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Eilers kommt zurück

Dynamos Ex-Torjäger ist ab Freitag wieder in der Stadt – allerdings nur zwei Tage und lediglich als Zuschauer.

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© Florian Richter

Von Tino Meyer

Kaum sind die einen Tränen getrocknet, gibt es Grund für neue Sentimentalitäten. Und wieder geht es bei Justin Eilers um Dynamo Dresden, den Verein also, der ihn nach einer mittleren Schaffenskrise wieder groß gemacht hat und den er dann nach dem Aufstieg im Mai einigermaßen wehmütig verlassen hat.

Justin Eilers an der Seite der lebenden Bundesliga-Legende Claudio Pizarro (Mitte). Allein dafür, findet der Ex-Dynamo, hat sich sein Wechsel nach Bremen schon gelohnt.
Justin Eilers an der Seite der lebenden Bundesliga-Legende Claudio Pizarro (Mitte). Allein dafür, findet der Ex-Dynamo, hat sich sein Wechsel nach Bremen schon gelohnt. © dpa

Seine Mutter, gesteht er, hatte Tränen in den Augen, als er ihr von seinem Wechsel in die Bundesliga zu Werder Bremen erzählte. Und am letzten Spieltag kullerten sie dann auch bei Eilers selbst, zumindest zwei, drei verschämte. „Es ist ein Abschied, der nicht nur mir sehr, sehr schwerfällt. Es waren die schönsten und geilsten zwei Jahre meiner bisherigen Karriere als Fußball-Profi. Ich werde diese Zeit niemals vergessen“, sagte der Torjäger, der vor gut einem Monat seinen 28. Geburtstag feierte und nun zurück nach Dresden kommt – allerdings mit neuen Schmerzen.

Schuld ist eine gezerrte Sehne

Es ist tatsächlich beinahe zum Heulen, dass Eilers an diesem Freitag und Samstag beim Bundeswehr-Karriere-Cup verletzungsbedingt nicht spielen kann. Er, von den Dynamo-Fans zum Fußballgott befördert, hatte es beim Abschied doch versprochen und sich selbst so sehr darauf gefreut. Aber Eilers ist eben keiner, der die Gefühle auf der Zunge trägt, eher ein cooler und auf seine Weise für die Öffentlichkeit unnahbarer Typ. Also sagt er Sätze wie diesen: „Auch wenn ich auf dem Platz nicht dabei sein kann, freue ich mich darauf, viele Freunde und Weggefährten wiederzusehen.“

Schuld ist eine gezerrte Sehne im Hüftbeuger, die Fußball spielen derezti unmöglich macht – und das seit dem Start der Saisonvorbereitung. „Das ist alles andere als optimal. Ich arbeite sehr intensiv, mache Reha und viel im Kraftraum“, meint Eilers. Noch keine einzige Trainingseinheit hat der gebürtige Braunschweiger mit seinem neuen Team absolvieren können. Er hat stattdessen das erste Trainingslager in Neuruppin verpasst und nun auch das zweite Camp im Zillertal inklusive einem weiteren Wiedersehen, nämlich dem mit Michael Hefele. Dessen neuer Klub, der englische Zweitligist Huddersfield Town, testete am Dienstagabend in Zell am Ziller gegen Bremen. Beim 0:0 kam Dynamos Ex-Kapitän in der zweiten Halbzeit zum Einsatz.

Und doch ist Eilers, der sich mit Verletzungen während der Vorbereitung gut auskennt, nicht gänzlich gefrustet. Zu interessant und aufregend sind die neuen Erfahrungen. Ein ungewohntes Gefühl sei es, erklärt er, wenn man jeden Tag Menschen persönlich begegnet, die man nur aus dem Fernsehen oder von der Playstation kannte. Er meint insbesondere Stürmerstar und Vereinsikone Claudio Pizarro sowie Kapitän Clemens Fritz. Der gebürtige Erfurter geht in seine elfte Saison hintereinander bei Werder. „Mit Spielern wie Claudio oder Clemens zusammen in einer Mannschaft spielen zu dürfen, ist eine tolle Erfahrung“, versichert Eilers, auch wenn er gesteht, die Kollegen bislang nur beim Essen und Regenerieren gesehen zu haben – und beim Termin fürs offizielle Mannschaftsfoto. „Das bedrückt mich, denn das wahre Kennenlernen findet auf dem Platz statt.“ Das sei im Moment natürlich etwas frustrierend, „aber ich muss jetzt Geduld haben“.

Die kurzzeitige Rückkehr nach Dresden ist ihm da gerade recht – und etwas fürs Gemüt. „Es wäre schon ein Highlight für mich gewesen, wenn ich gegen meine alten Jungs in diesem geilen Stadion hätte spielen können. Aber es soll einfach nicht sein. Und so werde ich die Atmosphäre und das Turnier als Zuschauer im Stadion genießen“, bestätigt Eilers. Während seine Mitspieler am Freitag aus dem Trainingslager von Innsbruck direkt in Dresden einfliegen, kommt Eilers mit dem Auto.

Er weiß weiter alles über Dynamo

Den Weg kennt er ja, und auch der Kontakt zu den Ex-Kollegen ist so gut wie eh und je. „Weil wir noch immer unsere WhatsApp-Gruppen haben“, berichtet der Torjäger. Über aktuelle Entwicklungen bei Dynamo sei er also immer bestens informiert. „Es ist cool und mir auch wichtig, dass wir weiter in Verbindung bleiben.“ Man weiß ja nie, ob es nicht doch irgendwann eine Rückkehr gibt, länger als die zwei Tage am Wochenende.

Noch ist das natürlich kein Thema, erst recht nicht für einen wie Eilers, der sich im Interview mit der Werder-Homepage auf die Frage zu den Unterschieden zwischen Dynamo und Bremen dann fast noch um Kopf und Kragen redet. „Dresden ist absolut kein Verein für die dritte Liga. Dort sind das Umfeld und die Bedingungen hoch professionell, deshalb kann man das absolut vergleichen“, sagt Eilers und ergänzt sicherheitshalber: „Auch wenn es hier natürlich noch ein Stück anders ist.“

Größer sind dann schon die sportlichen Differenzen, was ihn selbstredend ebenfalls nicht aus der Ruhe bringt. „Natürlich ist es ein Sprung um zwei Ligen, aber deshalb werde ich mich nicht verstecken. Ich weiß um meine Fähigkeiten und werde alles geben, wenn ich wieder fit bin.“

Das ist der Eilers, wie ihn Fußball-Dresden kennt: unerschrocken, selbstbewusst, hart. Tränen sind etwas für Mutter.