Merken

Ehrenbürger mit Herz für Kinder

Der Vater der Elbresidenz Bad Schandau wird 80. Wunschlos glücklich ist Werner Kirschner noch nicht.

Teilen
Folgen
© Dirk Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Elisabeth und Werner Kirschner werden von spielenden Kindern umkreist. Dass es im Bad Schandauer Ortsteil Krippen diesen einen Kindergarten überhaupt noch gibt, ist maßgeblich ihrer Initiative zu verdanken. „Ich wollte mich einfach nicht damit abfinden, dass das Kinderlachen in der Nachbarschaft verstummen soll“, sagt Elisabeth Kirschner. So wurde 2003 mit weiteren Mitstreitern der Verein Soziale und kulturelle Interessengemeinschaft Krippen (Suki) gegründet. Mit finanzieller Unterstützung der Kirschners führte der Verein die Kita „Fuchs und Elster“ mit anfangs sechs Kindern weiter, als die Stadt sie schließen wollte. Noch immer gehört Werner Kirschner dem Vereinsvorstand an.

Das ist nicht selbstverständlich, denn am Mittwoch, dem 21. März, wird er 80 Jahre alt. Er hat Freunde und Weggefährten zu einem Empfang ins Parkhotel eingeladen. Dazu gehören auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seiner Hotelservice-Firma. Zwar ist er nur noch mit einer Minderheitsbeteiligung Inhaber, trotzdem ist er fast täglich vormittags in der Firma an der Rosengasse. „Mein Rat ist noch gefragt. Aber wenn ich mal fehle, geht es auch ohne mich“, sagt Kirschner.

Ohne ihn wäre ein anderes Projekt wohl nicht umgesetzt worden. Werner Kirschner gilt als Vater der Elbresidenz. Von 2006 bis 2010 war er der Geschäftsführer des Fünf-Sterne-Hotels am Markt. „Wir haben Ruinen zu einem Hotel gemacht“, sagt er rückblickend. Zuvor hatte er schon die Weka-Hotels entwickelt. Vor fünf Jahren wurde er für dieses Engagement zum Ehrenbürger von Bad Schandau ernannt.

Da war schon länger klar, dass die Sächsische Schweiz seine Heimat geworden ist. Geboren wurde er in Böhmen. Dort wurde seine Familie 1945 vertrieben. Als Siebenjähriger ging er mit seinen Eltern zu Fuß nach Sebnitz. Die Kirschners stellten Kunstblumen her und waren bei einem früheren Geschäftspartner untergekommen. „Ich hatte mein Bett im Flur, abgetrennt mit einer alten Decke“, erinnert sich Werner Kirschner. Im Winter gab es kaum Schulunterricht, weil Kohle zum Heizen fehlte. Viele Menschen waren hilfsbereit gegenüber Vertriebenen und Geflüchteten. Es gab aber auch Demütigungen. „Als ich einen Bauern um die Kartoffelschalen aus dem Abfall bat, schickte er mich weg mit der Bemerkung: ,Die brauchen wir für unsere Schweine‘“, erzählt Kirschner. Das habe ihn tief getroffen, weil er doch ein Kind war, das Hunger hatte.

Unterm Strich hätten aber die positiven Erinnerungen dominiert. Nirgendwo fühlte er sich mehr so heimisch als in der Sächsischen Schweiz. Nicht in Hamburg, wohin seine Eltern mit ihm zogen, weil es dort Arbeit gab. Auch nicht in Braunschweig, wo er lange an der Technischen Universität arbeitete. Selbst im niedersächsischen Vechelde, wo er elf Jahre lang Bürgermeister war und für seine Leistungen den niedersächsischen Verdienstorden am Bande erhielt, entwickelte er nicht dieses Heimatgefühl, das er nach 1989 wieder in Bad Schandau spürte.

Sich für seine Heimat einzusetzen, damit will er auch mit 80 Jahren nicht aufhören. Neben seiner Tätigkeit in der Hotelservice-Firma und dem Suki-Verein hat er auch noch mit der vom ihm gegründeten Werner-und-Elisabeth-Kirschner-Stiftung zu tun. Sie unterstützt insbesondere den Krippener Kindergarten. Deshalb wünscht er sich statt Präsente eine Spende an seine Stiftung.