – letztlich auch hier gedreht. Mit Schauspielstar Jürgen Vogel entstanden dabei Szenen für den Film „Die Stunde des Wolfes“.

Wer weiß, vielleicht gibt es ja mit Blick auf das anstehende Jubiläum „800 Jahre Radeberg“ noch einmal einen Anlauf für ein Glashütten-Museum?