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Ein Fest und ein Wunsch

Tausende Besucher bevölkern den Nossener Bahnhof – eine Ausnahme. Der Dampflokverein möchte das ändern.

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© André Braun

Von Marcus Moeller

Nossen/Roßwein. Am Bahnhof Nossen ist was los. Zumindest an diesem Wochenende: Die Zughörner machen sich bemerkbar, hin und wieder tunkt eine schwarze, altertümliche Lok einen Teil des Bahnhofs in dunklen Dampf. Im Hintergrund läuft gutlaunige Musik, die Sonne scheint, viele Menschen flanieren auf dem Gelände, sehen sich die herausgeputzten Waggons an, essen Bratwurst, unterhalten sich. Ein reges Treiben am Bahnhof. Es hinterlässt ein lebensbejahendes Gefühl des Daseins, des Beachtetwerdens.

Das lebhafte Bahnhofstreiben kommt nicht von ungefähr: Die Interessengemeinschaft (IG) Dampflok Nossen feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Lokparaden und Scheinausfahrten im Bahnhof Nossen, sowie die Ausstellung ausgewählter Eisenbahnfahrzeuge und eine Modellbahnschau lockten allein am Sonnabend mehr als 3 000 Besucher an. An den Geländern der Brücke lehnen kleine und große Eisenbahnenthusiasten. Sie haben ihre Foto- und Videokameras im Anschlag und warten darauf, dass die Loks losschnaufen. Entlang der Gleisen haben sie sich positioniert, machen große Augen, winken – und versinken kurz im dichten, schwarzen Qualm.

Am Bahnhof in Roßwein zeigt sich ein ähnliches Bild. Reinold Goller beispielsweise ist extra aus Mittweida angereist, um die Einfahrt der historischen Dampflok im Bild festzuhalten. Er ist begeistert.

Die Höhepunkte im Programm stellen ebendiese Sonderfahrten dar. Sie führen unter anderem von Nossen nach Großvoigtsberg sowie über Roßwein nach Döbeln. Es erscheint hier einigermaßen absurd, dass eine Zugfahrt von Nossen nach Döbeln zu einer Jubiläumsfeier als Sonderfahrt angeboten wird, war die Strecke bis Dezember 2015 doch noch regelmäßig in den Fahrplan der Deutschen Bahn eingetaktet.

Mittlerweile fällt die Strecke komplett aus dem Netz – zur Kompensation entstanden neue Busverbindungen. Ein Schuss nach hinten, wie Timm Hoffmann, Vorsitzender des IG Dampflok Nossen, meint: „Niemand möchte gern eine Zick-Zack-Busfahrt von Nossen nach Döbeln machen.“ Die Folge sei der vermehrte Umstieg auf das Auto. Dabei wird die Bahnstrecke derzeit noch in Schuss gehalten: Die Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie (NRE) hat die Strecke gepachtet, wodurch Sonderfahrten wie die am Wochenende erst möglich sind. Viermal täglich fahren noch Tankzüge von Coswig zum Tanklager in Starbach bei Nossen. Geht es nach Timm Hoffmann, sollten in ähnlicher Regelmäßigkeit auch wieder Passagiere transportiert werden. „Wir wollen es wie verrückt, aber es scheitert derzeit am Landkreis Meißen“, sagt er. Die Strecke von Leipzig nach Döbeln werde ja regelmäßig durch den Verkehrsbund Mittelsachsen bestellt, es läge am Verkehrsbund Oberelbe, die Strecke zwischen Meißen und Roßwein wieder zu aktivieren. Seit knapp einem Jahr ist die Transdev Regio Ost GmbH unter der Marke „Mitteldeutsche Regiobahn“ (MRB) neuer Betreiber der Regional-Bahn-Linie 110.

Hoffmann räumt jedoch auch ein: „Es braucht natürlich ein passendes Konzept, das auch finanzierbar ist.“ Halte der Zug zwischendurch 20 Minuten in Nossen, wie zuvor, werde das potenzielle Fahrgäste nicht überzeugen. Man werde jedenfalls weiterhin dafür werben, dass Nossen wieder in den Fahrplan komme, sagt Hoffmann. Vorerst jedoch existiert die Verbindung von Nossen nach Döbeln nur bei Sonderfahrten. (mit DA/sol)