Merken

Ein Flugzeug als Dienstwagen

Der Mittelherwigsdorfer Burkhard Scholz pendelt viel. Oft geht er dafür in die Luft. Aber das ist nicht immer möglich.

Teilen
Folgen
© privat

Von Holger Gutte

Mittelherwigsdorf. Fliegen gehört für Burkhard Scholz fast schon zu seinem Job dazu. Der Mittelherwigsdorfer ist mit seinem Flugzeug im vergangenen Jahr oft von Bautzen aus quer durch Deutschland unterwegs gewesen. Als Geschäftsführer der Europ Coating GmbH muss er viel pendeln. Mal steht ein Termin im Hauptsitz des Unternehmens in Hohenlockstedt bei Itzehoe im Norden Deutschlands an, mal in der Niederlassung in Tuttlingen in Baden-Württemberg und ein anderes Mal in Dresden, wo die Entwicklung des Unternehmens beheimatet ist. Nur zu seinem Büro im Kaufpark in Mittelherwigsdorf könnte er eigentlich auch mit dem Fahrrad fahren.

„Wenn du so viel pendeln musst, stehst du zwangsläufig immer mal im Stau und verlierst viel Zeit. Irgendwann kam mir die Idee, dass man fliegen müsste“, erzählt der 53-Jährige. Im Scherz denkt er zuerst an einen Hubschrauber. Aber das geht natürlich nicht. Trotzdem ist bei ihm schnell der Entschluss gereift, einen Flugschein zu machen. In Itzehoe verbindet er dann auch Firmentermine mit dem Lehrgang. Bis heute hat er es nicht bereut. „Das ist eine schöne Sache, aber mittendrin im Lehrgang, bekommt man mit, dass wegen des Wetters das Fliegen sehr eingeschränkt ist“, sagt er. Seit 2013 sitzt er nun schon regelmäßig im Cockpit. Seine CT – ein deutsches zweisitziges Ultraleichtflugzeug – gehört der Firma und ist sozusagen ein „Dienstwagen“. Und der kostet auch nicht mehr, als das Auto manch anderer Geschäftsführer.

Die CT ist Baujahr 2005 und kostete 50000 Euro. Hinzu kommt die Jahresnachprüfung mit 245 Euro und die Versicherung mit 700 Euro. „Ich bin froh, mich für die Fliegerei entschieden zu haben, weil ich wirklich viel Zeit spare“, erzählt er. Zwischen 50 bis 60 Flüge macht Burkhard Scholz im Jahr. Wenn er mit dem Auto je nach Straßenverkehr sechs bis acht Stunden zu den Unternehmensstandorten braucht, benötigt er mit dem Flugzeug nur reichlich zwei Stunden für die Strecken. Die 680 Kilometer zum Firmenhauptsitz schrumpfen durch die Luftlinie auf 450. Zu 95 Prozent nutzt er sein Flugzeug für dienstliche Zwecke. Deshalb reicht ein Zweisitzer. Burkhard Scholz schwärmt vom Fliegen. Ihm eröffnet sich damit ein ganz anderer Blickwinkel auf das Land. „Das Farbenspiel der Natur ist einmalig schön“, sagt er. Die Lausitzer Seenplatte zeigt sich, je nach Kupfergehalt und anderen Einflüssen von blau bis braun. Und wenn dazu dann noch die Rapsfelder leuchtend gelb blühen, genießt er das. Das trifft auch auf die Sicht auf das Erzgebirge oder die Schwäbischen Alb zu.

Aber das geht natürlich nur bedingt. Denn Fliegen strengt mehr an als Autofahren. Man muss erheblich mehr beachten – die Umgebung, das Wetter, Windrichtung und -geschwindigkeit, den Funkverkehr und natürlich die Instrumente. „Weil dein Leben und das anderer noch stärker davon abhängt, als im Auto“, schildert der Geschäftsführer. Aber wenn man das Gefühl dafür entwickele, bekomme man auch eine ganz andere Lebensqualität. Bei Regen zu fliegen ist kein Problem. Nebelbänke oder dichte Wolkenformationen sind schwieriger. Er staunt immer, wenn die Verkehrsflugzeuge blind in so was reinfliegen. Burkhard Scholz weicht da manchmal aus und nimmt einen Umweg von ein paar Kilometern in Kauf. Bei einem Sportflugzeug, wie er eines nutzt, sind Windgeschwindigkeiten bis zu 50 Kilometer pro Stunde noch in Ordnung. Mit der Zeit hat sich der Mittelherwigsdorfer an die andere Orientierung von oben gewöhnt. „Man sucht sich bestimmte Punkte, wie Städte, Berge und anderes“, erklärt der 53-Jährige. Aber in erster Linie sind dafür das GPS- und das Funkleitsystem des jeweils zuständigen Flughafens da. „Es ist schon komisch, wenn über Funk gemeldet wird, dass ein paar Meilen voraus über oder unter einem eine Transall Maschine fliegt. Sein Ultraleichtflugzeug besteht aus Kohlefaserstoffen und besitzt ein gutes Steuerungsverhalten. Je höher es fliegt, umso schwieriger wird es natürlich. 205 km/h sind bei einer Reichweite von 1400 Kilometern aber drin. Anders als in einen großem Flugzeug, „lenkt“ er es mit einem joystick-ähnlichen Steuerknüppel. Im Moment wird von der CT der Motor überholt. Aber in der nächsten Woche ist Burkhard Scholz damit vielleicht wieder in der Luft. Meist wird er weiterhin allein und dienstlich fliegen. Einmal ist er aber auch schon zu den Kindern nach Braunschweig geflogen. In so einem Fall sitzt dann auch seine Frau Sabine mit ihm in der Maschine.