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Ein Drogeriemarkt für Neukirch?

Einen Markt wie in Bischofswerda vermissen die Menschen in der Oberlandgemeinde. Was sonst noch fehlt.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Neukirch. Die Schlecker-Pleite bewegt auch noch nach Jahren in Neukirch. Vor viereinhalb Jahren schloss der einstige Drogeriehändler seine zweite und zugleich letzte Filiale im Ort. Gleichwertgigen Ersatz gibt es bis heute nicht. Viele Neukircher vermissen einen Drogeriemarkt in ihrem Dorf. Wollen sie zum Beispiel bei Rossmann einkaufen, finden sie die nächsten Filialen in Bischofswerda, Bautzen oder Neustadt. Ein Drogeriemarkt fehle in Neukirch, hört man von Dorfbewohnern immer wieder.

Verkehr: Radfahren auf der B 98 ist gefährlich. Ein Radweg fehlt.
Verkehr: Radfahren auf der B 98 ist gefährlich. Ein Radweg fehlt. © Regina Berger
Sicherheit: 23 Uhr werden alle Laternen im Ort ausgeschaltet. Dann ist es zappenduster in Neukirch.
Sicherheit: 23 Uhr werden alle Laternen im Ort ausgeschaltet. Dann ist es zappenduster in Neukirch. © Steffen Unger
Ortsbild: Dieses Haus, „Schweizer Rose“ genannt, verfällt. Ein Schandfleck neben der Hauptstraße.
Ortsbild: Dieses Haus, „Schweizer Rose“ genannt, verfällt. Ein Schandfleck neben der Hauptstraße. © Steffen Unger

Das zeigte auch eine Meinungsumfrage unter den Neukirchern, die der Gemeinderat im Mai durchführte. Bei den offenen Wünschen wurde ein Drogeriemarkt mit am häufigsten genannt, berichten Gemeinderäte. 473 Dorfbewohner ab 16 Jahren – etwa zwölf Prozent der Einwohner dieser Altersgruppen – beteiligten sich. Diese Zahl mag nach Ansicht der Meinungsforscher nicht unbedingt fürs ganze Dorf repräsentativ sein. Aber sie ist stark genug, um Schlussfolgerungen zu ziehen.

Freie Gewerberäume, die genug Platz bieten, gibt es im Ort. Zum Beispiel in der Geschäftspassage „Alte Eisengießerei“, wo Schlecker bis Februar 2012 verkaufte. Bemühungen des Eigentümers um einen Nachfolger blieben erfolglos. Auch im „Hofgericht“ an der Hauptstraße wäre ausreichend Platz für einen Drogeriemarkt – und das in bester Lage mitten im Ort.

Im Neukircher Rathaus ist das Problem angekommen. Eine gute Versorgung steht mit auf der Agenda von Bürgermeister Jens Zeiler (CDU). Er hat sie überschrieben mit „5 000 plus“. Heißt: Die Gemeinde will dauerhaft mehr als 5 000 Einwohner haben. Dafür muss sie für die einen attraktiv bleiben, für die anderen attraktiv werden. „Zu einem attraktiven Dorf gehören auch gute Einkaufsmöglichkeiten. Ein Drogeriefachmarkt zum Beispiel, oder auch ein Eiscafe“, sagt Jens Zeiler. Was die Gemeinde für die Ansiedlung tun kann, will sie tun. Sie kann Rahmenbedingungen schaffen, zum Beispiel indem sie Eigentümer von Gewerbeflächen bei der Entwicklung ihrer Immobilen unterstützt und mit den Handelsketten ins Gespräch kommt bzw. im Gespräch bleibt. Doch die Entscheidung, ob eine Drogeriekette nach Neukirch kommt, kann die Gemeinde nicht beeinflussen. Die treffen die Ketten allein nach Einzugsgebiet, Kundenzahlen und Umsätzen. Auch andere Bürgermeister im Oberland waren für ihre Orte mit Rossmann, Dm & Co. schon im Gespräch. Bisher ohne Erfolg.

Der nach einer Drogerie ist nicht der einzige Wunsch vieler Neukircher. Die SZ fasst weitere „Knackpunkte“ der Meinungsumfrage zusammen und sagt, was die Gemeinde unternehmen will.

Makelloses Ortsbild: Schandflecke sollen verschwinden

Schandflecke wie die „Schweizer Rose“, ein einzigartiges, aber leider stark verfallenes Umgebindehaus an der Hauptstraße sind ein Ärgernis für viele Neukircher. Auf der Liste des Bürgermeisters stehen rund zehn weitere Immobilien im Ort, die in Privatbesitz sind, um die sich seit Jahren keiner mehr kümmert und die verfallen sind. Die Gemeinde will den weiteren Verfall stoppen. Sie wird diese Gebäude natürlich nicht kaufen. „Aber wir werden Kontakt zu den Eigentümern suchen, mit ihnen sprechen und mögliche Hilfe, zum Beispiel den Weg zu Förderprogrammen, aufzeigen“, sagt Jens Zeiler. Programme, die entweder darauf zielen, erhaltenswerte Häuser zu sichern und zu retten. Oder aber auch Gebäude abzureißen, wo es keine Chance auf einen Erhalt mehr gibt.

Sichere Radwege: Gemeinde arbeitet an einer Lösung

Radfahren entlang der Bundesstraße ist oft lebensgefährlich. Denn einen Radweg gibt es dort nicht. Und es ist auch keiner geplant. Auch dann nicht, wenn in einigen Jahren die B 98 zwischen der Alten Eisengießerei und dem Forstweg auf einer Länge von 1,1 Kilometern saniert wird. Für einen Radweg reiche der Platz nicht aus, heißt es im zuständigen Landesamt für Straßenbau und Verkehr. – Die Gemeinde sucht nach alternativen Lösungen, bereitet ein Radwegkonzept vor, sagt Jens Zeiler. Konkret gehe es darum, ein System zu entwickeln und auszuschildern, bei dem Radfahrer auf Nebenstraßen, von denen mehrere parallel der Bundesstraße verlaufen, sicher durch Neukirch geleitet werden. Beim Erstellen des Konzeptes will die Gemeinde vor allem auf die Kompetenz im Ort setzen.

Straßenbeleuchtung nach 23 Uhr: Hoffen auf LED-Technik

Wie die meisten Orte schaltet Neukirch nachts die Straßenbeleuchtung aus Kostengründen ab. Ab 23 Uhr ist der ganze Ort dunkel. Im Interesse der Sicherheit wünschen sich viele, dass wenigstens ein Teil der Laternen nachts durchleuchtet. Bürgermeister Zeiler sieht dafür keine Chancen. Nur dort, wo Straßen mit LED-Technik beleuchtet werden, könnten die Laternen spät nachts nicht mehr abgeschaltet werden. Das wird ab Jahresende auf einem Teil der Dresdner Straße der Fall sein. Auf einer Länge von 600 Metern werden 18 LED-Leuchten aufgebaut. „Die leuchten nachts dann durch“, sagt der Bürgermeister.

Auf einer Einwohnerversammlung am 21. Oktober stellt Bürgermeister Jens Zeiler einen Maßnahmeplan vor, der im Ergebnis der Meinungsumfrage erstellt worden ist. Beginn 19 Uhr, Rittergutsfestscheune, Hauptstraße 62.