Von Dominique Bielmeier, Peter Anderson und Britta Veltzke
Landkreis. Dienstagmittag in Meißen. Es ist sonnig, aber knackig kalt – perfektes Weihnachtsmarktwetter. Das finden auch die Meißner und ihre Gäste. Der Parkplatz an der Hochuferstraße ist fast bis auf den letzten Platz belegt. Doch wer von der Altstadtbrücke aus in Richtung Heinrichsplatz spaziert, sieht als Erstes einen blau-weißen Polizeibus am Beginn der Fußgängerzone stehen, die Türen weit geöffnet, als würde er versuchen, sich so noch breiter zu machen. Der Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin vom Montagabend, auch in Meißen hat er Spuren hinterlassen.
So reagieren Menschen im Elbland auf den Anschlag
Die Polizisten, die neben dem Bus Stellung genommen haben, sind gut gelaunt; nichts an ihrem Verhalten deutet auf eine ernste Bedrohungslage hin. Die Wahrscheinlichkeit, dass in Meißen etwas Ähnliches passiere wie in Berlin, sei ja auch nur so gering, sagt eine Polizistin und hält Daumen und Zeigefinger einer Hand nah aneinander. Aber es geht auch nicht darum, eine konkrete Gefahr abzuwehren, sondern den Menschen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
Das sollen wohl ebenso die Polizisten, die nun auch bei Tag eine kleine Runde über den Weihnachtsmarkt gehen. Sonst sehe sie diese nur abends, erzählt uns eine Händlerin, die Glühwein und Flammkuchen verkauft. Die Meldung vom Anschlag in Berlin habe sie und andere Händler betroffen gemacht. Sie selbst habe sich am Montagabend gleich erkundigt, ob ihre Bekannten in Berlin in Sicherheit seien.
Bei den Besuchern war der Anschlag bisher kein Thema, erzählt Josefine Lampel, die am Stand der Winzergenossenschaft verkauft. „Wir hoffen einfach, dass wir auf einem kleineren Markt verschont bleiben“, sagt sie. „Aber so etwas kann ja mittlerweile überall passieren.“ Wenn es in Meißen dunkler wird und der Markt sich weiter füllt, dann wird auch der Anschlag in Berlin zum Gesprächsthema bei den Menschen werden, ist sie überzeugt.
Der Meißner Gewerbeverein hat als Veranstalter des Weihnachtsmarktes am Dienstag sofort gehandelt. Nach Angaben von Markt-Organisator Peter Görig sei mit Ordnungsamt und Polizei am Morgen die Gefahrenlage analysiert worden. Für die Meißner Weihnacht gelte ein ähnliches Sicherheitskonzept wie für das Weinfest. Es gehe vor allem darum, die Händler und alle Beteiligten zu sensibilisieren. Sie sollten wissen, wie im Ernstfall zu handeln und wer zu alarmieren ist. Durch die Enge der Gassen in der Altstadt wird die Gefahr einer ähnlichen Terrortat wie in Berlin allerdings deutlich gemindert.
Ähnlich wie in Meißen fiel die Reaktion in Riesa aus. Rathaus-Mitarbeiterin Manuela Langer zufolge fanden früh sofort Gespräche vor Ort statt, um notwendige Maßnahmen auf den Weg zu bringen. „Einen großen Dank möchte ich an unsere Polizei, Feuerwehr, die FVG Riesa mbH, die AGV GmbH sowie die Stadtverwaltung richten. Durch eine schnelle und enge Zusammenarbeit konnten die abgesprochenen Vorkehrungen innerhalb weniger Stunden getroffen werden“, so Oberbürgermeister Marco Müller (CDU). In den Eingangsbereich zur Klosterweihnacht wurde ein beschwerter Container gestellt, der am Mittwoch weihnachtlich verziert wird. In Absprache mit der Polizei habe die Stadt ihr Sicherheitskonzept der neuen Lage angepasst.
Fremden- und islamfeindliche Aktivisten im Dresdner Umland haben noch am Dienstag versucht, aus der Lkw-Attacke politisches Kapital zu schlagen. So lud die Initiatorin der rechtsradikalen Meißner Initiative Heimatschutz Nancy Kanzok dazu ein, sich 19 Uhr an der Frauenkirche zu treffen.
Der Aufruf zu einer offenbar unangemeldeten Spontandemonstration folgte dem Vorbild einer Aktion des Legida-Mitbegründers Jörg Hoyer. Dieser warb über Facebook für eine Spontandemo am „Eis-Wolf in Heidenau“ sowie für ähnliche Treffen in Dresden, Leipzig sowie Pirna. Hoyer begründete seinen Aufruf in zwei über Youtube verbreiteten Videobotschaften.