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Ein Gärtner für alle Fälle

Fast 17 Jahre lang hat Wolfgang Friebel den Pillnitzer Park gestaltet. Und den SZ-Lesern Gartentipps gegeben.

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© René Meinig

Kay Haufe

Der kanadische Zuckerahorn trägt seine schönsten Farben. Das strahlende Gelb trotzt dem Dauergrau dieser Tage. Wolfgang Friebel hat immer einen Blick übrig für das Blätterspektakel auf dem Weg zum Lustgarten. Dort erinnert nichts mehr an die Pracht vom Sommer, alle Pflanzen sind ausgegraben. „Aber warten Sie das Frühjahr ab, dann wird es hier wieder bunt“, sagt der Gartenmeister. Denn obwohl dies seine letzte Arbeitswoche vor dem Ruhestand war, hat der 65-Jährige dafür gesorgt, dass der Park auch 2017 seine Handschrift tragen wird. Die Pläne für die Frühlings- und Sommerbepflanzung stammen aus seiner Feder. Wohl auch als kleiner Trost für dieses Jahr, in dem ihm die Planung aufgrund des Indien-Themas aus den Händen genommen wurde.

Dabei hat der gelernte und studierte Gärtner seit seinem Start als Gartenmeister im Jahr 2000 schon Dutzende Lustgarten-Kompositionen zusammengestellt, inspiriert von aktuellen Pflanzen- und Farbentrends. Tausende Parkbesucher blieben staunend davor stehen. „Sein Wissen und seine Erfahrung sind enorm“, sagt Schlosschefin Sybille Gräfe, die von Anfang an mit Friebel zusammengearbeitet hat. „Die Proportionen und Farbkonstellationen seiner Pflanzungen sind immer perfekt.“ Dank Friebels Kontakten zu heimischen Gärtnereien ist er stets auf dem Laufenden, was Trends angeht. Ideen holt er sich auch in Urlauben, von denen jeder mit mindestens einem Besuch von Parkanlagen und Gärten verbunden ist. „Bei mir gehen Hobby und Beruf fließend ineinander über“, sagt er.

Auch seine Arbeitsjahre waren meist mit speziellen Pflanzen verbunden. Waren es zu DDR-Zeiten vor allem Gerberas und Azaleen, die in der volkseigenen Zierpflanzengärtnerei gezogen wurden, hatte er ab 1996 mit holländischen Topfpflanzen zu tun. Die kaufte und verkaufte er auf einem Dresdner Blumengroßmarkt. „Fünf Uhr morgens war Arbeitsbeginn“, erinnert er sich. Dort hielt es ihn nicht lange.

Darauf folgte der Obi-Markt in Weißig. „Bei allen Stationen habe ich hinter die Systeme schauen können und ein Verständnis für gewisse Dinge bekommen“, sagt der Gärtner. Als er 2000 als Gartenmeister im Schlosspark anfing, musste er sich zunächst in den Ablauf des öffentlichen Dienstes hineinfinden. „Ich erinnere mich noch an die vielen Vorschriften, die mir an meinem ersten Arbeitstag übermittelt wurden.“ Schnell hat er gemerkt, dass es viele Personen gab, die mitzureden hatten. Doch auch darin sammelte Friebel Erfahrungen. In jeder seiner Kompositionen wuchsen Pflanzen, von denen er wusste, dass Vorgesetzte sie besonders mochten. Über die Jahre hat ihn die personelle Situation der Schlossgärtnerei immer stärker belastet. „Heute gibt es keine Zivildienstleistenden, Praktikanten und ABM-Kräfte mehr, die uns einfache Arbeiten abnehmen. Bestimmte Dinge wie der Heckenschnitt waren teilweise nicht mehr möglich.“ Ein Graus für den Perfektionisten. Und auch die Einnahmen aus dem Parkeintritt hätten die Situation nicht entschärft.

Denn die vier Junggärtner, die von Schlösser und Gärten 2012 medienwirksam präsentiert wurden, blieben nur kurze Zeit. „Ich habe heute die gleiche Personalstärke wie 2000: zwölf Festangestellte und vier Saisonkräfte“, sagt Friebel. Die müssen sich nicht nur um Pflanzung und Pflege im Park, sondern auch um die jahrhundertealten Zitrus- und anderen Kübelpflanzen kümmern, sie je nach Jahreszeit transportieren. Hinzu kommen die sensible Kamelie und die exotischen Pflanzen im Palmenhaus. „Bei aller Jammerei steht aber fest, dass die Arbeit im Park immer Spaß macht“, sagt der Gartenmeister, und ein Lächeln huscht über sein Gesicht.

Er weiß, dass Pillnitz ein ganz besonderer Ort ist. Nicht umsonst habe der Freistaat in den vergangenen Jahren viel Geld investiert. In die Rekonstruktion des Palmenhauses, die Neugestaltung des englischen und des Koniferengartens, in den Wasserfall und den Lustgarten.

Ab Montag wird Wolfgang Friebel regelmäßig als Besucher in den Park kommen, schließlich wohnt er nicht weit weg. „Und ich werde einige Führungen übernehmen“ sagt er. Den Pflanzen aber bliebt er weiter verbunden durch seine Arbeit in vielen Vereinen. Für viele SZ-Leser wichtig: In seiner Gartenkolumne gibt er auch weiterhin gute Tipps.