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Eigenheimstandort trotz Protests

Die Kommune nimmt die Planung für den Eichbergblick auf. Der neue Name macht die Sache für Nachbarn nicht besser.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Leisnig. Einige Familien, die in der Nähe des Ochsengrundes leben, sind von der Stadt Leisnig enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass ihr Aufbegehren im vergangenen Jahr nichts gebracht hat – und die Kommune die Planungen für das Wohngebiet hinter der Karl-Liebknecht-Straße in Leisnig wieder aufgenommen hat. Ihrem Unmut darüber machten wie während der Stadtratssitzung in der vergangenen Woche Luft. Aber auch anderes passte den Beschwerdeführern nicht. So sprachen sie den Namenswechsel an. Daher seien sie eher durch Zufall darauf gekommen, dass es sich bei der Wohnbebauung Eichbergblick – so in der Tagesordnung der Sitzung vermerkt – um ihre Nachbarschaft handelt.

Die Gründe für die Namensänderung erklärte später Peggy Huber vom Bauamt. Wie sie sagte, sei die Verwaltung noch einmal aktuelles Kartenwerk durchgegangen. Dort finde sich die Gebietsbezeichnung Ochsengrund für das Areal an Köpfgrube und Lärchenwäldchen nicht mehr. Daher sei jetzt die Bezeichnung Eichbergblick gewählt worden. Allerdings, so hatte Kathrin Reichwald einzuwenden, sei vom Eichberg von diesem Standort aus nur eine kleine Kuppe zu sehen. Der Blick gehe vielmehr auf die Meline.

Kathrin Reichwald brachte auch noch einmal auf den Punkt, weshalb sich die Anwohner gegen neue Nachbarn sträuben: „Es soll auch noch ein bisschen Grün in Leisnig bleiben, nicht alles zugebaut werden.“ Genau das haben die Beschwerdeführer auch auf eine Art Plakat gebracht: Der Ochsengrund muss grün bleiben – so lautet die stumme Forderung am Rande des neuen Baugebietes.

Um das ausweisen zu können, haben die Stadträte am Donnerstag einen Bebauungsplan „Eichbergblick“ auf den Weg gebracht. Wie Peggy Huber erläuterte, ist dieses Grundstück bereits im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche ausgewiesen worden. „Der Plan ist seit 2006 wirksam. Einwände, die einer rechtlichen Grundlage bedürfen, gab es dagegen nicht“, erinnerte sie.

Schon 1992 sei die Rede davon gewesen, die hintere Fläche der Karl-Liebknecht-Straße zu entwickeln. Das passiert jetzt. Das Gelände liegt noch im Innenbereich der Kernstadt und ist unbebautes Grünland. In der Vergangenheit hat die Kommune den Bau von zwei Einfamilienhäusern auf unmittelbar angrenzenden Grundstücken bewilligt. Zu diesen sollen die neu auszuweisenden Parzellen einen Mindestabstand von zehn Metern haben. Zudem sprach Peggy Huber von einer schnell wachsenden Hecke als Grünstreifen zwischen bestehender und neuer Bebauung.

Nach ihren Worten sollte entsprechend des Umfeldes der Bau von Einfamilienhäusern in ein- und zweigeschossiger Bauweise gestattet werden. Platz ist an dieser Stelle für ungefähr zwölf Parzellen.

Mit der Zustimmung der Stadträte geht der Bebauungsplan jetzt in die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit. Das heißt, die Nachbarn und alle Interessierten können sich die Planungsunterlagen anschauen und Hinweise sowie Einwände zu Protokoll geben. Auch die Behörden werden gefragt. Deren Einwände sind genauso abzuwägen wie die der Leisniger, die nebenan wohnen.

Erst mit Satzungsbeschluss kann vielleicht ab nächstem Jahr an diesem Standort gebaut werden. Stadtrat Mathias Voigtländer (CDU) findet das gut: „Wir sollten ein bisschen zukunftsorientiert denken.“ Aus seiner Sicht haben die neuen Planungen eine andere Qualität als die Standorte, die die Kommune bisher ausgewiesen hat. „Außerdem sollten wir den Familien, die bauen und vielleicht sogar hierher ziehen wollen, eine Auswahl anbieten können.“

Genügend freie Bauplätze gibt es im Moment nur am Eigenheimstandort „Wasserturm“ am Breiten Rain, der privat vermarktet wird. Ansonsten sind die meisten Eigenheimstandorte in der Stadt und auf dem Land überwiegend gut gefüllt. Häufig ist nur noch eine Lückenbebauung auf privaten Grundstücken möglich.

Trotzdem: René Quandt (CDU) lehnte die Entwicklung eines Eigenheimstandortes an dieser Stelle ab. Er begründete dies mit der häufigen Namensänderung des Gebietes. „Ich nenne das Irreführung der Anwohner“, lautete seine Begründung.