Merken

Eifersucht und Schuld in Niesky

Ein Mann aus Pirna muss ins Gefängnis. Seine Liebe zu einer Nieskyerin und seine Vorstrafen wurden ihm zum Verhängnis.

Teilen
Folgen
NEU!
© dpa

Von Jost Schmidtchen

Michael K.* (36) aus Pirna saß im Februar gleich zweimal auf der Anklagebank des Amtsgerichts Weißwasser. Zwei Anklagevorwürfe verlas der Staatsanwalt: einen wegen gefährlicher Körperverletzung und einen wegen Sachbeschädigung.

Am 17. März 2016 um 2.45 Uhr habe Michael K. einem Fernando* im Treppenhaus der Wohnung von Kerstin A.* hinterrücks und heimtückisch mit einem Metallrohr auf den Kopf geschlagen. Fernando konnte einen zweiten Hieb abwenden. Er trug zwei Platzwunden am Schädel und am Jochbein davon. Am 12. Mai 2016 zerstach der Angeklagte auf dem Netto-Parkplatz in Niesky einem Tilo* aus Pirna drei Reifen an dessen Transporter – Sachschaden 600 Euro, heißt es in der Anklageschrift.

Michael K. wurde anwaltlich vertreten und machte zunächst keine Angaben zur Sache. Erst in der Fortsetzungsverhandlung war er nach mehreren Gesprächen mit seinem Verteidiger dazu schließlich bereit. Der Pirnaer wohnte von März 2014 bis Oktober 2016 bei seiner Freundin Kerstin A. (25) in Niesky. Deren Liebesleben erwies sich auch nach ihrer Zeugeneinvernahme als undurchsichtig. Da gab es Fernando aus Niesky, Tilo (51) aus Pirna und natürlich den Angeklagten.

Dieser war offenbar derart von ihr berauscht, dass er in seiner Eifersucht den Verstand verlor. Angestachelt zum Schlag mit dem Metallrohr hatte ihn angeblich die Freundin von Fernando. Kerstin A. vermutete, dass Fernandos Freundin eine Intrige eingefädelt hatte. Sie habe aus Rache gehandelt, den Angeklagten scharfgemacht, hochgeputscht und zu einer solchen Eifersucht getrieben, dass er fast unkontrolliert loszog und wutentbrannt und hinterlistig auf Fernando einschlug. Ziel soll gewesen sein, dass der Angeklagte dann zu einem Schmerzensgeld an Fernando verurteilt werden sollte. Fernando konnte dem Angreifer das Metallrohr schließlich wegnehmen und übergab es der Polizei.

Der Zeuge von der Polizei bestätigte zumindest, dass keinerlei Alkohol im Spiel war. Tilo aus Pirna war als geladener Zeuge unentschuldigt nicht zur ersten Hauptverhandlung gekommen und wurde deshalb auf Antrag des Staatsanwalts zu einem Ordnungsgeld von 150 Euro, bei Nichterbringung zu drei Tagen Ordnungshaft vergattert. Mit Kerstin A. kam Tilo durch den Angeklagten zusammen.

Tilo war wohl auch an Kerstin interessiert, die das ausnutzte, um die beiden Männer aus Pirna gegeneinander auszuspielen. Deshalb kam es auch zur Reifenstecherei am 12. Mai 2016 auf dem Netto-Parkplatz. Tilo wollte mit Kerstin A. „zum gemeinsamen Wandern in die Sächsische Schweiz fahren, dazu kam es aber nicht, weil drei Reifen des Transporters platt waren. In seinen späteren Einlassungen machte der Angeklagte deutlich, dass die Idee zu dieser Wanderung von Kerstin A. kam, um ihm wieder eine auszuwischen und er deshalb die Räder „zischen“ ließ.

Der Angeklagte muss nun zehn Monate in Haft, was auch mit seiner Vorgeschichte zu tun hatte: neun Vorstrafen im Bundeszentralregister; doppelte Bewährung zu Tatzeit. Seine Sozialprognose laute „Null“, meinte der Staatsanwalt. Das Ende der Fahnenstange sei erreicht und da kommen wegen gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung nur noch zehn Monate Gefängnis infrage. Dem Antrag folgte Amtsrichter Ralph Rehm in seinem Urteil.

*Namen von der Redakion geändert