Merken

Ein Bautzener spielt für Hollywood

Mit 19 verließ Martin Laue seine Heimat, um Schauspieler zu werden. Er übernahm viele kleine Rollen – bis ein Star-Regisseur auf ihn aufmerksam wurde.

Teilen
Folgen
© PR

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Es könnte der wichtigste Moment in seiner bisherigen Karriere werden, der Lohn für all die Arbeit. Im Februar kommt ein Horrorfilm in die Kinos, eine aufwendige Hollywood-Produktion. Martin Laue wird zur Premiere fahren, sich in den Kinosessel fallenlassen und den Moment genießen. Er wird auf diese eine Szene warten. Und dann? Es gibt zwei Möglichkeiten – eine davon wäre ein riesen Erfolg, die andere eine große Enttäuschung. Es könnte sein, dass sich Martin Laue auf der großen Leinwand sieht. Es ist aber auch denkbar, dass die Filmemacher auf die Szene mit ihm als Nebendarsteller verzichtet haben.

Der Mann, der seine Kindheit und Jugend in der Oberlausitz verbrachte, gibt sich optimistisch. „Ich bin kurz im Trailer zu sehen, deshalb stehen die Chancen gut“, sagt er. Doch egal, welche Variante eintritt, eines steht schon fest: Für Martin Laue war der Dreh ein Höhepunkt in seiner Karriere. Bislang hat der 32- Jährige viele kleine Rollen gespielt. Im Münchener Tatort mimte er zum Beispiel einen Arzt, der sich eine Schusswunde anschaut. „Im Film sage ich dem Patienten, dass er durchkommen wird. Mehr war es eigentlich nicht“, so Laue. Immer wieder wird er darauf angesprochen. Dabei erzählt der Schauspieler lieber davon, wie er eine Hauptrolle ergatterte, in einem ARD-Film einen Neonazi spielte. Oder davon, wie er in München auf der großen Theaterbühne stand.

Nachtschicht beim Dreh

Doch zurück zum Hollywood-Streifen: „A Cure for Wellness“, heißt der Horrorfilm, der ab 23. Februar auch in den deutschen Kinos laufen soll. Dabei geht es um einen Mann, der in ein seltsames Schönheitsinstitut kommt und herausfinden will, was dort nicht stimmt. Regisseur ist Gore Verbinski, der auch die drei Teile von Fluch der Karibik drehte. Er suchte nach deutschen Schauspielern, die im Film die Rolle von Pflegern übernehmen können. Martin Laue erkannte seine Chance und ergriff sie. Schon das Casting sei besonders gewesen, erklärt der 32-Jährige. In mehreren Runden musste er sich beweisen. Die Schauspieler durften das Drehbuch nicht mit nach Hause nehmen und am Set keine Handyfotos machen. „Alles wurde geheim gehalten“, erklärt er.

Dass ein Hollywood-Team anders tickt, zeigte sich auch während des Drehs. Manchmal konnte nicht gearbeitet werden, weil ein winziges Requisit fehlte. Oder es wurde ein Schauspieler schnell mit dem Hubschrauber eingeflogen, um eine Szene zu wiederholen. Martin Laue stand in Berlin und in Babelsberg vor der Kamera. Gedreht wurde vor allem in der Nacht. Das brachte den Biorhythmus des Schauspielers ziemlich durcheinander. Und wie hat es sich angefühlt, mit einem Star-Regisseur zu drehen? Laue hatte großen Respekt davor, dachte zunächst, dass Gore Verbinski auf ihn herunterschauen, ihn vielleicht gar nicht für voll nehmen würde. „Aber er hat mit mir auf Augenhöhe gearbeitet“, sagt er.

Erst einmal einen Beruf erlernt

Für den gebürtigen Bautzener erfüllte sich mit dem Dreh ein Traum. Dabei kam er erst spät auf die Idee, Schauspieler zu werden. Laue wuchs in Nechern auf, ging in Baruth zur Schule. Danach folgte eine Ausbildung. Welchen Beruf er erlernte, möchte der Schauspieler nicht sagen. „Das ist Vergangenheit“, erklärt er. Gern erinnert er sich aber an die Zeit, als er die Berufsschule in Bautzen besuchte. „Wir haben viel gelacht und weniger gelernt“, sagt er. Mit 19 verließ er die Oberlausitz, ging erst nach Berlin, dann nach München. Als er sich für die renommierte Schauspielschule Falkenberg bewarb, war er 22. „Ich habe gedacht, wenn ich es jetzt nicht versuche, dann bereue ich das“, sagt er.

Seine Heimat hat Laue nie vergessen. Die Eltern und viele seiner Verwandten wohnen noch in der Oberlausitz. Vor allem zu Ostern und zu Weihnachten kommt der Schauspieler vorbei. Gerade erst ist er mit der Familie von München nach Leipzig gezogen, um näher dran zu sein.

Einmal in einer Komödie spielen

Beruflich hat er noch viele Ziele. Der Schauspieler möchte unbedingt einmal in einer Komödie mitspielen. „Ich bin ein humorvoller Mensch, schaue mir selbst gern lustige Filme im Kino an“, sagt er. Zudem sei es besonders anspruchsvoll, eine komische Rolle zu spielen. „Man braucht vor allem ein gutes Timing, muss die Situation ernst nehmen, um lustig zu sein“, erklärt Martin Laue, der auch eine Rückkehr auf die Theaterbühne nicht ausschließt.

Und was ist mit Hollywood? „Das war ein echter Glücksfall. Ich denke nicht, dass die sich jetzt immer wieder bei mir melden“, sagt Laue. Dann überlegt er kurz und fügt hinzu: „Aber man weiß ja nie.“