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Eifersuchtsdrama in der Gartenlaube

Ein 36-jähriger Dresdner rastet aus, als er seine Pirnaer Partnerin nackt bei einem Kumpel erwischt. Vor Gericht relativiert sie jedoch die Schläge.

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Von Stephan Klingbeil

Seine Lebensgefährtin war schon seit vier Tagen verschwunden. Der Dresdner Kai M. und die 46-jährige Pirnaerin hatten sich gestritten, bevor sie seine Wohnung verließ. Am 27. Juli vorigen Jahres, gegen 11 Uhr, traf der Mann die Verschwundene dann wieder – im Garten eines Kumpels. Und die zierliche Frau war nackt. Was danach auf dem Grundstück geschah, beschäftigt derzeit das Amtsgericht Pirna. Dort muss sich Kai M. wegen gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen und Fahrraddiebstahls verantworten. Ihm droht eine Haftstrafe.

Ja, das Fahrrad seiner Partnerin habe er damals nach dem Vorfall mitgenommen, er habe es aber kurz darauf bei ihrer Wohnung in Pirna-Jessen abgestellt. Doch das mit den Schlägen in der Gartensparte sei eine ganz andere Geschichte, betont der Angeklagte vor Gericht. Zunächst habe er seine Liebste gesucht. Sie hatte seine Wohnung wutentbrannt verlassen, weil sie eine SMS von einer anderen Frau an M. entdeckt hatte. Dann herrschte Funkstille. Der Angeklagte sagt, er hätte sich Sorgen gemacht.

Am 27. Juli fuhr er nach Pirna. „Ich wollte eigentlich angeln gehen, in dem Garten mein Angelzeug holen“, erklärt der 36-Jährige die „zufällige Begegnung“ mit seiner Partnerin. „Plötzlich sah ich sie dort. Sie war unbekleidet, das war zu viel.“

Aufgebracht und perplex sei er gewesen. Es folgten Schreie, es gab ein heftiges Gerangel. „Ich bin auf sie los, habe ihr gesagt, sie soll sich anziehen, dabei habe ich sie festgehalten und geschüttelt“, versucht er dem Gericht weiszumachen. Doch die Fotos, die die Polizei nach dem Vorfall von der verletzten Pirnaerin gemacht hat, sprechen eine ganz andere Sprache.

Blaue Flecken übersäten demnach Rücken, Oberschenkel und das Gesicht der Frau. Schürfungen seien zu erkennen. Das linke Ohrläppchen der Einzelhandelskauffrau war gerissen. Noch heute kann man da Spuren der Attacke erkennen, stellte sich vor Gericht heraus. Der sportliche Dresdner habe die Frau laut Staatsanwaltschaft geschlagen, über den Boden geschleift und gegen Mobiliar der Gartenlaube des gemeinsamen Bekannten geschleudert. Der vermeintliche Nebenbuhler hätte der Pirnaerin dann noch helfen wollen, jedoch sei ihm das nicht so recht gelungen.

Mit der Axt hängengeblieben

Stattdessen soll der gefrustete Angeklagte den Copitzer ebenfalls traktiert haben. Dieser erlitt Gesichtsverletzungen. Und nach der Attacke fehlte ihm ein Zahn. Außerdem, so kam es zur Sprache, sei Kai M. mit einer Axt aus dem Garten auf die beiden losgegangen. Bei der Attacke sei der Dresdner an einer Lampe hängengeblieben. Vermutlich wurde so Schlimmeres verhindert.

Der Angeklagte spricht davon, dass er sich gegen den Angriff des Kumpels wehren wollte, und seine Lebensgefährtin will der Schläger „keinesfalls vermöbelt“ haben. Das sei nicht ganz richtig, sagt er. Angesichts der Verletzungen, die nach der Anzeige der Pirnaerin festgestellt worden waren, gab er dann aber – zögerlich – alles zu.

Doch sein Opfer, das danach als Zeugin aussagte, rückte den Vorfall in ein anderes Licht. „Vielleicht gab es ein, zwei Backpfeifen, ich bin auch unglücklich gefallen, als er auf mich zugerannt kam“, relativierte sie die Schläge von M.. „Es war eine chaotische Zeit, auch kann ich mich nicht genau erinnern“. Sie habe eine kurze Affäre mit dem gemeinsamen Freund gehabt, am Abend zuvor hätten sie Alkohol getrunken.

Am liebsten hätte sie die Anzeige zurückgezogen. Es sei ihr peinlich. Inzwischen seien sie und M. wieder ein Paar. Und sie habe in einer früheren Beziehung ganz andere Sachen erlebt, schlimmere. Für das Gericht ist die Sache aber nicht gelaufen. Es erinnerte sie daran, die Wahrheit zu sagen. Bei Falschaussage drohte ihr gar eine Haftstrafe. Sie räumt ein, es gab Schläge. Doch ein Urteil steht aus. Drei Zeugen, darunter der Nebenbuhler, sollen noch aussagen.