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Eigene Abteilung für Schlaganfall-Patienten

Zita Hodan ist die erste Neurologin am Klinikum Freital. Sie führt ein Team, das sich um besondere Fälle kümmert.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Andrea Schawe

Freital. Mehr als 300 Menschen werden jährlich mit einem Schlaganfall oder zumindest dem Verdacht darauf in die Helios-Weißeritztal-Kliniken in Freital eingeliefert. Vor allem Menschen ab 60 Jahre sind betroffen, aber auch Kinder und Jugendliche. Damit sie noch besser behandelt werden können, hat die Klinik nun eine Neurologin eingestellt. Zita Hodan arbeitet seit April in Freital. Vorher war sie im Krankenhaus in Freiberg tätig und hat dort auch die sogenannte Stroke Unit – eine Abteilung, die für Schlaganfallpatienten zuständig ist – geführt.

Bisher gab es in Freital keine Neurologie. „Die wird aber dringend gebraucht“, sagt Dirk Münch, der Chefarzt der Medizinischen Klinik II, der Klinik für Innere Medizin und Herz-/Kreislauferkrankungen. „Wir haben viele Patienten, die rasch von einem Neurologen gesehen werden müssen.“ Die Symptome für einen Schlaganfall sind vielfältig. Manche klagen über Schwindelgefühle, andere über Kopfschmerzen oder Lähmungen.

Bisher wurden die Patienten von den niedergelassenen Kollegen mitbetreut, sie kamen nach der Sprechstunde für Konsultationen ins Krankenhaus. In akuten Fällen arbeitet das Freitaler Krankenhaus mit der Dresdner Uniklinik über das Schlaganfallnetzwerk Ostsachsen zusammen. Die Dresdner Ärzte beraten Krankenhäuser im Raum Dresden und in Ostsachsen dabei telemedizinisch. Über eine Webcam kann ein Neurologe der Uniklinik den Patienten aus der Ferne untersuchen. Außerdem helfen ihm die vor Ort angefertigten Aufnahmen von der Computer- oder Magnetresonanztomografie, um die Ärzte für die weitere Behandlung des Schlaganfall-Patienten zu beraten. Die telemedizinische Behandlung wird auch künftig gebraucht – etwa, wenn die Neurologin nicht da ist.

Zita Hodan hat die Leitung

Nun soll in Freital langfristig eine Stroke Unit aufgebaut werden. Zuerst sind vier Betten auf der Intermediate Care Station (IC), der Überwachungsstation, geplant. Neurologin Zita Hodan soll das Team leiten. Sie ist so nicht nur vor Ort, um Schlaganfälle schnell zu diagnostizieren, sondern auch für die weitere Behandlung. „Die ersten Stunden sind bei Schlaganfällen entscheidend“, sagt die Ärztin aus dem tschechischen Teplitz. „Der Zustand der Patienten kann sich noch verschlechtern.“ Daher werden sie bis zu 72 Stunden überwacht.

Dabei arbeitet die Neurologin mit Fachärzten für Innere Medizin und Kardiologie zusammen. „80 Prozent der Schlaganfallpatienten haben auch Herzerkrankungen“, sagt die 36-Jährige. Etwa Vorhof-Flimmern oder andere Kreislaufprobleme. Die Internisten seien gleichzeitig auf das neurologische Wissen angewiesen, sagt Chefarzt Dirk Münch.

„Diese können die Symptome bei kleineren Schlaganfällen besser erkennen.“ Bei Patienten, die einen kleineren Schlaganfall erlitten haben, kann so das Risiko, dass wiederholte – mitunter schwerer ausgeprägte – Schlaganfälle eintreten, minimiert werden.

Schlaganfall ist dritthäufigste Todesursache

Trotzdem sterben rund 30 Prozent der insgesamt 260 000 Menschen, die jedes Jahr in Deutschland einen Schlaganfall erleiden, innerhalb der nächsten zwölf Monate. Damit ist diese plötzlich auftretende Erkrankung des Gehirns die dritthäufigste Todesursache. Mit einer intensiven Behandlung, zu der auch Ergo-, Physiotherapie und Logopädie gehören, kann Patienten mit Schlaganfall geholfen werden.

Wer einen Schlaganfall übersteht, der muss sich womöglich auf ein neues Leben einstellen. Denn ein Schlaganfall ist die häufigste Ursache für eine bleibende Behinderung im Erwachsenenalter. Rund 75 Prozent der Betroffenen behalten diese ein Leben lang. „Lähmungen lassen sich durch komplexe Behandlungen beseitigen oder so weit zurückdrängen, dass die Patienten sich selbst versorgen können“, sagt Hodan. Ziel ist es, die Krankenhausverweildauer zu verkürzen – und die Patienten so schnell wie möglich in eine Rehabilitationsklinik zu schicken. Dort wird das Gehirn über Wochen und Monate trainiert.