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Ein Arzt für alle Füße

Chirurg und Orthopäde Wolfgang Schneiders ist neuer Chefarzt in Riesa. Dafür hat er eine Uniklinik verlassen.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Professor Dr. Wolfgang Schneiders steht am Fenster des OP-Trakts, Elblandklinikum Riesa, zehnter Stock. Er schaut über die Stadt und weit darüber hinaus ins Umland. Der Ausblick gefällt ihm – sowohl auf das, was er sieht, als auch auf die Zeit, die vor ihm liegt. Schneiders ist der neue Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Er übernimmt den Posten von Dr. Rainer Jörg Klauß, der Riesa im Sommer verlassen hatte. Am Freitag wurde Schneiders offiziell vorgestellt. Der 44-Jährige – groß gewachsen, mit kurzem lockigen Haar – stammt aus Köln. „Aber ich lebe jetzt schon länger im Elbland als im Rheinland“, stellt er fest.

Schon zum Studium kam Schneiders nach Dresden und blieb – bis jetzt. „Mittelfristig“ will er nach Riesa ziehen. Pendeln? Das sei ihm auf Dauer zu anstrengend. Aber beim Thema Umzug habe er eben auch nur eine Stimme. Das Riesaer Hallenschwimmbad hat Schneiders auf jeden Fall schon mal ausprobiert und war positiv überrascht. „Wo gibt es heute noch ein Hallenbad mit 50-Meterbahn?“

Spezialisiert hat sich der Mediziner auf den Fuß – allerdings eher durch Zufall. „Das hängt mit meinem damaligen Chefarzt zusammen.“ Der habe schneller als andere Ärzte den Missstand erkannt, dass die Füße, etwa nach Unfällen, zunächst außer Acht gelassen würden, erklärt Schneiders. Letztlich führe das dazu, dass sich die Genesung länger hinziehe. „Das weiß jeder, der schon mal mit Schmerzen auftreten musste.“

An der Dresdner Uniklinik war Schneiders zuletzt geschäftsführender Oberarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie. „Das hätte ich auch noch 30 Jahre machen können. Aber in Dresden habe ich jetzt alles mitgenommen, was geht.“ Wie es an einer Uniklinik üblich ist, hat er auch wissenschaftlich gearbeitet. 2013 wurde er zum außerplanmäßigen Professor der TU Dresden benannt. Zwischendurch hat Schneiders als Gastarzt im Jemen und in China gearbeitet. Und nun also Riesa? „Hier kann ich selbst gestalten. Darauf freue ich mich.“ Wichtige Voraussetzung dafür: „Anders als in einer Uniklinik sind die Hierarchien hier flacher“, sagt er. Zudem dürfe man die Größe des Standortes nicht unterschätzen. „Ich glaube, das tun viele Riesaer. Aber das hier ist kein kleines Krankenhaus, sondern ein Schwerpunktversorger.“

In Sachsen gibt es drei Versorgungsstufen. Kleine Krankenhäuser, in denen es eine Abteilung für Chirurgie und/oder Innere Medizin plus einzelne weitere Fachrichtungen gibt, gehören zur ersten Stufe. Die Unikliniken sind sogenannte Maximalversorger und gehören daher in die höchste Stufe. Die Elblandkliniken sind, was den Versorgungsgrad angeht, in der mittleren Kategorie eingestuft. Aber Dr. Wolfgang Schneiders betrachtet den Riesaer Standort nicht als Insel, sondern immer im Kontext der anderen beiden Klinikstandorte Radebeul und Meißen. „In allen drei Abteilungen für Orthopädie und Unfallchirurgie zusammen haben wir etwa 40 Fachärzte. Das ist eine Teamstärke, die mit einem Uniklinikum mithalten kann.“ Er erhoffe sich regen Austausch, um den Patienten in Riesa Zugang zu allen möglichen Spezialisten gewähren zu können.

Die Riesaer Orthopädie und Unfallchirurgie ist nun wieder komplett. Auch, weil mit Dr. Ingo Sehmisch-Pietzsch kürzlich ein weiterer Arzt nach Riesa gewechselt ist. Für die Klinik bedeutet das, dass sie künftig wieder Menschen nach schweren Arbeitsunfällen behandeln kann – mit der Ausnahme von schweren Schädel- oder Wirbelsäulenverletzungen. Jetzt erkennt auch die Berufsgenossenschaft den Standort wieder an. „Nach einer dreivierteljährigen Unterbrechung“, erklärt Verwaltungsdirektor Peter Zeidler. Dafür seien mindestens drei Experten mit spezieller unfallchirurgischer Ausbildung nötig.