Merken

Ein Dach für Biker

Der Gasthof Lichtenhainer Wasserfall ist jetzt ganz offiziell motorradfreundlich – als Erster in der Sächsischen Schweiz.

Teilen
Folgen
© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Kirnitzschtal. Früher kamen sie von allein, dann irgendwann immer weniger. Seitdem er sich explizit um Motorradfahrer als Gäste bemüht, machen sie mit ihren Maschinen wieder öfter am Gasthof Lichtenhainer Wasserfall Rast, sagt Inhaber Rainer König. Die Werbeschilder diverser Fachzeitschriften am Zaun seines Biergartens weisen darauf hin, dass Biker in seiner Gastwirtschaft willkommen sind. Jetzt kommt noch eine blau-gelbe Plakette hinzu. Der Gasthof Lichtenhainer Wasserfall im Kirnitzschtal ist nun als „motorradfreundlicher Hotelbetrieb“ zertifiziert – als erstes Gasthaus in der Sächsischen Schweiz und viertes in ganz Sachsen. Der Titel wird vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Sachsen und dem ADAC verliehen. Der Branchenverband, der auch die Sterne für Hotels vergibt, und der Autoverein haben sich für dieses Programm zusammengetan, das in dieser Saison neu in Sachsen anläuft. Die Idee ist vor einigen Jahren in Bayern entstanden, andere Bundesländer ziehen nun nach.

Um das Qualitätssiegel zu bekommen, müssen die Herbergen 27 Kriterien erfüllen, die sie als motorradfahrerfreundlich ausweisen, erläutert Manuela Bleicher von der Dehoga Sachsen. Dazu gehören unter anderem ein Trockenraum für nasse Motorradkombis, eine abschließbare Garage für die Maschinen sowie eine kleine Werkstattausrüstung mit den wichtigsten Werkzeugen zum Schrauben. Und: Der Betreiber sollte möglichst selbst Motorrad fahren oder zumindest motorradaffin sein, um den Gästen die schönsten Routen in der Umgebung empfehlen zu können.

Wasserfall-Inhaber Rainer König fährt zwar nicht Motorrad – „Ich mache das, was ich am besten kann: Gäste bewirten“, sagt der Gasthof-Chef – dafür aber seine Tochter, Elisabeth König, die sich als Junior-Chefin im Familienbetrieb um die Zielgruppe der Biker kümmert. Eine Schrauberecke mit den nötigen Werkzeugen und Schmierstoffen hat der Gasthof eingerichtet. Ein weiteres Kriterium, das die Häuser erfüllen müssen, ist ein Grillplatz, an dem sich die Motorradfreunde abends nach einer geschafften Tour treffen können. „Man trifft sich, sitzt abends zusammen, tauscht sich aus“, sagt Markus Löffler vom ADAC Sachsen, der das Programm seitens des Automobilclubs betreut. Die neu eingeführte blau-gelbe Plakette soll für Motorradfahrer auch ein Erkennungszeichen sein, dass sie in diesem Hotel auf Gleichgesinnte treffen. Die Zulassungszahlen für Motorräder steigen kontinuierlich an, erklärt der Mann vom ADAC, gerade auch im höherpreisigen Segment. Dementsprechend steigen die Ansprüche der motorisierten Zweiradfahrer, die ihr Gefährt bei einer Übernachtung im Hotel sicher verschlossen wissen wollen.

Der ADAC hat für das Programm eigene Karten mit Tourentipps entwickelt, die in den zertifizierten Hotels ausliegen. Die vorgeschlagene Route für die Sächsische Schweiz führt vom Schloss Pillnitz über die Bastei nach Hohnstein, Bad Schandau, das Kirnitzschtal hinauf nach Hinterhermsdorf und Sebnitz und über Neustadt und Stolpen zurück nach Pirna, wo es linkselbisch über die Festung Königstein und die Schlösser in Liebstadt und Weesenstein zurückgeht. Weitere Routen gibt es für das Lausitzer Neiße- und Seenland sowie das Oberlausitzer Bergland. Für den 2014 von einem Manipulationsskandal gebeutelten Automobilclub ist die Hinwendung zu Motorradfahrern in gewisser Weise eine Rückkehr zu seinen Ursprüngen. Der heutige ADAC wurde 1903 als Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung gegründet.

Die Motorradfahrer sollen anhand der neu eingeführten Klassifizierung wissen, was sie erwarten können, sagt Manuela Bleicher von der Dehoga. Oft seien es Gäste mittleren Alters, die sich mit dem Motorrad einen Jugendtraum erfüllen, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Für die Gastwirte haben sie sich als dankbare Zielgruppe herauskristallisiert.