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Ein Gefühl von Sicherheit

Polizisten gehen Streife auf dem Meißner Weihnachtsmarkt. In Riesa versperrt ein Container die Zufahrt zum Kloster.

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© Claudia Hübschmann

Von Dominique Bielmeier, Peter Anderson und Britta Veltzke

Landkreis. Dienstagmittag in Meißen. Es ist sonnig, aber knackig kalt – perfektes Weihnachtsmarktwetter. Das finden auch die Meißner und ihre Gäste. Der Parkplatz an der Hochuferstraße ist fast bis auf den letzten Platz belegt. Doch wer von der Altstadtbrücke aus in Richtung Heinrichsplatz spaziert, sieht als Erstes einen blau-weißen Polizeibus am Beginn der Fußgängerzone stehen, die Türen weit geöffnet, als würde er versuchen, sich so noch breiter zu machen. Der Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin vom Montagabend, auch in Meißen hat er Spuren hinterlassen.

So reagieren Menschen im Elbland auf den Anschlag

Sebastian Fischer, Gävernitz, CDU-Landtagsabgeodneter  Wir sollten jetzt trotz allem Schmerz durchatmen, ruhig bleiben und uns dennoch auf unsere Werte besinnen: zum Beispiel Freiheit und freie Meinungsäußerung. Wir dürfen uns unsere Gesellschaft durch keine noch so kranken Fanatiker kaputt machen lassen. Denn das wollen die ja gerade. 100 Prozent Sicherheit gibt es aber offenbar nicht mehr.
Sebastian Fischer, Gävernitz, CDU-Landtagsabgeodneter Wir sollten jetzt trotz allem Schmerz durchatmen, ruhig bleiben und uns dennoch auf unsere Werte besinnen: zum Beispiel Freiheit und freie Meinungsäußerung. Wir dürfen uns unsere Gesellschaft durch keine noch so kranken Fanatiker kaputt machen lassen. Denn das wollen die ja gerade. 100 Prozent Sicherheit gibt es aber offenbar nicht mehr.
Ulrich Brumm, Meißen, Bauunternehmer Wenn uns die Täter und ihre Motive mehr interessieren als ihre Opfer, haben die Terroristen gewonnen. Fürchterlich und grausam, gerade für alle Angehörige, mein tiefstes Mitgefühl. Der kausale Kreis schließt sich damit zulasten unschuldiger Menschen, ob in Syrien, Pakistan, Griechenland oder in Berlin. Die Täter sitzen wo ganz anders, auch bei uns.
Ulrich Brumm, Meißen, Bauunternehmer Wenn uns die Täter und ihre Motive mehr interessieren als ihre Opfer, haben die Terroristen gewonnen. Fürchterlich und grausam, gerade für alle Angehörige, mein tiefstes Mitgefühl. Der kausale Kreis schließt sich damit zulasten unschuldiger Menschen, ob in Syrien, Pakistan, Griechenland oder in Berlin. Die Täter sitzen wo ganz anders, auch bei uns.
Siegfried Janetzki, Gröditz, Riesaer Klosterweihnacht-Besucher  Ich habe davon heute in der Zeitung gelesen. Es ist wirklich schlimm, was dort passiert ist. Ich frage mich, warum dieser Weihnachtsmarkt nicht besser vor so etwas geschützt wurde? Es ging ja schon lange durch die Medien, dass es auch in Deutschland zu einem Anschlag kommen könnte. Man hat das Gefühl, das könnte jetzt überall passieren.
Siegfried Janetzki, Gröditz, Riesaer Klosterweihnacht-Besucher Ich habe davon heute in der Zeitung gelesen. Es ist wirklich schlimm, was dort passiert ist. Ich frage mich, warum dieser Weihnachtsmarkt nicht besser vor so etwas geschützt wurde? Es ging ja schon lange durch die Medien, dass es auch in Deutschland zu einem Anschlag kommen könnte. Man hat das Gefühl, das könnte jetzt überall passieren.
Jan Giehrisch, Riesa, Klosterweihnacht-Händler  Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis so etwas passiert. Mir geht es aber nicht schlechter als nach dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo. Egal, ob so etwas in Berlin, Paris oder Brüssel passiert: Für mich fühlt es sich an, als ob es zu Hause geschieht. Aber so schlimm es klingt: Man hat sich mittlerweile fast an solche Nachrichten gewöhnt.
Jan Giehrisch, Riesa, Klosterweihnacht-Händler Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis so etwas passiert. Mir geht es aber nicht schlechter als nach dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo. Egal, ob so etwas in Berlin, Paris oder Brüssel passiert: Für mich fühlt es sich an, als ob es zu Hause geschieht. Aber so schlimm es klingt: Man hat sich mittlerweile fast an solche Nachrichten gewöhnt.
Stefanie Henning (19), Radebeul Es ist krass, was in Berlin passiert ist. Ich hatte zu erst gedacht, dass der Lkw-Fahrer vielleicht Sekundenschlaf hatte. Wenn ich hier unterwegs bin , mache ich mir aber keine Sorgen. Ich war auf den Weihnachtsmärkten in Radebeul und Dresden und hatte kein ungutes Gefühl. Für mich war alles wie immer.
Stefanie Henning (19), Radebeul Es ist krass, was in Berlin passiert ist. Ich hatte zu erst gedacht, dass der Lkw-Fahrer vielleicht Sekundenschlaf hatte. Wenn ich hier unterwegs bin , mache ich mir aber keine Sorgen. Ich war auf den Weihnachtsmärkten in Radebeul und Dresden und hatte kein ungutes Gefühl. Für mich war alles wie immer.
Kerstin Hertel (58), Radebeul Ich finde furchtbar, was passiert ist. Auf Weihnachtsmärkten habe ich aber kein mulmiges Gefühl. Mit Kollegen war ich auf dem Striezelmarkt in Dresden und es war dort schön wie immer. Ich würde auch jetzt wieder hingehen. Mehr Angst habe ich, wenn ich im Dunkeln alleine nach Hause laufe. Mein Mann sagt, ich soll ein Taxi nehmen. Mir tun auch die Polizisten leid, die jetzt so viel Arbeit haben.
Kerstin Hertel (58), Radebeul Ich finde furchtbar, was passiert ist. Auf Weihnachtsmärkten habe ich aber kein mulmiges Gefühl. Mit Kollegen war ich auf dem Striezelmarkt in Dresden und es war dort schön wie immer. Ich würde auch jetzt wieder hingehen. Mehr Angst habe ich, wenn ich im Dunkeln alleine nach Hause laufe. Mein Mann sagt, ich soll ein Taxi nehmen. Mir tun auch die Polizisten leid, die jetzt so viel Arbeit haben.
Tobias Andruscheck (20), Radebeul Ich fühle mich trotzdem noch sicher auf unseren Weihnachtsmärkten. Nur weil in Berlin etwas passiert ist, muss es nicht auch hier passieren. Ich würde auch noch auf den Striezelmarkt nach Dresden gehen. Wenn man sich jetzt nur noch Sorgen macht oder ganz und gar zu Hause bleibt, hätten die Terroristen ihr Ziel erreicht.
Tobias Andruscheck (20), Radebeul Ich fühle mich trotzdem noch sicher auf unseren Weihnachtsmärkten. Nur weil in Berlin etwas passiert ist, muss es nicht auch hier passieren. Ich würde auch noch auf den Striezelmarkt nach Dresden gehen. Wenn man sich jetzt nur noch Sorgen macht oder ganz und gar zu Hause bleibt, hätten die Terroristen ihr Ziel erreicht.
Gerd-Rainer Liesegang (71), Radebeul Ich selbst habe in diesem Jahr den Weihnachtsmarkt in Radebeul nicht besucht. Aber meine Tochter war dort unterwegs. Sorgen habe ich mir nicht gemacht. Die Gefahr eines Terroranschlags ist viel kleiner, als die Gefahr gleich hier auf der Straße von einem Auto überfahren zu werden. Man kann auch nicht alles absichern. Wir dürfen uns nicht in die Knie zwingen lassen, von Leuten, die Angst und Schrecken verbreiten wollen. Aber es ist schlimm, wenn unschuldige Menschen sterben.
Gerd-Rainer Liesegang (71), Radebeul Ich selbst habe in diesem Jahr den Weihnachtsmarkt in Radebeul nicht besucht. Aber meine Tochter war dort unterwegs. Sorgen habe ich mir nicht gemacht. Die Gefahr eines Terroranschlags ist viel kleiner, als die Gefahr gleich hier auf der Straße von einem Auto überfahren zu werden. Man kann auch nicht alles absichern. Wir dürfen uns nicht in die Knie zwingen lassen, von Leuten, die Angst und Schrecken verbreiten wollen. Aber es ist schlimm, wenn unschuldige Menschen sterben.

Die Polizisten, die neben dem Bus Stellung genommen haben, sind gut gelaunt; nichts an ihrem Verhalten deutet auf eine ernste Bedrohungslage hin. Die Wahrscheinlichkeit, dass in Meißen etwas Ähnliches passiere wie in Berlin, sei ja auch nur so gering, sagt eine Polizistin und hält Daumen und Zeigefinger einer Hand nah aneinander. Aber es geht auch nicht darum, eine konkrete Gefahr abzuwehren, sondern den Menschen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

Das sollen wohl ebenso die Polizisten, die nun auch bei Tag eine kleine Runde über den Weihnachtsmarkt gehen. Sonst sehe sie diese nur abends, erzählt uns eine Händlerin, die Glühwein und Flammkuchen verkauft. Die Meldung vom Anschlag in Berlin habe sie und andere Händler betroffen gemacht. Sie selbst habe sich am Montagabend gleich erkundigt, ob ihre Bekannten in Berlin in Sicherheit seien.

Bei den Besuchern war der Anschlag bisher kein Thema, erzählt Josefine Lampel, die am Stand der Winzergenossenschaft verkauft. „Wir hoffen einfach, dass wir auf einem kleineren Markt verschont bleiben“, sagt sie. „Aber so etwas kann ja mittlerweile überall passieren.“ Wenn es in Meißen dunkler wird und der Markt sich weiter füllt, dann wird auch der Anschlag in Berlin zum Gesprächsthema bei den Menschen werden, ist sie überzeugt.

Der Meißner Gewerbeverein hat als Veranstalter des Weihnachtsmarktes am Dienstag sofort gehandelt. Nach Angaben von Markt-Organisator Peter Görig sei mit Ordnungsamt und Polizei am Morgen die Gefahrenlage analysiert worden. Für die Meißner Weihnacht gelte ein ähnliches Sicherheitskonzept wie für das Weinfest. Es gehe vor allem darum, die Händler und alle Beteiligten zu sensibilisieren. Sie sollten wissen, wie im Ernstfall zu handeln und wer zu alarmieren ist. Durch die Enge der Gassen in der Altstadt wird die Gefahr einer ähnlichen Terrortat wie in Berlin allerdings deutlich gemindert.

Ähnlich wie in Meißen fiel die Reaktion in Riesa aus. Rathaus-Mitarbeiterin Manuela Langer zufolge fanden früh sofort Gespräche vor Ort statt, um notwendige Maßnahmen auf den Weg zu bringen. „Einen großen Dank möchte ich an unsere Polizei, Feuerwehr, die FVG Riesa mbH, die AGV GmbH sowie die Stadtverwaltung richten. Durch eine schnelle und enge Zusammenarbeit konnten die abgesprochenen Vorkehrungen innerhalb weniger Stunden getroffen werden“, so Oberbürgermeister Marco Müller (CDU). In den Eingangsbereich zur Klosterweihnacht wurde ein beschwerter Container gestellt, der am Mittwoch weihnachtlich verziert wird. In Absprache mit der Polizei habe die Stadt ihr Sicherheitskonzept der neuen Lage angepasst.

Fremden- und islamfeindliche Aktivisten im Dresdner Umland haben noch am Dienstag versucht, aus der Lkw-Attacke politisches Kapital zu schlagen. So lud die Initiatorin der rechtsradikalen Meißner Initiative Heimatschutz Nancy Kanzok dazu ein, sich 19 Uhr an der Frauenkirche zu treffen.

Der Aufruf zu einer offenbar unangemeldeten Spontandemonstration folgte dem Vorbild einer Aktion des Legida-Mitbegründers Jörg Hoyer. Dieser warb über Facebook für eine Spontandemo am „Eis-Wolf in Heidenau“ sowie für ähnliche Treffen in Dresden, Leipzig sowie Pirna. Hoyer begründete seinen Aufruf in zwei über Youtube verbreiteten Videobotschaften.