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Eiche gefährdet Spielplatz

Am Donnerstag sollte der Bolzplatz in Großröhrsdorf freigegeben werden. Doch dazu kam es nicht.

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© Reiner Hanke

Von Reiner Hanke

Großröhrsdorf. Wüst sieht es derzeit um die stolze Eiche neben dem Bolz- und Spielplatz an der Silberspitze in Großröhrsdorf aus. Von der ist nicht nur ein dürrer Ast abgebrochen. Es ist ein Teil des Baumes zu Boden gegangen. Die Stadt hat das gesamte Gelände sofort weiträumig mit rot-weißem Flatterband abgesperrt: „Betreten der abgesperrten Fläche verboten“, ist zu lesen. Das bedeutet, aus Sicherheitsgründen bleibt auch der Bolzplatz zum Verdruss der Kinder bis auf weiteres gesperrt. Mit hohen Bauzäunen. Die Botschaft dort ist ebenfalls unmissverständlich: Platz gesperrt steht auf Schildern.

Der Bolzplatz bleibt nun aus Sicherheitsgründen weiter gesperrt.
Der Bolzplatz bleibt nun aus Sicherheitsgründen weiter gesperrt. © Reiner Hanke

Dabei sollte der sanierte Bolzplatz am Donnerstag eigentlich freigegeben werden. Nicht zum ersten Mal. Offenbar steht das Projekt nicht unter dem glücklichsten Stern. Im Vorjahr hatte die Stadt hier investiert, um den Holperplatz für die Kinder herzurichten. Im Rathaus hatten sich damals die Hinweise über den schlechten Zustand des Bolzplatzes an der Silberspitze gehäuft. Also rückten die „Technischen Dienste“ der Stadt an. Sie entfernten Baumstümpfe, begradigten den Platz und verlegten Rollrasen. Über 3 000 Euro investierte die Stadt allein an Sachkosten. Im vorigen Oktober wurde das Areal eröffnet. Schon damals konnten es Laura, Finn, Jasmin und die anderen Kinder von der Silberspitze kaum erwarten, wieder über ihren Bolzplatz zu toben. Dann kam die Botschaft: Der Rollrasen ist nicht richtig angewachsen. Erneut musste das Areal gesperrt werden, um die Fläche zu pflegen. Schließlich sogar mit den Bauzäunen. Denn Kinder, die gern Fußball oder Basketball spielen wollen, sind nicht so leicht von ihrem Platz fernzuhalten. Nun verhinderte die alte Eiche die Wiedereröffnung des Bolzplatzes. Ein Teil der Baumkrone überragt den Platz und macht ihn zur potenziellen Gefahrenzone. Dabei steht der mächtig ausladende Baum ganz gut im Saft.

Unerwartete Schäden

Dennoch ist nicht sicher, dass weitere mächtige Äste abbrechen. Der Abbruch in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend der Vorwoche sei auch völlig überraschend gekommen, schätzt die Stadt ein. Es habe keinen Sturm, kein Unwetter gegeben, sagt Bürgermeisterin Kerstin Ternes jetzt vor dem Stadtrat. Gegenüber der Stadt habe ein Gutachter von einem sogenannten Grünbruch gesprochen. Fachleute sagen, es könne immer wieder zu unerwarteten Schäden und Bruch von vermeintlich gesunden Bäumen, eben jenem Grünbruch kommen. Das sei kaum vorhersehbar. Die kommen vorwiegend bei Mittagshitze vor. Der Saftstrom reiße ab und der Baum sei nicht mehr in der Lage, die hölzerne Statik durch den Aufbau von Zelldruck zu unterstützen, erklären die Experten. Ungewöhnlich warm für Mai ist es derzeit immerhin. Ein bisschen morsches Innenleben scheint aber auch sichtbar zu sein.

Was nun Sache ist, solle ein Gutachten klären. Das hat die Stadt in Auftrag gegeben. In der kommenden Woche wird sich der Technische Ausschuss des Stadtrates mit der Eiche befassen. Oberste Priorität sei es, dass den spielenden Kindern auf dem Areal und natürlich auch allen anderen Passanten keine Gefahr drohe. Ein starker Rückschnitt ist im Gespräch, aber auch die Fällung nicht ausgeschlossen. Der Baum könnte aber auch unter Naturschutz stehen: „War an dem Baum nicht mal die Naturschutzeule?“ gab Stadträtin Anette Böhme (CDU) zu bedenken. Der Baum stehe nicht auf der Liste, ist sich die Stadt sicher.

Immerhin sei es einer der schönsten und größten Bäume in der Stadt, schätzt die Stadträtin ein: „Es wäre gut, wenn der Baum erhalten werden kann.“ Und die Kinder von der Silberspitze warten darauf, dass sie auf ihrem Bolzplatz endlich wieder den Ball jagen können.