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Ein Gelehrtenzug für Freiberg

Im Jubiläumsjahr der TU werden die ersten Wissenschaftler des Gelehrtenweges greifbar – dem Seiffener Kunsthandwerker Siegfried Werner sei Dank.

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© Eckardt Mildner

Von Frank Klinger

Seit 2014 hat Freiberg einen Gelehrtenweg. Pünktlich zum Jubiläumsjahr der TU Bergakademie sind Wissenschaftler, die ihn zieren, jetzt auch dreidimensional greifbar. Siegfried Werner, Inhaber einer Seiffener Kunsthandwerksfirma, hat die Figuren hergestellt. Die Anregung kam von Professor Hans-Jürgen Kretzschmar, dem Geschäftsführer des Vereins der Freunde und Förderer der Bergakademie. „Die Firma Werner ist seit Jahrzehnten auf dem Gebiet der Darstellung von Bergparaden aktiv, zudem gibt es die Verbindung zwischen Freiberg und Seiffen als Bergbaustandorte“, erklärte er.

„Für Köpfe von Figuren nimmt man Ahornholz, weil das hell ist“, erklärt Siegfried Werner. Er hat schon historische Bergparaden hergestellt, ebenso Figuren der sächsischen Geschichte wie Gräfin Cosel, August den Starken, Barbara Uthmann. „Als Hans-Jürgen Kretzschmar mit der Idee auf mich zukam, die Figuren des Gelehrtenweges aus Holz zu fertigen, war ich erst einmal still“, erzählt der Kunsthandwerker: „Ich habe gleich überlegt, wie ich das gestalterisch umsetzen kann.“

Ein prächtiger Urvater von Heynitz

Wie beide erzählen, haben sie nicht nur anhand von zeitgenössischen Abbildungen gemeinsam überlegt, wie man die Gelehrten gestalten und mit individuellen Merkmalen versehen kann. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Vorn an stehen die beiden Urväter der Bergakademie, Oberberghauptmann von Oppel und Generalbergkommissar Freiherr von Heynitz – beide mit dem Gründungsbrief der Akademie ausgestattet. „Wobei von Heynitz am prächtigsten aussieht“, findet Professor Kretzschmar. Siegfried Werner meint: „Die Figur war auch am schwierigsten zu gestalten.“ Abraham Gottlob Werner hat ein Mineral in der Hand, schließlich galt er als Wegbereiter der Geologie, die zu seinen Zeiten noch Geognosie hieß. Sein Schüler Alexander von Humboldt ist mit einem Globus ausgestattet, auf dem Amerika zu sehen ist - das Ziel vieler seiner Reisen.

„Ich habe mich gefreut, dass die heutigen Experten bei der Übergabe der Figuren gleich erkannt haben, wer wen darstellt, ohne auf die Namensetiketten zu schauen“, sagt der Kunsthandwerker Werner. „Auch Freiherr von Herder wurde gleich richtig zugeordnet.“

Am 20. Juni zur Langen Nacht der Wissenschaft sollen diese ersten fünf Figuren in Serie vorliegen und weitere sechs als Modell vorgestellt werden. Auch diese werden wieder mit individuellen Merkmalen versehen. „Lampadius ist für die Gasbeleuchtung bekannt, und wer könnte sich Freiherr von Hardenberg, also Novalis, ohne blaue Blume vorstellen“, gibt Werner schon einen kleinen Ausblick.

Von Carlowitz reizt den Künstler

Ebenso werden am 20. Juni Clemens Winkler, Ferdinand Reich und Hieronymus Theodor Richter den Gelehrtenzug vergrößern. „Ganz vollständig ist er dann nicht, die Figuren von Henckel, Weisbach und von Carlowitz, der mich mit seiner Frisur am meisten reizt, werden vermutlich später folgen“, erklärt Werner.

Und Professor Kretzschmar fragt: „ Warum sollte man nicht auch heutige Vertreter der Akademie so verewigen?“ Er könne sich durchaus einen Professor in Jeans vorstellen. Vorher gibt es noch einiges andere zu tun. Man sei gerade dabei, in Freiberg einige Geschäftsinhaber anzusprechen, damit der Gelehrtenzug mit seinem Köpfen aus Ahornholz nicht nur in Seiffen erhältlich ist.